Frankfurt. . Die Deutsche Bank und die Erben des verstorbenen Medienmoguls Kirch einigen sich zehn Jahre nach der Pleite des Medienimperiums. Ex-Bank-Chef Breuer führte das wohl teuerste Interview aller Zeiten: Er hatte im Fernsehen die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt und damit möglicherweise die Pleite ausgelöst.
Offiziell gibt es keine Bestätigung, weder von der Deutschen Bank noch von betrauten Anwälten der Kirch-Seite. Aber ganz offensichtlich haben sich die Bank und die Erben des im Juli 2011 verstorbenen Medien-Unternehmers Leo Kirch auf einen Vergleich geeinigt, nach dem die größte deutsche Bank jetzt 800 Millionen Euro zahlt. Sie setzen damit einen Schlusspunkt unter die jahrelange Serie von Prozessen, ob eine Äußerung des damaligen Bank-Chefs Rolf Breuer im Jahr 2002 für die Pleite des Kirch-Imperiums verantwortlich war.
Beim letzten Prozesstermin im April vergangenen Jahres hatte das zuständige Münchener Oberlandesgericht einen Vergleich zur Beendigung aller Verfahren und die Zahlung von 775 Millionen Euro durch die Deutsche Bank vorgeschlagen. Kirch hatte das abgelehnt und erneut mindestens eine Milliarde Euro gefordert. Ursprünglich hatte er sogar 3,6 Milliarden Euro verlangt, weil die Bank sein Unternehmen in die Pleite gestürzt habe. Im November lehnte auch die Bank einen Vergleich ab.
Streit spitzte sich zu
Der jetzt angeblich gefundenen Einigung muss der Vorstand der Deutschen Bank zustimmen, der am Dienstag zu seiner routinemäßigen Sitzung zusammenkommt. Der scheidende Bank-Chef Josef Ackermann hatte vor knapp zehn Tagen deutlich gemacht, dass er bis zu seinem Ausscheiden Ende Mai noch einige Rechtsstreitigkeiten beenden wolle, auch durch Vergleiche. Er wolle seinen beiden Nachfolgern Anshu Jain und Jürgen Fitschen ein intaktes Haus überlassen.
Noch im November hatte sich der Streit zugespitzt, als die Münchener Staatsanwaltschaft Wohnungen und Büros von Ackermann, seinem Vorgänger Breuer und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Börsig durchsuchen ließ, weil sie angeblich in einem Zivil-Prozess in Sachen Kirch vor Gericht gelogen haben sollen. Die Bank wies die Vorhaltungen entschieden zurück.
Zweifel an Kreditwürdigkeit
Auslöser des in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beispiellosen Rechtsstreits waren Äußerungen von Breuer. Als das Kirch-Imperium Anfang 2002 offensichtlich schon in erheblichen Schwierigkeiten steckte, zweifelte Breuer in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit Kirchs an. „Was man alles lesen und hören kann, ist, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- und Eigenmittel zur Verfügung zu stellen.“
Wenige Monate später brach das Kirch-Imperium zusammen. Nach Ansicht des Medien-Unternehmens waren Breuer und die Deutsche Bank wegen dieser Äußerung dafür verantwortlich. Die Folge war eine Flut von Klagen bis hin zum Bundesgerichtshof, der 2006 urteilte, dass Kirch grundsätzlich Anspruch auf Schadenersatz habe. Ein Zivilverfahren, das Kirch gegen Breuer persönlich wegen angeblichen Betrugs angestrengt hatte, wurde Ende 2011 durch die Zahlung einer Geldbuße von 250.000 Euro durch den Ex-Banker beendet.