Brauereiriese Radeberger kauft den ursprünglichen Besitzern - den Brüdern Stephan und und Peter Kowalsky - die letzten Anteile der früheren Kultbrause ab. Auslöser war offenbar ein Streit um die Zukunft des Unternehmens. Bionade hatte zuletzt mit erheblichen Absatzschwierigkeiten zu kämpfen.
Die vom Nischenprodukt der Ökoszene zur Kultbrause gewordene Bionade gehört künftig komplett zum Lebensmittelkonzern Oetker. Nach einem Absatzabsturz in den vergangenen Jahren zog sich die fränkische Gründerfamilie Kowalsky nun vollständig zurück. Wie die Oetker-Tochter Radeberger am Mittwoch in Frankfurt bestätigte, übernahm Radeberger zu einem nicht genannten Preis die verbliebenen 30 Prozent Anteile.
In Verhandlungskreisen war von einem einstelligen Millionenbetrag die Rede. Vor drei Jahren war der Kaufpreis für die ersten 70 Prozent inoffiziell noch auf eine höhere zweistellige Millionensumme beziffert worden. Damals war der Mineralwasser-Hersteller Rhön-Sprudel ausgestiegen, bei dem auch die Vertriebsrechte gelegen hatten. Die Kowalskys hatten mit dem Einstieg des Brauereiriesen Hoffnungen auf einen internationalen Siegeszug gehegt.
Expansion nur durch Ankauf von Anteilen
Nach der Erfindung 1995 und einem eher langsamen Bekanntwerden entwickelte sich Bionade ab Ende der 90er Jahre zu einem regelrechten Massenprodukt. Die nach Angaben des Herstellers erste ökologisch hergestellte Limonade trägt das Biosiegel und schaffte es aber, auch jenseits von Bioläden einen Absatzmarkt zu finden. Im Rekordjahr 2007 wurden 200 Millionen Flaschen der in den Geschmacksrichtungen Holunder, Litschi, Kräuter, Ingwer-Orange und Quitte hergestellten Limonade verkauft.
Die Expansion hatte die Gründerfamilie allerdings nur durch den Verkauf einer Mehrheit ihrer Anteile geschafft. Im Jahr 2008 erhöhte der Brausehersteller dann seine Preise drastisch um über 30 Prozent, was zu einem unmittelbaren Einbruch des Absatzes führte. Seit 2009 ist Radeberger Mehrheitseigner des Herstellers, bis 2010 erhöhte es seine Anteile auf 70 Prozent.
Die Geschwister Peter und Stephan Kowalsky erklärten zu ihrer Entscheidung, nun auch die verbliebenen 30 Prozent Anteile zu verkaufen: "Bionade hat bewegte und schwierige Zeiten hinter sich." Eine Trennung von den Anteilen sei ihnen deshalb nicht leicht gefallen. Sie hätten aber nun die Möglichkeit, neue Projekte im Bereich nachhaltige Entwicklung zu entwickeln.
Radeberger lehnte Genossenschaft ab
Ofenbar ist es aber zu Unstimmigkeiten zwischen der Gründerfamilie und Radeberger gegeben haben. Die Gründer hätten die Firma in eine Genossenschaft umwandeln wollen, Radeberger habe sich dagegen gestemmt. Radeberger erklärte, dass der von dem Unternehmen gestellte Geschäftsführer Christian Schütz nach dem Ausscheiden der Kowalsky-Brüder die Gesamtverantwortung für das Unternehmen erhalte.
Radeberger hatte zuletzt berichtet, dass sich der Absatz von Bionade seit April vergangenen Jahres wieder stabilisierte. Medienberichten zufolge war dieser zuvor aber von den 200 Millionen Flaschen Jahresabsatz 2007 auf nur noch 60 Millionen Flaschen regelrecht abgestürzt. Dem Getränk machten Nachahmerprodukte und Preiserhöhungen zu schaffen. 2011 habe sich der Absatz "nahezu" stabilisiert, erklärte Radeberger. Zu Radeberger gehören Marken wie Jever, Schöfferhofer, Selters, Clausthaler, Stuttgarter Hofbräu, Berliner Pilsner, Binding oder Sion Kölsch. (afp/rtr)