Ehingen. Die Drogerie-Kette hat am Montagmorgen beim Amtsgericht die Planinsolvenz angemeldet. 30.000 Beschäftigte fürchten um ihren Arbeitsplatz. Auf der Facebook-Seite von Schlecker melden sich auch mutmaßliche Mitarbeiter zu Wort. Eine öffentliche Diskussion über das persönliche Schicksal und den Spott gegen den Arbeitgeber.

"For You. Vor Ort. Vorbei!", so kommentieren mehrere Facebook- und Twitternutzer die Insolvenz des Drogerie-Riesen Schlecker. Die teuren Preise und das viel gescholtene Schmuddel-Image trieben das Unternehmen aus Ehingen in die Pleite. Auf der offiziellen Facebook-Seite Schleckers stehen Häme und Spott über die Insolvenz dem Schicksal von rund 30.000 Beschäftigten gegenüber, die um ihren Arbeitsplatz fürchten. Facebook-Nutzer, die sich als Schlecker-Mitarbeiter zu erkennen geben, diskutieren dort untereinander und mit anderen über ihre persönliche Zukunft und die ihres Arbeitgebers.

Resignation, Beleidigungen und Kampfgeist bei Mitarbeitern

"Das rettet unsere Arbeitsplätze auch nicht mehr. Danke Anton.", kommentiert eine Nutzerin als erste das am Freitagabend angekündigte Planinsolvenzverfahren, mit dem sich das Familienunternehmen um Gründer Anton Schlecker retten will.

Eine vermeintliche Mitarbeiterin hingegen, versucht ihre Kollegen aufzumuntern: "Positiv denken, und nicht aufgeben!!! Denkt an unsere treuen Kunden!!!".

Andere Mitarbeiter haben weniger Verständnis für ihre Kollegen, die ihrem Frust über ihren Arbeitgeber Luft verschaffen: "Meine Fresse, hört doch mal auf zu jammern", fordert eine Nutzerin und erntet mit ihren Worten auf Facebook nur wenige Beiträge weiter die erste Beleidigung: "Deine Argumente sind so dumm, genau wie du selbst, aber das erklärt auch warum du bei Schlecker arbeitest".

Mitleid für die Beschäftigten - Spott für's Schlecker-Management

Viele Außenstehende zeigen zwar Verständnis für die missliche Lage der Mitarbeiter, haben jedoch weniger Mitleid für das Schlecker-Management: „Und Tschüß, ein Raubtierkapitalist weniger"; "Schade nur um die vielen jahrelang geknechteten Mitarbeiter die womöglich ihren Job verlieren"; "Na toll, da haben sie die Angestellten solange ausgenutzt und jetzt haben die trotzdem keinen Job!", lauten einige der Kommentare.

Was heißt Planinsolvenz?

Bei einem Planinsolvenzverfahren legt das Unternehmen dem Insolvenzrichter ein Sanierungskonzept vor, mit dem es die Entschuldung anstrebt. Ziel des Unternehmens ist es, sich in Eigenverwaltung zu sanieren und die Geschäftsführung nicht an den Insolvenzverwalter abzutreten. Der Insolvenzrichter entscheidet bei einem Planinsolvenzverfahren darüber, ob die Geschäftsführung im Amt bleibt und der Insolvenzverwalter nur die Aufsicht führt.

Viele vermeintliche Mitarbeiter verteidigen Schlecker

Viele Nutzer, die angeben Mitarbeiter von Schlecker zu sein, stellen sich in ihren Beiträgen hinter ihren Arbeitgeber: "Glauben Leute wirklich, man bleibt jahrelang einem Unternehmen treu, wenn es mies ist?", reagiert eine Teilnehmerin auf die gegen Schlecker gerichteten Beiträge.

Schlecker lässt Nutzer auf Facebook mit ihren Fragen allein

Schlecker selbst hielt sich aus der Diskussion zunächst raus. Nachdem Freitagabend in einigen Beiträgen persönliche Beleidigungen auftauchten, forderte das Unternehmen die Nutzer dazu auf, Andere in Beiträgen nicht persönlich anzugreifen oder zu verletzen.

Montagmittag, nachdem Schlecker offiziell beim Amtsgericht die Planinsolvenz beantragt hatte, reagierte das Unternehmen erstmalig auf die vielen Fragen der Mitarbeiter auf Facebook mit einem knappen Beitrag: „Das sogenannte Planinsolvenz-Verfahren, das Schlecker anstrebt, hat zum Ziel, das Unternehmen sowie möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Märkte erhalten zu können. Auch hier bei Facebook zeigt sich, dass unsere Mitarbeiter wie auch das gesamte Management auch in dieser schweren Zeit hinter dem Unternehmen stehen. Wir sehen die Situation als Chance für einen Neuanfang.“

Mit der Frage wie dieser Neuanfang konkret aussehen wird und vielen weiteren Fragen lässt Schlecker seine Mitarbeiter auf Facebook zunächst allein: „Und was passiert nun mit den ganzen Mitarbeitern? Wäre nett wenn Ihr antworten würdet", fordert eine Nutzerin bisher vergeblich.

Wann und ob die Fragen der Mitarbeiter auf dem Facebook-Profil beantwortet werden, lässt das Unternehmen offen. Ziel der beantragten Planinsolvenz, so Schlecker, ist der Erhalt eines Großteils des Filialnetzes und der Arbeitsplätze. Aussagen über die Zukunft einzelner Märkte, Städte oder Regionen, könne das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt nicht treffen.