Brüssel. . Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s hat am Freitag die Kreditwürdigkeit von neun der 17 Euro-Staaten herabgestuft. Nun droht auch dem Euro-Rettungsschirm der Verlust der Bestnote „AAA“: Fragen und Antworten

Neue Hiobsbotschaft im Kampf der Europäer gegen die Schuldenkrise: Einer der drei weltweit führenden Kreditwürdigkeits-Wächter holte am Freitag zu einem viel kritisierten Rundumschlag aus. Standard & Poor’s (S&P) senkte die Bonitäts-Bewertungen von neun der 17 Staaten, die den Euro nutzen. Das verteuert das Schuldenmachen für die Länder – und erschwert ihre Bemühungen, die Turbulenzen einzudämmen.

Was ist passiert?

S&P sieht die Entwicklungen im Euro-Währungsraum pessimistischer als bisher. Daher senkten die Rating-Analysten ihre Bewertungen von neun Euro-Staaten. Nun können sich nur noch vier statt bisher sechs Euro-Staaten mit der Bestnote „AAA“ schmücken: Frankreich und Österreich büßten ihr Spitzen-Rating ein. Ihre Kreditwürdigkeit beurteilt S&P jedoch immer noch als sehr gut.

Was ist mit Deutschland?

Der größte EU-Staat gilt S&P weiter als Spitze – wie die Niederlande, Finnland und Luxemburg. An Deutschlands Kreditwürdigkeit haben die Experten nichts auszusetzen. Die Analysten loben Deutschlands „moderne“ und „wettbewerbsfähige“ Wirtschaft. Der Staat haushalte „umsichtig“ mit dem Geld der Steuerzahler. Die Wirtschaft könne „große wirtschaftliche und finanzielle Belastungen“ verkraften. Das habe sie bei der Wiedervereinigung Deutschlands oder in der Weltwirtschaftskrise 2009 bewiesen.

Was trieb S&P zum Rundumschlag?

Die Rating-Analysten finden, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihre europäischen Amtskollegen nicht genug tun, um die Schuldenkrise einzudämmen. Derzeit feilen die Politiker zwar an einem Vertrag, der die Länder zum besseren Haushalten und zum Schuldenabbau anhalten soll. Für S&P ist das aber „kein ausreichender Durchbruch“ im Krisenkampf.

Die Politiker sähen die mangelnde Haushaltsdisziplin von Staaten als Hauptursache der Turbulenzen, so S&P. Doch auch wirtschaftliche Ungleichgewichte zwischen Export-Staaten wie Deutschland und strukturschwächeren Ländern wie Portugal hätten die Probleme ausgelöst. „Daher glauben wir, dass ein Reformprozess, der einseitig auf fiskalischen Sparmaßnahmen beruht, unwirksam sein könnte“, erklärt S&P. Allerdings gestehen die Europäer inzwischen ein, dass Sparen allein nicht reicht. Sie überlegen, wie die Wirtschaft in Schwung gebracht werden könnte. Auf einem Gipfeltreffen Ende Januar wollen Merkel & Co. erste Schritte vereinbaren. Daher kritisiert EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn die S&P-Aktion als „widersprüchlich“.

Wie schlimm ist die Massen-Abstufung?

Allgemein gilt: Verschlechtert sich die Bonitäts-Bewertung eines Staats, muss er höhere Zinsen zahlen, wenn er sich bei Banken oder Versicherern Geld leiht. Allerdings hatte S&P Anfang Dezember angekündigt, die Kreditwürdigkeit der Euro-Staaten zu überprüfen. Die Finanzmärkte konnten sich auf einen Rundumschlag einstellen.

Trotzdem hat die Massen-Abstufung Folgen. Sie betrifft auch den Euro-Rettungsfonds, aus dem Irland, Portugal und bald wohl auch Griechenland Notkredite erhalten. Dieser 440 Milliarden Euro schwere Topf ist ein wichtiges Instrument im Krisenkampf. Um taumelnden Staaten zu helfen, borgt der Fonds Geld bei Investoren, die Euro-Länder garantieren dafür. Da S&P nun lediglich vier statt bisher sechs Staaten eine Spitzennote für ihre Kreditwürdigkeit erteilt, überprüfen die Analysten ihre bisherige Bonitäts-Note „AAA“ für den Nottopf. Verschlechtern sie diese, dürfte das Geldleihen für den Fonds teurer werden.