Bochum. . Nach zwei Jahren mit Lohneinbußen hätten sich die Opel-Mitarbeiter dieses Jahr wieder über eine kräftige Lohnerhöhung freuen dürfen. Doch der Opel-Mutter-Konzern General Motors will erneut Einschnitte durchsetzen. Die Belegschaft und die IG Metall kündigen Widerstand an.

Das neue Jahr beginnt für die Opel-Mitarbeiter wieder einmal mit schlechten Nachrichten. Sie sollen in diesem Jahr auf einen Teil der geplanten Lohnerhöhungen verzichten. Das will der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) nach einem Bericht der FAZ durchsetzen, um den europäischen Autobauer wieder profitabel zu machen.

Doch die Belegschaft will dem Drängen nicht ohne Weiteres nachgeben. "Es gibt für uns keinerlei Gründe, einen Verzicht zu akzeptieren", sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel auf Nachfrage von DerWesten. Auch Oliver Burkhard, IG Metall Bezirksleiter in NRW, lehnt dies ab: "Wünschen kann sich General Motors ja viel, aber Weihnachten ist vorbei und an Verträge muss auch GM sich halten. Anständig und fair bezahlt werden, dass erwarten die Arbeitnehmer vom Management. Und genau das ist per Vertrag geregelt. Warum sollten sie jetzt etwas anderes mitmachen?", erklärte Burkhard gegenüber derWesten.

Aus Sicht von Einenkel muss GM zunächst seinen Teil des 2010 verabschiedeten Sanierungsplanes erfüllen. Heißt: GM muss für die Auslastung und damit Sicherung der europäischen Werke sorgen. "Da ist uns GM noch einiges schuldig geblieben", meint Einenkel.

Kein weiterer Lohnverzicht: Darüber sind sich NRWs IG-Metall-Chef Oliver Burkhard (l.)  und Opel-Betriebsrat Rainer Einenkel einig. Foto: Ingo Otto/WAZ Foto Pool
Kein weiterer Lohnverzicht: Darüber sind sich NRWs IG-Metall-Chef Oliver Burkhard (l.) und Opel-Betriebsrat Rainer Einenkel einig. Foto: Ingo Otto/WAZ Foto Pool

"Die Schmerzgrenze ist erreicht"

Derzeit produziert Opel laut FAZ in Europa jährlich knapp 1,2 Millionen Autos, hat aber Kapazitäten für 1,6 Millionen Autos. Dagegen plant GM den Bau von 300.000 Opel-Autos in den Werken in Mexiko und Korea.

"Wir sollen mit unserem Lohnverzicht den Aufbau neuer Werke außerhalb Europas unterstützen. Das ist nicht vorstellbar", so Einenkel weiter. Er forderte, dass GM den Verkauf von Opel-Modellen in Wachstumsmärkten China, Indien und Brasilien erlaubt. Zugleich machte Einenkel deutlich, dass die Beschäftigten im Bochumer Opel-Werk bereits untertariflich bezahlt würden. "Die Schmerzgrenze ist erreicht", sagte er.

Als Teil des Sanierungsvertrages hatten die Opel-Beschäftigten 2010 und 2011 auf die Hälfte ihres tariflichen Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichtet. Zudem wurde eine um 2,7 Prozent geplante Lohnerhöhung auf Februar 2012 verschoben. So sollten die deutschen Belegschaften jährlich 176 Millionen Euro einsparen. Die Vereinbarung zwischen GM und der Gewerkschaft IG Metall galt bis Ende 2011. Nun muss neu verhandelt werden.

Allianz gegen Bochum

Laut FAZ könnten sich die Lohnerhöhungen für die Opel-Mitarbeiter dieses Jahr auf insgesamt fast 11 Prozent oder 1,1 Milliarden Euro summieren, wenn es keine neuen Einschnitte gibt. Neben der verschobenen Tariferhöhung und der Wiederaufnahme der Zahlung des vollen Urlaubs- und Weihnachtsgeldes geht die FAZ von einem Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie zwischen 3,5 und 4 Prozent aus. Doch diese Zahl ist fiktiv. Die Tarifverhandlungen beginnen jetzt erst.

Für die Bochumer Opel-Beschäftigten beginnen damit entscheidende Wochen. Nicht nur, dass über ihren künftigen Lohn verhandelt wird, es geht auch wieder einmal um den Fortbestand ihres Werkes. Denn bis Frühjahr könnte GM bereits entscheiden, wo ab 2015 der neue Astra gebaut werden soll. Ein zweites Modell neben dem Zafira ist für das Bochumer Werk überlebenswichtig. Doch da gab es bereits Anfang dieser Woche schlechte Nachrichten. Die Opel-Betriebsräte der Werke Rüsselsheim, Gleiwitz (Polen) und Ellesmere Port (Großbritannien) haben sich zusammengetan, um den Bau des Astras an ihre Standorte zu ziehen. Bochum blieb bei dieser Allianz außen vor.