Ruhrgebiet. . Pastell, Goldregen, aber vor allem Riesenknaller und Feuerwerksbatterien sind die Renner in diesem Jahr. „Auf der Höllenmaschine durch die Nacht“ und „Resident Evil“ heißen die Feuerorgeln. Wir verraten, was man beim Böllern beachten sollte und wie der Knall in die Tüte kommt.

Vorbei die Zeit der Zisselmännchen. Höher, lauter, heller – ein aktuelles Feuerwerk ist großer Sport. Also Leistungsschau. Spektakel. Doping. Oder einfach nur schön. Was man wissen muss:

Die Trends

Raketen in Rosa und Limonengelb? Pastelltöne dominieren die Winterkollektion, wenn man Weco glaubt, dem größten Feuerwerks-Hersteller Europas. Und „die wunderschönsten Effekte wie Goldregen, Silberpalmen und Fächersalven“ seien nun erstmals auch als Privatfeuerwerk erhältlich, sagt Pyrotechniker Claus fun Zütphen.

Aber das ist für die Feingeister. Der Übertrend heißt: Kawumm! Die Masse an Schwarzpulver macht’s. Batterie-Feuerwerk wird immer beliebter, sagen Hersteller, Handel und Pyrotechniker.

Es hat da eine Änderung im europäischen Pyrotechnikgesetz gegeben, die zunächst etwas verpufft ist. Seit Ende 2009 dürfen Feuerwerksbatterien 500 statt 200 Gramm Schwarzpulver enthalten; pro Schuss bis zu 50 Gramm.

Aber erst dieses Jahr steigen die Hersteller richtig drauf ein. „Auf der Höllenmaschine durch die Nacht“, lautet also das Motto bei Comet aus Bremerhaven: „Die Verbraucher können sich auf weiterentwickelte Ultrapowerartikel und Verbundbatterien freuen, die in Dauer, Höhe und Brillanz der Effekte dem Profibereich immer ähnlicher werden“, sagt Geschäftsführer Richard Eickel. Das haben die Feuerwehren befürchtet.

„Resident Evil“ heißt die Feuerorgel bei Konkurrent Weco. Auch das verheißt aus Sicht der Brandlöscher wenig Gutes. Sie warnen vor dem großen Wumm. Die Preise variieren jedenfalls zwischen 10 und etwa 50 Euro.

Der Urknall

Und wie kommt der Knall in die Tüte? „Wenn man Schwarzpulver in einer verschlossenen Hülse abbrennt“, sagt Eckart Tischer, der Effekte bei Comet entwickelt, „dann entsteht ein Gasdruck im Inneren“. Und wenn das Gas mit hoher Geschwindigkeit entweicht, knallt es eben. In Tischfeuerwerke setzt man statt Schwarzpulver Nitrocellulose ein.

Ganz anders werde dagegen ein Pfeifen erzeugt, sagt Tischer. Das Geräusch entstehe durch einen „pulsierenden Abbrand mit etwa 3000 bis 4000 Hertz“ in der offenen Papphülse – gleichsam eine Kaskade von kleinen Explosionen.

Licht- und Farbeffekte sind am schwierigsten: Rot wird durch Strontium erzeugt, Grün durch Barium oder Kupfer. Natrium macht das Feuerwerk gelb, Calcium färbt es orange. Anders ist es bei Silber- und Goldfarben: Bei der Verbrennung von Metallpulvern wie Magnesium und Aluminium entstehen Partikel, die mit hoher Temperatur glühen und dadurch weißes oder gelbes Licht erzeugen.

Die illegalen Knaller

Polen-Böller! Klingt diskriminierend, aber der Zoll findet eben „so gut wie täglich illegal eingeführte Feuerwerkskörper“ an der besagten Grenze, erklärt das Hauptzollamt Frankfurt/Oder. Oft sind es Privatleute, die die Knaller aus Polen mitbringen. Alle offiziellen Stellen warnen vor den Böllern, die oft gefährliche Stoffe oder Gemische enthalten und bisweilen unkontrolliert zünden. So hatte sich zum Beispiel schon im April 2011 ein 16-Jähriger im brandenburgischen Bestensee mehrere Finger der linken Hand abgerissen, als ein Polen-Böller in einer Flasche vorzeitig explodierte.

Die Versicherung

Eltern haften für ihre Kinder. Wer seine minderjährigen Kinder mit Böllern spielen lässt, handelt grob fahrlässig. Versicherungen zahlen nichts. Tischfeuerwerk und Wunderkerzen dürfen Kinder erst mit 12 Jahren abbrennen. Raketen, Chinaböller und Sonnenräder dürfen erst ab 18 Jahren gekauft werden.

Bei einer Explosion im Gebäude springt nur dann die private Haftpflicht ein, wenn der Knaller aus Versehen gezündet wurde. Verursacht eine Rakete einen Wohnungsbrand, tritt die Hausratversicherung ein. Äußere Schäden begleicht die Wohngebäudeversicherung. Bei Autos zahlt die Teilkasko für Schäden am Lack, zerbrochene Scheiben oder einen Brand. Vollkaskoversicherungen übernehmen mutwillige Beschädigungen. Eine Garage hilft aber auch.

Die Tiere

Um Haustiere vor einer „Silvesterneurose“ zu schützen, rät der Tierschutzbund, Hund und Hase nicht allein zu lassen. Sie sollten an einem ruhigen Platz untergebracht werden. Hilfreich ist auch, Radio oder Fernsehen laufen und das Licht brennen zu lassen. Beim Gassigehen sollten Hunde auch Tage vor Silvester nur angeleint geführt werden. Es gibt immer wieder verfrühte Kracher. Aus Rücksicht auf Wildtiere sollte auf das Knallen im Park oder Wald verzichtet werden. Bambi und Bunny feiern nicht so gerne.

Das Geld

Für eine Kaufzurückhaltung gibt es keine Hinweise. Der Verband der pyrotechnischen Industrie in Ratingen rechnet für die Branche wie im Vorjahr mit einem Knaller-Umsatz von 113 Millionen Euro.

Die Alternative zum Knallen bietet jedes Jahr die Hilfsorganisation „Brot für die Welt“: Konto-Nr.: 500 500 500, Postbank Köln, BLZ 370 100 50, Stichwort: „Brot statt Böller“.