München. . Die Zerschlagung von Eon-Ruhrgas rückt näher: Der Versicherer Allianz will angeblich das Gasnetz von Eon übernehmen. Derweil reduziert Eon seine Gewinnprognosen nach der Atomwende und muss auf Geschäfte in Europa drei Milliarden Euro abschreiben.
Der Totalumbau des größten deutschen Energieversorgers Eon nimmt Gestalt an. Nach Angaben aus Konzernkreisen verhandelt das Düsseldorfer Unternehmen mit dem Versicherer Allianz über den Verkauf von Konzernteilen. Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge, will der Versicherer über seine Beteiligungstochter Allianz Capital Partners (ACP) das 12.000 Kilometer lange Gasnetz des Traditionskonzerns übernehmen. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, verlautet aus Eon-Kreisen. Die Allianz werde dabei vom ehemaligen Ruhrgas-Vorstand Jochen Weise beraten.
Damit rückt eine Zerschlagung von Eon Ruhrgas immer näher. Das Ruhrgas-Netz ist das größte deutsche Gasnetz. Durch das Pipeline-System fließt mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Zuvor hatten schon die Eon-Rivalen GDF Suez und RWE ihre Netztöchter ganz oder teilweise an Finanzinvestoren verkauft.
Eon muss Milliarden-Abschreibungen hinnehmen
Derweil kämpft Eon mit Milliardenabschreibungen und traut sich nach der Atomwende bei den Jahreszielen für 2011 weniger zu. Der Versorger schraubte am Montagabend die Bandbreite seiner Prognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 9,1 bis 9,3 Milliarden Euro zurück, nachdem das Unternehmen zuletzt bis zu 9,8 Milliarden Euro angepeilt hatte. In Italien und Spanien seien Abschreibungen von 2,1 Milliarden Euro fällig, in weiteren Ländern von knapp einer Milliarde Euro. Vorstandschef Johannes Teyssen kündigte an, den Konzern in eine europäische Aktiengesellschaft umwandeln zu wollen.
Eon steht wegen des Atomausstiegs und dem schwächelnden Gasgeschäft erheblich unter Druck. Bereits im August hatte Teyssen den Ausblick gesenkt und die Aktionäre auf schwere Zeiten eingestellt. Die Abschreibungen in Italien und Spanien seien unter anderem wegen einer pessimistischerer Einschätzung der langfristigen Strompreisentwicklung notwendig. In Ungarn und der Slowakei lägen die Margen der Kraftwerke unter den Erwartungen, weitere Wertberichtigungen seien in den Benelux-Staaten fällig. Teyssen kündigte an, in den nächsten drei Jahren Kraftwerke mit einer Erzeugungsleistung von rund sechs Gigawatt stillzulegen. Eon hatte bereits in der Vergangenheit mit hohen Abschreibungen unter anderem auf Zukäufe in Südeuropa zu kämpfen.
Eon-Chef Teyssen will weiter Kosten senken
Durch die Abschreibungen werde das Konzernergebnis belastet, erläuterte Eon. Auf den für die Dividende entscheidenden bereinigten Konzernüberschuss hätten die Wertberichtigungen keine Auswirkungen. Daher bleibe es bei der Aussage, wonach der Konzern für 2011 einen Gewinn von einem (Vorjahr: 1,50) Euro je Aktie ausschütten wolle. Der bereinigte Konzernüberschuss solle bei 2,3 bis 2,5 Milliarden Euro liegen, nachdem der Konzern zuletzt 2,1 bis 2,6 Milliarden Euro anvisiert hatte.
Den mittelfristigen Ausblick behielt Eon nach eigenen Angaben bei. Während der Konzern für 2012 erst im kommenden Jahr einen Ausblick geben wolle, peile das Unternehmen für 2013 weiterhin unter anderem einen bereinigten Konzernüberschuss von 3,2 bis 3,7 Milliarden Euro an und eine Dividende von 1,10 Euro je Anteilsschein. Teyssen will die Kosten deutlich senken und den Konzern unter anderem mit Beteiligungsverkäufen von bis zu 15 Milliarden Euro sanieren. Seit Monaten sorgen zudem seine Pläne zum Abbau von bis zu 11.000 der knapp 80.000 Arbeitsplätze für Unruhe im Konzern.
Eine straffere Führung verspricht sich der Manager offenbar von der Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft. Der Aufsichtsrat soll dabei von 20 auf 12 Mitglieder verkleinert werden, die paritätisch besetzt werden. Die Umwandlung könne im Fall einer Zustimmung durch die Hauptversammlung zum Jahreswechsel 2012/13 umgesetzt werden. Hauptsitz von Eon solle Düsseldorf bleiben. In eine europäische Aktiengesellschaft haben sich bereits Konzerne wie die Allianz, Fresenius oder MAN umgewandelt. (dapd/rtr)