Essen. Essen wird Deutschlandzentrale und darf sich als Gewinner der Umstrukturierung bei Eon sehen - trotz des Abschiedes von Ruhrgas. Oberbürgermeister Reinhard Paß und CDU-Fraktionschef Thomas Kufen reagierten mit Erleichterung auf die Nachrichten.
In München, Hannover und Düsseldorf hatten die Eon-Manager gestern nur schlechte Nachrichten, als sie die Mitarbeiter über den Stellenstreichungsplan informierten. An der Norbertstraße dagegen lösten sie wenigstens mit einer Ankündigung Erleichterung aus: Der Standort Essen bleibt nicht nur erhalten, er wird sogar zur neuen Zentrale von Eon Deutschland, der neuen Steuerungseinheit für den deutschen Markt. Bis zu 2100 Mitarbeiter sollen im Neubau beschäftigt sein.
„Die Steuerung für den deutschen Markt soll zukünftig eine neue Einheit unter dem Dach der Eon AG wahrnehmen. Diese Steuerungseinheit trägt den Namen Eon Deutschland. Um Abstimmungswege zu verkürzen und Doppelarbeit zu vermeiden, wird diese neue Einheit künftig in Essen angesiedelt sein.“ Das sind die Kernsätze aus der Erklärung der Konzernleitung, die gestern Mitarbeiter, Gewerkschafter und Politiker aufamten ließen. Zwischen 1500 und 2100 Stellen sieht Eon derzeit am Standort Essen - „nach dem aktuellen Stand der Vorüberlegungen“.
Eon will auch Energieverkauf und Unternehmensberatung in Essen ansiedeln
Und es könnte noch besser kommen. Neben der Deutschlandzentrale will Eon auch seinen Energieverkauf und die interne Unternehmensberatung („Inhouse Consulting“) an der Messe ansiedeln und prüft zudem, das zukunftsträchtige Geschäft mit den erneuerbaren Energien („Climate & Renewables“) nach Essen zu holen. Das soll nach Eon-Angaben „schnellstmöglich entschieden“ werden.
Ruhrgas dagegen wird bald Geschichte sein. Das seit 1926 in Essen ansässige Unternehmen wird nach den aktuellen Plänen zerschlagen, wie es Gewerkschaften und Politik seit August befürchtet hatten.
Oberbürgermeister Reinhard Paß und CDU-Fraktionschef Thomas Kufen reagierten mit Erleichterung auf die Nachrichten. „Ich habe Verständnis dafür, dass ein international agierendes Unternehmen wie Eon umstrukturieren muss, um im Wettbewerb erfolgreich zu sein“, sagt der OB auf WAZ-Anfrage. „Dabei sind manchmal auch harte Einschnitte zu verkraften. Deshalb bin erleichtert, dass der neue Eon Standort Essen erhalten bleibt und nach ersten Informationen keine Stellen wegfallen werden.“ Kufen sagte, er sei durch die Eon-Überlegungen „ein Stück weit beruhigt“.
„Eigentümer werden wechseln, aber die Arbeitsplätze werden bleiben“
Die Marke Ruhrgas verabschiedet Paß mit Wehmut. Schließlich ist Ruhrgas ein großer Kultursponsor, ohne dessen Vorfinanzierung und Ausfallbürgschaften die großen Sonderausstellungen im Museum Folkwang seit 1987 niemals möglich gewesen wären. Paß: „Ich möchte nicht verhehlen, , dass ich traurig darüber bin, eine bedeutende Unternehmensmarke wie Ruhrgas, die seit 1926 stadtprägend gewirkt hat, zu verlieren.“ Und mit dem Blick auf künftige Sponsoringaktivitäten: „Ich gehe aber davon aus, dass die Identifikation des Unternehmens Eon mit dem Standort Essen erhalten bleibt.“ Kufen nennt die geplante Zerschlagung von Ruhrgas „bedauerlich“, sieht sich aber bestätigt in seiner Einschätzung aus dem August: „Die Eigentümer werden wechseln, aber die Arbeitsplätze werden bleiben.“
Wird sich Eon der Sponsoring-Tradition von Ruhrgas verpflichtet fühlen? Die nächste Sonderausstellung 2012 ist noch durch Verträge gesichert. Und dann? Eon-Vorstand Bernhard Reutersberg: „Darüber haben wir noch nicht entschieden, noch nicht einmal diskutiert.“