Berlin/Düsseldorf. Gelsenkirchen und und Herne am Ende, andere NRW-Städte im hinteren Drittel: Wirtschaftlich verliert NRW den Anschluss - das zeigt eine Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Besonders dramatisch: Auch zukünftig ist laut den Studienautoren keine Besserung in Sicht.
Die Städte im Ruhrgebiet verlieren offenbar immer mehr den wirtschaftlichen Anschluss. In einem am Freitag in Berlin vorgestellten Ranking der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der "Wirtschaftswoche" belegten mit Gelsenkirchen und Herne zwei Revierkommunen die beiden letzten Plätze. Das Ranking soll das wirtschaftliche Niveau der Städte abbilden. Auch im Dynamikranking, dass die wirtschaftliche Entwicklung wiedergeben soll, halten NRW-Städte die rote Laterne.
"Nordrhein-Westfalen braucht dringend eine zukunftsweisende Strukturpolitik, damit hier neue Industriezweige mit hoher Wertschöpfung entstehen können", sagte INSM-Projektleiter Florian von Hennet. Diese Einschätzung belege das Beispiel Mülheim an der Ruhr. Die Ruhrgebietsstadt war die erste Großstadt ihm Revier, die zechenfrei war. Sie habe "frühzeitig und augenscheinlich erfolgreich" in den Strukturwandel investiert, erklärte Hennet. Ergebnis ist, das es die Kommune als einzige Ruhrgebietsstadt mit Platz 17 in die obere Hälfte des Niveaurankings schaffte.
Münster unter den NRW-Städten auf dem Spitzenplatz
Die bestplatzierte Kommune aus NRW war Münster, das auf Platz drei landete. Vor der westfälischen Stadt setzte sich erneut München mit großem Abstand an die Spitze des Niveaurankings, gefolgt von Stuttgart. In keiner deutschen Großstadt sei der Wohlstand höher und die Arbeitsmarktleistung besser als in München, hieß es.
Im Dynamikranking schaffte es die bayerische Landeshauptstadt allerdings nur auf Rang 45. Am dynamischsten entwickelte sich laut Studie Kassel. Am Arbeitsmarkt habe die nordhessische Stadt zwischen 2005 und 2010 die stärksten Verbesserungen verzeichnet, hieß es. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze stieg demnach um 13,9 Prozent - mehr als doppelt so stark wie in allen untersuchten Großstädten im Durchschnitt. Die Arbeitslosenquote fiel in der Zeit um 8,7 Prozentpunkte.
Krefeld, Wuppertal und Solingen am Ende
Als dynamischste nordrhein-westfälische Stadt schaffte es das im Niveauranking abgeschlagene Herne immerhin auf den elften Platz. Doch die meisten Städte zwischen Rhein und Weser - 17 von 21 - landeten in der hinteren Tabellenhälfte. Krefeld, Wuppertal und Solingen bildeten das Schluss-Trio. Problem der NRW-Kommunen ist dabei unter anderem der Einwohnerschwund. Unter den zehn Großstädten mit dem höchsten Bevölkerungsminus liegen neun in NRW.
Als problematischen Standortfaktor bewerteten die Studienersteller auch die schlechte Kita-Versorgung. Die 13 letzten Plätze im Ranking werden ausschließlich von NRW-Kommunen belegt. (dapd)