Essen/München. . Das Werben für das Ruhrgebiet hatte Erfolg: Im kommenden Jahr findet das Treffen der Informationstechnik-Branche in Essen statt. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag an. Dass der IT-Gipfel nicht in die hiesige IT-Metropole Dortmund kommt, sieht man in dort gelassen.
Angela Merkel nimmt sich regelmäßig viel Zeit für den IT-Gipfel. Das alljährliche Treffen der Informationstechnik-Branche gilt als „Baby der Kanzlerin“. So jedenfalls formulierte es die ZDF-Journalistin Valerie Haller, die den High-Tech-Kongress am Dienstag in München moderierte. Merkels Baby ist mittlerweile sechs Jahre alt – und im kommenden Jahr besucht es das Ruhrgebiet.
Bei ihrem Auftritt vor der versammelten IT-Industrie ließ sich Merkel bis zum Schluss ihrer Rede Zeit, um die Stadt Essen offiziell als nächsten Standort für das Branchentreffen zu benennen. Das Unternehmensnetzwerk Initiativkreis Ruhr (IR) hatte intensiv dafür geworben, den IT-Gipfel 2012 im Ruhrgebiet zu veranstalten. Entsprechend erfreut war IR-Geschäftsführer Jan-Peter Nissen darüber, dass Essen den Zuschlag erhielt. „Wir hoffen auf eine Initialzündung für NRW und speziell das Ruhrgebiet“, sagte er. Auch Köln und das Saarland waren als mögliche Standorte für den IT-Gipfel im Gespräch.
Entscheidung für Essen
Bei der Entscheidung für das Ruhrgebiet hatten neben Kanzlerin Merkel auch Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) und Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU) ein Wort mitzureden. Dem Vernehmen nach hat sich insbesondere Telekom-Vorstandschef René Obermann für NRW stark gemacht. Der Dortmunder IT-Unternehmer Winfried Materna, der ebenfalls zu den treibenden Kräften gehörte, verspricht sich Rückenwind für die High-Tech-Branche im Revier. „Unsere Branche leidet unter Mitarbeitermangel“, sagte Materna. Er hoffe auf „Impulse bei der Suche nach Fachkräften“.
Zunächst war im Gespräch, den IT-Gipfel sowohl in Essen als auch in Dortmund zu veranstalten. Dass es allein auf Essen hinauslief, habe vor allem mit der Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsort zu tun, erklärte Nissen. Vermutlich soll der IT-Gipfel auf dem Gelände der Zeche Zollverein und im neuen Thyssen-Krupp-Quartier stattfinden. Die Konzernzentrale bietet Raum für mehrere hundert Kongressteilnehmer. „Die Entscheidung für Essen sehe ich sportlich“, sagte der Dortmunder Materna. „Es gilt der Kulturhauptstadt-Gedanke: Essen für das Ruhrgebiet.“
Dortmund nimmt es sportlich
Der Gipfel in Essen könne dazu beitragen, dass sich die Industrie im Revier stärker mit der IT-Wirtschaft vernetze, sagte IR-Moderator Bodo Hombach: „Im Ruhrgebiet und dessen Umgebung gibt es auch im IT-Bereich viele Unternehmen der flexiblen Spezialisierung, die mit ihrer Kreativität Treiber für Innovationen bei ihren Kunden, den großen Industrieunternehmen, sind.“
„Herzlichen Glückwunsch, Metropole Ruhr“ – so reagierte Udo Mager, Chef des Dortmunder Technologiezentrums und Leiter der dortigen Wirtschaftsförderung, auf das Votum für Essen. Zwar sei Dortmund mit seinem überregional bedeutenden Technologiezentrum mit 280 Unternehmen und über 8500 Mitarbeitern der weitaus bedeutendere IT-Standort, und daher habe man sich im Vorfeld durchaus ermuntert gefühlt, den IT-Gipfel nach Dortmund zu holen. Doch bedeute die Entscheidung für Essen keinen Nachteil für seine Stadt, sondern einen Gewinn für die gesamte Region, sagte Mager. Lokales Kirchtums- oder Konkurrenzdenken bringe den High-Tech-Standort Ruhrgebiet nicht voran. Ähnlich sieht es der Rektor der Universität Duisburg-Essen, Ulrich Radtke: „Es ist eine gute Wahl, den IT-Gipfel ins Zentrum des Ruhrgebiets zu bringen.“