Essen/Dortmund. . Der Initiativkreis Ruhr bewirbt sich für die Austragung des IT-Gipfels 2012. Kanzlerin Angela Merkel entscheidet in Kürze in München. Dort findet der Gipfel in diesem Jahr statt.
„Dortmund“, sagt Bernhard Rohleder, „ist einer der bedeutendsten deutschen Software-Standorte.“ Der Geschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom verbrachte gestern einen Tag im Revier – auf Einladung des Initiativkreises Ruhr und aus gutem Grund. Das Firmen-Netzwerk hat sich um die Ausrichtung des siebten IT-Gipfels der Bundesregierung beworben – mit Gala in Essen und Tagung in Dortmund. Es wäre ein Signal für das Ruhrgebiet. In Kürze entscheidet Kanzlerin Angela Merkel, welcher Bewerber 2012 den Zuschlag erhält. Im Rennen sind auch Köln und das Saarland.
IT-Gipfel? Das ist ein Kongress, der die Marschroute Deutschlands auf dem Weg ins Technologie-Zeitalter vorzeichnet, und das seit mittlerweile sechs Jahren. „Der IT-Gipfel hat zahlreiche Projekte deutlich beschleunigt“, sagt Rohleder. Etwa die Einführung des digitalen Personalausweises oder den Start bundeseinheitlicher Nummern, über die man Behörden telefonisch erreichen kann. Auch die Breitband-Initiative der Regierung nahm beim IT-Gipfel Gestalt an. Sie verspricht jedem Bürger schnelles Internet und soll weiße Flecken auf der Landkarte schließen.
Innovative IT-Wirtschaft
Und welche wegweisende Technologie könnte beim Treffen im Revier auf den Weg gebracht werden? „Im Ruhrgebiet gibt es eine Menge kleiner Firmen, von deren Innovationskraft die großen lernen können“, sagt Bodo Hombach, Moderator des Initiativkreises und WAZ-Geschäftsführer. „Wir müssen die traditionelle Industrie der Region stärker mit der IT-Wirtschaft verbinden. Dafür sind die Voraussetzungen hier wie geschaffen.“
Außerdem, so Hombach weiter, habe man im Revier bereits ein Projekt angeschoben, das ohne wegweisende Computertechnologie so nicht möglich wäre. Die Rede ist von Innovation City, dem Bottroper Leuchtturmprojekt, bei dem der Energieverbrauch eines ganzen Stadtteils auf Vordermann gebracht werden soll. Stromversorger Eon habe versprochen, in Bottrop Smart-Grid-Technik einzusetzen – intelligente Stromnetze, die den Energieverbrauch genau steuern können.
Wirtschaftswachstum steigern
Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten. „In Deutschland“, so schätzt Paul Welfens, Professor für Volkswirtschaft an der Uni Wuppertal, „wäre ein Prozent mehr Wirtschaftswachstum möglich, wenn der IT-Sektor stärker gefördert würde.“ Welfens hat ein Konzeptpapier für den IT-Gipfel im Ruhrgebiet ausgearbeitet. Die Stärken des Reviers sieht er vor allem in der Nähe zu den Universitäten. „Hier gibt es 400 000 Studenten. Das ist ein enormes Potenzial.“ Und auch die kulturelle Vielfalt der Region sei ein Vorteil. Im Revier könnten Internetseiten, Programme und digitale Dienste für wichtige Sprachräume entwickelt werden. Die betriebliche Bildung könne neue Impulse erfahren: durch digitale Lernformen – made in Dortmund oder Bochum.
Das alles ist aber noch Zukunftsmusik. Auch deshalb sei ein IT-Gipfel im Revier das richtige Signal, findet Winfried Materna, Chef des gleichnamigen Dortmunder Software-Unternehmens und Mitglied im Initiativkreis Ruhr. Das Firmen-Netzwerk hat bereits kräftig die Werbetrommel gerührt. Und viel positive Resonanz bekommen – aus dem Wirtschaftsministerium und von der Deutschen Telekom, die den IT-Gipfel sponsert.
Jetzt muss sich nur noch die Kanzlerin für das Revier entscheiden.