Köln. Das Unternehmen schuldet vor allem Hunderttausenden von Kunden Geld, die ihren Strom im Voraus bezahlt hatten, dann aber nicht mehr geliefert bekamen. Insgesamt dürfte es sich um einen dreistelligen Millionenbetrag handeln. Das Insolvenzverfahren gilt als das größte in der deutschen Geschichte.

Die rund 750.000 Gläubiger des zahlungsunfähigen Billigstromanbieters Teldafax habe nur geringe Aussichten, noch etwas von ihrem Geld wiederzusehen. Der Insolvenzverwalter Biner Bähr sagte am Dienstag anlässlich der ersten Gläubigerversammlung in Köln, bislang seien auch wegen der hohen Kosten des Insolvenzverfahrens keine Vermögenswerte vorhanden, die an die Gläubiger ausgezahlt werden könnten. Doch könne sich dies in Zukunft noch ändern.

Das Unternehmen, das im Frühsommer Insolvenz anmelden und die Belieferung der Kunden einstellen musste, schuldet vor allem Hunderttausenden von Kunden Geld, die ihren Strom im Voraus bezahlt hatten, dann aber nicht mehr geliefert bekamen. Insgesamt dürfte es sich um einen dreistelligen Millionenbetrag handeln, hieß es am Rande der Gläubigerversammlung. Das Insolvenzverfahren - gemessen an der Gläubigerzahl das größte in der deutschen Geschichte - wird nach Einschätzung Bährs mehr als sechs Jahre in Anspruch nehmen.

Zu der mit großer Spannung erwarteten Gläubigerversammlung fanden sich allerdings nur etwa hundert der rund 750.000 Gläubiger im Kölner Staatenhaus ein. Die Teilnehmer verloren sich fast in dem für die Veranstaltung gemieteten Gebäude, das bis zu 12.000 Menschen fassen kann.

So können Kunden ihre Forderungen gegen Teldafax anmelden

Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, insgesamt rund 750.000 Verbrauchsabrechnungen für die früheren Teldafax-Kunden zu erstellen, erklärte Bähr. Dieser sehr komplexe und aufwendige Vorgang nehme zwangsläufig einige Monate Zeit in Anspruch. Auf der Basis dieser Abrechnungen könnten die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend machen.

Hierzu versende der Insolvenzverwalter vorbereitete Anmeldeformulare, die den Gläubigern eine Anmeldung erleichtern sollen. Nur wer bis zum 31. Dezember 2011 noch kein Anmeldeformular erhalten habe, sollte eigenständig eine Forderungsanmeldung vornehmen, rät Insolvenzverwalter Bähr.

Tarife deutlich unter Einkaufspreis

Den Grund für die spektakuläre Pleite sieht Bähr in der Firmenstrategie. Teldafax habe alles daran gesetzt, eine möglichst große Anzahl von Energiekunden zu gewinnen, um damit für potenzielle Investoren interessant zu werden. Um dies zu erreichen, habe das Unternehmen seinen Kunden Tarife angeboten, die vielfach deutlich unter den Einkaufspreisen lagen. Die damit verbundenen Verluste seien durch die Vorauszahlungen neuer Kunden finanziert worden. Das System sei kollabiert, als im Herbst 2010 durch Medienberichte die Probleme der Firma öffentlich bekannt geworden seien.

Nach Bährs bisherigen Ermittlungen war Teldafax bereits seit Mitte des Jahres 2009 insolvenzreif. Durch die fortlaufenden Vorauszahlungen von Kunden, Darlehen von Gesellschaftern und Zahlungsaufschübe sei es dem Unternehmen aber noch gelungen, seinen Geschäftsbetrieb zwei Jahre weiter zu führen.

Teldafax war Bähr zufolge mit einst mehr als 700.000 Strom- und Gaskunden der größte unabhängige Energieanbieter Deutschlands. Das Unternehmen war im Frühsommer dieses Jahres zusammengebrochen. Mitte Juni hatte der Strom-Discounter Insolvenzantrag gestellt und wenige Tage später die Belieferung der Kunden eingestellt. (dapd)