Köln. Die rund 700.000 Gläubiger des insolventen Billigstromanbieters Teldafax haben kaum Chancen, etwas von ihrem Geld wiederzusehen. Knapp fünf Monate nach der Pleite findet am heutigen Dienstag die erste Gläubigerversammlung im wohl größten Insolvenzverfahren Deutschlands statt.

Es ist das wohl größte Insolvenzverfahren Deutschlands: Rund 700.000 Gläubiger soll der zahlungsunfähige Billigstromanbieter haben. Überwiegend sind es ehemalige Kunden des Strom- und Gasversorgers aus Troisdorf bei Bonn, die nach der Pleite um ihre Vorauszahlungen bangen müssen.

Fünf Monate nach der Pleite haben die Gläubiger jedoch nur geringe Aussichten, noch etwas von ihrem
Geld wiederzusehen. Der Insolvenzverwalter Biner Bähr teilte am Dienstag
in einer vorab verbreiteten
Erklärung mit, bislang seien auch wegen der hohen Kosten des Insolvenzverfahrens
keine Vermögenswerte vorhanden, die an die Gläubiger - zumeist frühere Kunden
des Energieversorgers - ausgezahlt werden könnten. Doch könne sich dies in
Zukunft noch ändern. Das Insolvenzverfahren wird nach Einschätzung Bährs mehr
als sechs Jahre in Anspruch nehmen.

Einen Überblick geben

Bähr wird den Gläubigern am Dienstag erstmals einen Überblick über das spektakuläre Insolvenzverfahren geben. Teldafax, nach eigenen Angaben einst mit mehr als 700.000 Strom- und Gaskunden der größte unabhängige Energieanbieter Deutschlands, war im Frühsommer dieses Jahres zusammengebrochen. Mitte Juni hatte der Strom-Discounter Insolvenzantrag gestellt und wenige Tage später die Belieferung der Kunden eingestellt.

Schon zuvor hatte der Konzern ums Überleben gekämpft. In der ersten Jahreshälfte hatte Teldafax drei verschiedene Vorstandsvorsitzende und wechselte zweimal den Eigentümer - bis das Management endlich die Notbremse zog und Insolvenz anmeldete. Möglicherweise viel zu spät - die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung.

Schlechte Aussichten für die Gläubiger

Teldafax hatte sich nach der Liberalisierung des deutschen Strommarktes als Preisbrecher profiliert. Um Marktanteile zu gewinnen, verkaufte das Unternehmen den Strom häufig billiger, als es ihn einkaufte, wie der Sanierungsexperte Hans-Gerd Höptner bei seinem kurzen Gastspiel als Teldafax-Chef einräumte.

Hauptleidtragende der Pleite sind die Kunden. Denn Teldafax hatte viele Verbraucher mit günstigen Vorkasse-Angeboten gelockt. Jetzt müssen die Betroffenen sehen, wie sie das Geld für die nicht gelieferte Energie zurückbekommen.

Die Aussichten sind schlecht. Insolvenzverwalter Bähr betonte im Oktober in einem Brief an die Gläubiger: "Heute ist noch nicht absehbar, ob die Insolvenzgläubiger eine Quote erhalten werden." Im Klartext: Es ist offen, ob die Teldafax-Kunden auch nur einen Bruchteil ihres Geldes wiedersehen.

Fünf Prozent der Forderungen

"Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass sie nichts bekommen oder nur eine sehr geringe Summe", heißt es bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Bei einer gewöhnlichen Insolvenz sei es schon ein Erfolg für die Gläubiger, wenn fünf Prozent ihrer Forderungen bedient würden. Anders gesagt: Wenn sie von jedem Euro, den das Unternehmen ihnen schuldet, fünf Cent zurückbekommen.

Doch ist es eher unwahrscheinlich, dass Bähr den Gläubigern in der Kölner Staatenhalle schon klare Zahlen nennen kann. Dafür ist es wohl noch zu früh. In der Regel dauert es Jahre, bis ein Insolvenzverfahren abgewickelt ist. (dapd)