Berlin. . Das Volk geht auf die Straße, um gegen die Macht der Banken zu protestieren. Und SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert, die Geldinstitute aufzuspalten, in das normale Kreditgeschäft und das Investmentbanking. Ökonomen halten wenig von dieser Idee.
In Politik und Wissenschaft umstritten ist die Forderung des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel zur Bankenreform. Um die Risiken im Bankengeschäft künftig einzudämmen, verlangt Gabriel, die transnational tätigen Banken aufzuspalten. Während die Bundesregierung den Vorschlag nicht rundheraus ablehnt, äußern sich CDU- und FDP-Abgeordnete kritisch.
Gabriel schwebt vor, das sogenannte Investment-Banking vom Banken-Kreditgeschäft mit Unternehmen und Privatverbrauchern zu trennen. Ersteres sollten die Institute dann auf eigenes Risiko betreiben. Zur Not könnte man diese Aktivitäten auch schadlos bankrott gehen lassen, ohne dass der Staat und die Steuerzahler mit den Kosten belastet würden, meint Gabriel. Nach Ansicht des SPD-Chefs solle der Staat nur den zweiten Bereich, etwa Industriekredite und Privatkonten, mit öffentlichen Garantien schützen.
Finanzdienstleistungen für Firmen und Bürger stellen mittlerweile eher das Brot-und-Butter-Geschäft der Institute dar. Dort arbeiten viele Bankangestellte, die Institute brauchen zahlreiche Filialen und Schalter. Außerdem ist die Konkurrenz groß. Beispielsweise Stadtsparkassen und Volksbanken kümmern sich oft um dieselben Zielgruppen. Die Renditen in diesem Geschäftsfeld sind niedrig.
Renditen im Brot- und Buttergeschäft sind niedrig
Mit dem Investmentbanking erwirtschaften die weltweit arbeitenden Finanzinstitute dagegen höhere Gewinne. Deswegen bauen sie diese Aktivitäten stark aus. Einen Teil dieses Geschäftsfeldes bildet der Handel mit modernen Finanzprodukten. Dies sind beispielsweise sogenannte Derivate – Wertpapiere, die von realen Wirtschaftsgütern abgeleitet sind. In den vergangenen 20 Jahren wuchs der weltweite außerbörsliche Handel mit Finanzderivaten explosionsartig. Mittlerweile beträgt er das Zehnfache der globalen Wirtschaftsleistung, dessen also, was alle Erdenbürger produzieren.
Hat es nun aber Sinn, die beiden Bereiche aufzuspalten? „Nein“, sagt Ökonomie-Professorin Mechthild Schrooten, „die Trennung von Investmentbanking und Kreditgeschäft würde nicht helfen. Man kann das Investmentbanking selbst nach einer organisatorischen Trennung nicht einfach pleitegehen lassen, weil Derivate und andere Finanzinstrumente auch dazu dienen, Kredite für Industrieunternehmen abzusichern“.
„Trennung hilft nicht“
Das muss man sich so vorstellen: Wenn ein Investor einen Windpark in der Nordsee bauen will, bekommt er einen Kredit über eine Milliarde Euro oder mehr von einem Bankenkonsortium. Dieses schützt sich gegen den möglichen Verlust des Kreditkapitals, indem es eine Kreditversicherung abschließt. Diese Versicherung kann man mit anderen ähnlichen Forderungen in einem neuen Wertpapier – einem Derivat – bündeln und weiterverkaufen. Würde man also Gabriels Vorschlag folgen und den abgetrennten Derivatehandel einer Bank pleitegehen lassen, könnte dies auch die Kreditvergabe an Industrieunternehmen einschränken. Die Wirklichkeit ist komplizierter als die Theorie.
Aber was dann? Ökonomin Schrooten sagt: „Wer das Risiko verringern will, sollte die Banken beispielsweise verpflichten, ihre Geschäfte mit mehr Eigenkapital zu unterlegen.“ Die Institute würden staatlich verpflichtet, mehr eigenes Geld in Reserve zu halten. Auch das könnte zu einer Reduzierung der Kredite an die Wirtschaft führen, wäre aber ein realistischer Weg, um das Risiko einzudämmen.