Berlin. .

Ein weltweiter Testlauf soll am Mittwoch die Alltagstauglichkeit des neuen Internetprotokolls erweisen. Grund für die Umstellung ist der Bedarf an neuen Internet-Adressen. Denn schon Ende des Jahres hätte ein Engpass bei der Vergabe freier IP-Adresse gedroht.

Für einen groß angelegten Probelauf stellen Unternehmen aus aller Welt am Mittwoch ihre Internetseiten nach neuen Datenverkehrsregeln bereit. Parallel zu den alten Standards nach dem Internetprotokoll der Version vier (IPv4) werden die Konzerne für 24 Stunden das neue Internetprotokoll der sechsten Version (IPv6) aktivieren, wie der Branchenverband Bitkom in Berlin mitteilte. An der Aktion beteiligen sich den Angaben zufolge unter anderem internationale Internetriesen wie Google, Facebook oder Yahoo. Aus der Bundesrepublik nehmen laut dem deutschen IPv6-Rat unter anderem die Deutsche Telekom, die Deutsche Bank und das Bundesinnenministerium teil.

Bei der Umstellung von IPv4 auf IPv6 geht es vor allem darum, neue sogenannte IP-Adressen zu gewinnen. Diese bestehen derzeit aus 32 Nummern. Sie stecken unter anderem hinter den gut merkbaren Internetadressen mit Endungen wie .de oder .com. Außerdem bekommt jedes Gerät, das sich mit dem Internet verbindet, eine solche Adressnummer zugewiesen. Der 1980 eingeführte IPv4-Standard ermöglichte es, 4,3 Milliarden Adressen einzurichten.

Voraussichtlich Ende des Jahres gibt es laut Bitkom jedoch keine freien Adressen im IPv4-Standard mehr. Um Nachschub an neuen Internet-Adressen zu liefern, ist eine Umstellung auf ein neues Internetprotokoll nötig. Beim neuen IPv6-Standard besteht jede IP-Adresse aus 128 Nummern, möglich sind dadurch 340 Sextillionen Adressen - als Zahl: 340.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000. 000.000.

Einen Test in der Größenordnung, wie er am Mittwoch stattfindet, habe es bislang noch nicht gegeben, erklärte der Vorsitzende des deutschen IPv6-Rats, Christoph Meinel. Die Teilnehmer wollten mit dem Aktionstag ausprobieren, wie alltagstauglich IPv6 schon ist, sowie unerwartete Fehler und Probleme aufspüren.

Die Mehrheit der Internet-Nutzer soll den Angaben zufolge von dem Testlauf nichts mitbekommen. Die neueren Betriebssysteme unterstützten den neuen Standard bereits. In seltenen Fällen könne es zu Problemen beim Aufruf der teilnehmenden Webseiten kommen, teilte der IPv6-Rat weiter mit. Schätzungen zufolge könnten davon 0,05 Prozent aller Internet-Nutzer betroffen sein.

IPv4 und IPv6 sind nicht miteinander kompatibel. Private Nutzer sollten trotzdem kaum Probleme bekommen. Moderne Betriebssysteme unterstützen das neue Format bereits. Auch die heutigen Server-Systeme der Anbieter verstehen IPv6. In seltenen Fällen kann es am Testtag zu Problemen beim Aufruf der teilnehmenden Webseiten kommen. Betroffene sollten den Kundenservice ihres Internetproviders kontaktieren. Um Fehlern zu entgehen, reicht es oft aus, ein aktuelles Betriebssystem zu verwenden. Manchmal müsse laut deutschem IPv6-Rat auch eine Einstellung im Router des Heimnetzwerks verändert oder dessen Software aktualisiert werden. (afp/dapd)