Essen. Der Preiskampf an den Tankstellen wird immer härter – zur Freude und zum Leid der Autofahrer. Bei der Achterbahnfahrt der Spritpreise wird es immer mehr zum Glücksspiel, den günstigsten Zeitpunkt zum Tanken zu erwischen.

Doch es gibt Experten-Tipps aus der Branche: Der Kraftstoff sei meist am Wochenende am billigsten. Danach starte in der Regel der wöchentliche Preis-Rhythmus: Nach einem Hoch am Montagvormittag bröckeln die Preise bis zum Wochenende wieder ab.

Lokaler Wettbewerb wird das in Tankstellenkreisen genannt. Denn relativ unabhängig vom Rohölpreis und sonstigen Faktoren wird der Sprit vor Ort teurer oder billiger. Wenn Montag früh das höhere Niveau gefunden ist, beginnt an den Zapfsäulen die penible Beobachtung der unmittelbaren Konkurrenz. „Die uns oft unterstellten Preisabsprachen”, so berichtet ein Tankstellenpächter, „gibt es nicht. Wir brauchen doch nur über die Straße zu sehen. Alle Tankstellen müssen ihre Preise ja für jedermann sichtbar anzeigen.” Und: „Wer teuer ist, verliert Umsatz und damit Gewinn. Sobald ein Kollege mehr Umsatz braucht und mit dem Preis nach unten geht, müssen alle im Umfeld mitziehen.” Bis zum Wochenende, um dann am Montagvormittag eine neue Preisrunde zu beginnen.

Das führt dann zu Situationen wie am vergangenen Montag in Essen. Viele Autofahrer werden da geflucht haben. Denn durch den heftigen Konkurrenzkampf zwischen freien und Markentankstellen an den Einfallstraßen lagen die Literpreise für Super dort zeitweise um neun Cent niedriger als in anderen Ortsteilen.

Dass die hektischen Preisausschläge inzwischen Alltag sind, kommt nicht von ungefähr. Seit 1999 ist der Kraftstoffabsatz in Deutschland um 30 Prozent gesunken. Die Zahl der Tankstellen ging aber nur um elf Prozent auf 14 800 zurück. Die Folge: Von dem deutlich geschrumpften Geschäft bekommt jede Tankstelle immer weniger ab. 4000 Stationen müssen aufgeben, hieß es schon 1999. Doch verschwunden sind nur 1800.

Wie hart der Existenzkampf vieler Tankstellenpächter ist, wird auch daran deutlich, dass die Branche vor zehn Jahren noch jeweils rund 40 Tage mit Preiserhöhungen und Preissenkungen erlebte. 2008 waren es schon jeweils 150 Tage. Kein Wunder, dass sich viele Tankstellen längst eher als Nachbarschaftsläden denn als Spritversorger sehen. Denn die Zapfpistole bringt beim Marktführer Aral nur noch 13 Prozent ihres Gewinns, der Handel mit Lebensmitteln und Co. hingegen 60 Prozent.