Washington. .
Die Schuldenkrise in Europa überschattet die diesjährige Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Für die neue IWF-Chefin Christine Lagarde ist diese Krise gleich ein erster, harter Test
Die Schuldenkrise in Europa überschattet die diesjährige Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Investoren und Analysten sind skeptisch und erwarten von dem am Freitag beginnenden zweitägigen Treffen in Washington keine Durchbrüche, die das Vertrauen in das europäische Finanzsystem wiederherstellen können. Für die neue IWF-Chefin Christine Lagarde ist diese Krise gleich ein erster, harter Test.
Lagarde warnte diese Woche bereits davor, dass die großen Volkswirtschaften in eine Rezession abzugleiten drohen, sollten keine entschiedenen und koordinierten Maßnahmen ergriffen werden. Am Dienstag senkte der IWF seine Wachstumsprognose für die USA und die EU-Staaten für das Jahr 2012. Als Hauptgrund dafür wurden die Schuldenprobleme der europäischen Staaten und die lahmende US-Wirtschaft genannt.
Nach Ansicht von IWF-Chefökonom Oliver Blanchard befindet sich die Weltwirtschaft in einer „gefährlichen neuen Phase“. Er legte nahe, dass Investoren zunehmend das Vertrauen in die Fähigkeit vieler Länder verlieren würden, ihre Schulden in den Griff zu bekommen.
US-Finanzminister präsentierte US-Rezepte
Als erster US-Finanzminister überhaupt reiste Timothy Geithner in der vergangenen Woche zu einem Treffen der europäischen Finanzminister nach Polen, um Lösungsmöglichkeiten für die Krise zu diskutieren. Dabei brachte Geithner Programme ins Gespräch, die die USA in den Jahren 2008 und 2009 zur Belebung ihrer Wirtschaft anwendeten. Er forderte aber auch ein stärkeres Engagement der europäischen Staaten.
„Märkte reagieren nicht gut auf die Gefahr einer Bankrottlawine“, sagte Geithner am Montag im US-Fernsehen. Das Wichtigste sei, dass die Regierungen katastrophale Risiken eliminierten. Allerdings kamen Geithners Anregungen in Polen nicht bei allen gut an, und einige Teilnehmer empfanden seinen Auftritt als zu belehrend. Die österreichische Finanzministerin Maria Fekter kritisierte einige von Geithners Vorschlägen. Immerhin stehe die US-Wirtschaft schlechter da als die der Euroländer, sagte sie.
Wenn die Finanzminister der G-20-Staaten am Donnerstagabend (Ortszeit) zu einem Arbeitsessen und am Freitag zu weiteren Besprechungen zusammenkommen, wird der Druck auf Europa wohl noch weiter wachsen.
Hoffnung auf China
Einigen Vorschlägen zufolge könnte Europa gerettet werden, indem Länder mit einem großen Außenhandelsüberschuss, allen voran China, einen Teil dieses Geldes wieder in europäische Staatsanleihen stecken würden. Allerdings warnte Weltbankpräsident Robert Zoellick, dass es keine Kardinallösung für die Schuldenkrise gebe. Wenn das nach Pro-Kopf-Einkommen noch immer arme China das reiche Europa retten soll, werde es in China Widerstand geben, prophezeite er. „Das wird einfach nicht passieren“, sagte er diese Woche.
In einer Rede, die als Indikator für die Themen der Herbsttagung gilt, lobte Lagarde in dieser Woche das Konjunkturprogramm von US-Präsident Barack Obama. Allerdings müsse dies mit langfristig angelegten Maßnahmen zur Kontrolle der Staatsausgaben einhergehen, sagte sie. Auch die stark verschuldeten europäischen Staaten müssten ihre Ausgaben in den Griff bekommen, sagte sie. Die europäischen Banken forderte sie zur Aufstockung ihrer Kapitalreserven auf, um gegen mögliche Kreditausfälle gewappnet zu sein.
Allerdings erwarten Analysten von dem dieswöchigen Treffen wenig Fortschritte über die üblichen gemeinsamen Erklärungen hinaus, in denen die großen Wirtschaftsmächte engere Kooperation versprechen, aber wenige konkrete finanzielle Zusagen machen. (dapd)