New York/Seattle. . Er hat weder das Showtalent von Jobs noch ist er Scheinwerferlicht gewöhnt. Doch Tim Cook ist nach Einschätzung von Branchenexperten ein guter Nachfolger für die Führung von Apple. Seit 13 Jahren arbeitet er in dem Unternehmen - „meine beste Entscheidung“.

Er hat weder das Showtalent von Jobs noch ist er Auftritte in der Öffentlichkeit gewöhnt. Doch der 50-jährige Tim Cook ist nach Einschätzung von Branchenexperten ein guter Nachfolger für die Führung von Apple. Seit 13 Jahren arbeitet er in dem Unternehmen - „meine beste Entscheidung“.

Der Kronprinz ist gekrönt: Tim Cook übernimmt nach dem Rücktritt der IT-Legende Steve Jobs die Führung von Apple. Eine Ära ist beendet - ob eine neue beginnt, ist noch offen. Denn im Vergleich zu seinem langjährigen Chef ist Cook geradezu unauffällig. Der 50-Jährige aus Alabama hat bislang weder die Showtalente seines Chefs erkennen lassen noch dessen visionäre Gabe.

Von der Internetseite lächelt die bisherige Nummer Zwei die Kundschaft in einem geschäftsmäßigen hellblauen Hemd an. Doch Cook, der seit langem das Tagesgeschäft bei Apple verantwortet und den Konzern faktisch seit Januar führt, sollte nicht unterschätzt werden. Als er während einer früheren Auszeit von Jobs das Ruder übernahm, legte die Apple-Aktie rund 60 Prozent zu.

Für seine Vertretung wurde Cook 2004 auf Empfehlung seines Chefs mit Bargeld und Aktienoptionen im Wert von 22 Millionen Dollar belohnt. Im vergangenen Jahr, in dem sich die Aktie des wertvollsten Technologiekonzerns wieder kräftig verteuerte, erreichte die Vergütung sogar einen Wert von 59 Millionen Dollar. Cook gilt schon lange als effektiver Manager, der eben bislang eher hinter den Kulissen agiert.

Lob für Tim Cook

Der neue Mann an der Spitze des Vorstands tritt nach Einschätzung von Branchenexperten nun aber bestens vorbereitet ins Scheinwerferlicht. Cook habe sich bereits ein schlagkräftiges Team zusammengesucht, sagt Analyst Tim Bajarin von Creative Strategies. Zudem habe er schon länger eine viel größere Verantwortung als allgemein angenommen. Die Sorge sei unbegründet, dass dem Silicon-Valley-Pionier unter Cooks Führung die Ideen ausgehen könnten. „Er ist innerhalb der Firma hoch angesehen. Sie hätten keinen besseren Nachfolger finden können. Seine Erfolgsgeschichte spricht für ihn“, lobt Analyst Ashok Kumar von Rodman & Renshaw.

Charakterlich unterscheidet sich Cook stark von dem zum Spiritualismus neigenden Jobs, der für seine Ausbrüche intern auch gefürchtet wurde. Der neue Apple-Chef stammt aus einer Kleinstadt, ist bekennender Football-Fan und wird als bodenständig und sanft beschrieben.

Cook stieg 2005 zum Chief Operating Officer auf - also zu dem für das Tagesgeschäft zuständigen Vorstandsmitglied. In dieser Position war er etwa für den Vertrieb und die komplizierte Zulieferkette des High-Tech-Konzerns zuständig. Dies ist ein entscheidender Teil des Geschäfts, denn Apple baut seine Geräte nicht mehr selbst, sondern vergibt Aufträge: „Entworfen von Apple in Kalifornien. Zusammengesetzt in China“ - dieses Etikett prangt auf vielen Produkten der Marke. Cook war für die Outsourcing-Verträge mit Zulieferern zuständig, um die traditionell ein großes Geheimnis gemacht wird. Zudem verantwortete er die traditionelle PC-Sparte mit den Mac-Rechnern.

13 Jahre bei Apple: „beste Entscheidung meines Lebens“

Der Manager gehört inzwischen zu den begehrtesten Spitzenkräften der Branche. 2010 etwa kursierte das Gerücht, Cook solle Chef bei Hewlett Packard werden. Die Apple-Aktie drehte umgehend ins Minus und fing sich erst wieder, als der Manager höchst persönlich dementierte. HP-Chef wurde schließlich der deutsche Manager Leo Apotheker, der vom Walldorfer Software-Konzern SAP kam.

Vor seiner Zeit bei Apple war Cook bei Compaq - damals Marktführer auf dem PC-Markt - für den Einkauf zuständig. Zu seiner Karriere gehören zudem zwölf Jahre bei IBM . Als Cook 1998 zu Apple stieß, befand sich der Konzern mitten in einer Krise. Rückblickend ist Cook mehr als zufrieden mit diesem Schritt: „Bei Apple zu arbeiten war nie wirklich mein Plan, aber es war zweifellos die beste Entscheidung meines Lebens“, sagte er kürzlich vor Studenten seiner einstigen Universität. (rtr)