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Was passiert mit Apple nach dem Rücktritt von Steve Jobs? Für den Konzern steht viel auf dem Spiel: Geht dem Unternehmen das kreative Element verloren, ist es um sein Image als Ideenschmiede geschehen. Die Konkurrenz wetzt schon die Messer.

Steve Jobs zieht sich endgültig aus dem operativen Geschäft zurück. Vorbei die Zeiten, in denen der Apple-Chef einem Rockstar gleich die Bühne betritt, frenetisch gefeiert von den Anhängern seiner Produkte, seiner Firma. Weil Apple Jobs ist und Jobs Apple. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Der Beweis dafür folgte prompt. Die Apple-Aktie schmierte nach bekanntwerden von Jobs’ Rücktritt um mehr als fünf Prozent ab. Bei einem Marktwert von rund 335 Milliarden Dollar sind das immerhin fast 17 Milliarden Dollar.

Kaum ein anderer Firmenlenker ist auch in der öffentlichen Wahrnehmung so sehr mit seiner Firma verbandelt wie Jobs mit dem Unternehmen, das er Mitte der 70er-Jahre mit einem Startkapital von lediglich 1750 Dollar zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner Steve Wozniak gegründet hatte. Jobs verkaufte seinen VW-Bus, Wozniak seinen Taschenrechner, um genügend Geld für die Grundsteinlegung ihres Firmenimperiums zu haben. Es sind Geschichten wie diese, die zur Mythenbildung um den allgegenwärtigen Apple-Chef beigetragen haben.

Und diese Geschichten, sie nähren jetzt die Ungewissheit, die Fans der Marke und Börsenanalysten zugleich umtreibt und die den Kurs der Aktie so stark fallen lassen. Was kommt nach Jobs? Denn der Apple-Chef, den seine Fans in Anspielung auf die Produkte seiner Firma wie den iPod oder das iPhone den iGod nennen, ließ keine Götter neben sich zu. Das Ruder übernimmt mit Tim Cook ein Mann, der zwar als gewiefter Geschäftsmann und absoluter Kenner der Branche gilt, der es allerdings an Charisma vermissen lässt. Diese Ausstrahlung, dieses Lebensgefühl, Elektronik zusammenzuschrauben, die anders ist als das, was andere machen, hat Apple groß gemacht. Jobs hat dieses Anderssein perfektioniert.

Steve Jobs – Größenwahn und Genialität zugleich

Steve Jobs, das ist Größenwahn und Genialität zugleich. Als er in den 80ern wegen Meinungsverschiedenheiten das Unternehmen verließ, das er groß gemacht hatte, drohte Apple in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Jobs kam zurück, einem Messias gleich, schenkte der Welt Computer, die bunt waren und sich vom Einheitsgrau schnöder Rechenkisten absetzten – und legte damit den Grundstein des heutigen Erfolgs. Er bewies den richtigen Riecher, als er den iPod vorstellte oder seinen Internet-Laden für Musik, den iTunes Store.

Tim Cook, der Apple-Chef Jobs schon mehrmals vertreten hat, als der sich wegen seiner Krebserkrankung Auszeiten nahm, wird seinen Boss nicht ersetzen können. Allerdings hat der Mann hinter dem Firmengründer bereits bewiesen, dass er den riesigen Elektronikkonzern erfolgreich lenken kann. Und er hat gezeigt, dass er die Visionen eines Steve Jobs in harte Dollar umzuwandeln versteht. Ob das reicht? Für Apple steht viel auf dem Spiel. Geht dem Konzern das kreative Element verloren, ist es um sein Image als Ideenschmiede geschehen. Dann ist Apple nur noch ein Elektrokonzern wie jeder andere auch. Bei Samsung wetzen sie schon die Messer.