Frankfurt/Main. .
An den Finanzmärkten liegen die Nerven weiter blank: Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank hält die Kursbewegungen der vergangenen Tage für übertrieben. Der Dax notierte am Mittag 0,6 Prozent im Plus.
An den Finanzmärkten liegen die Nerven weiter blank: Zwar zogen am Donnerstag einige große Aktien-Indizes an. Doch vor dem Hintergrund der europäischen Schuldenkrise kamen erneut französische Bankenwerte unter Druck, das strahlte in die anderen Märkte aus. „Das Vertrauen an den Börsen ist stark erschüttert“, erklärte Thomas Mayer, Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Während der Dax am Mittag 0,6 Prozent im Plus notierte, lag der französische Leitindex CAC40 0,5 Prozent im Minus. Auch der EuroStoxx notierte 0,6 Prozent schwächer. Dabei hatte es am Morgen noch nach einer Erholung ausgesehen.
„Wir sind zurück in der Welt von 2008“, spielte ein Börsianer auf die Finanzkrise nach der Pleite des US-Investmenthauses Lehman Brothers an. „Es gibt einen giftigen Cocktail aus Nachrichten und Gerüchten.“ Gegen Mittag nehmen die französischen Banken ihre Talfahrt wieder auf: Dieses Mal zogen die Aktien der BNP Paribas den Markt nach unten. „Wahrscheinlich sind wieder irgendwelche Gerüchte am Markt“, sagte ein Händler. Spekulationen auf angebliche Finanzprobleme hatten am Mittwoch die Aktien der Societe Générale um 14 Prozent einbrechen lassen. SocGen-Chef Frederic Oudea verwarf die Gerüchte als „absoluten Müll“. Die Aktien zogen am Donnerstag zunächst um fast neun Prozent an, drehten mit den BNP-Paribas-Titeln aber wieder ins Minus. Die SocGen rief die Börsenaufsicht AMF um Hilfe bei der Klärung der Marktgerüchte.
Europäische Zentralbank greift Italien und Spanien weiter unter die Arme
Auch Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Mayer hält die Kursbewegungen der vergangenen Tage für übertrieben. „Mit den Fundamentaldaten hat das alles nicht mehr viel zu tun. Das ist Panik und ich kann nur hoffen, dass die Panik bald vorbei ist.“ Die Aktien seines Hauses lagen am Donnerstag knapp ein Prozent im Minus, nachdem sie am Vortag um sieben Prozent eingebrochen waren.
Am Rentenmarkt drückte die Europäische Zentralbank (EZB) laut Händlern mit ihren Stützungskäufen die Renditen der spanischen zehnjährigen Anleihen zeitweise unter fünf Prozent - auf den niedrigsten Stand seit Februar. Auch die Rendite der vergleichbaren italienischen Staatspapiere näherte sich der Fünf-Prozent-Marke an. In der Vorwoche hatten die Renditen bei beiden noch über sechs Prozent gelegen.
Erneut suchten viele Anleger die Sicherheit in Gold: die Feinunze verteuerte sich in der Spitze im frühen Fernost-Handel um bis zu ein Prozent auf 1813,79 Dollar - einem neuen Rekordwert. Am Mittag kostete die Feinunze noch 1774,36 Dollar.
Nur leichte Erholung an der Wall Street erwartet
In Tokio hatte der Nikkei-Index der 225 führenden japanischen Werte 0,6 Prozent auf 8981 Punkte verloren. Dagegen war in Shanghai der Composite-Index um 1,3 Prozent gestiegen.
An der Wall Street bahnte sich dem Index-Future zufolge eine leichte Erholung nach dem Vortagesverlust von rund vier Prozent an. Beruhigend wirkte sich Händlern zufolge auch der überraschend gute Zwischenbericht des US-IT-Netzausrüsters Cisco aus. In Frankfurt zogen die Titel um neun Prozent an. Auslöser des Kursrutsches an den internationalen Finanzmärkten waren in den vergangenen Wochen neben den diversen Schuldenkrisen auch Ängste vor einem Konjunkturabsturz, die durch gute Unternehmensberichte etwas gemindert werden könnten, erklärten Händler.