Berlin. . Die nach der Energiewende notwendigen Stilllegungen und Abrisse von Kernkraftwerken werden für Steuerzahler und Energiekonzerne womöglich deutlich teurer. Indiz dafür: Schon beim „Rückbau“ des 1989 außer Betrieb gesetzten Kernkraftwerks Hamm-Uentrop droht ein Finanzierungsdebakel.
Die nach der Energiewende notwendigen Stilllegungen und Abrisse von Kernkraftwerken werden für Steuerzahler und Energiekonzerne womöglich deutlich teurer. Indiz dafür: Schon beim „Rückbau“ des 1989 außer Betrieb gesetzten Kernkraftwerks Hamm-Uentrop droht ein Finanzierungsdebakel.
Nach Angaben der Bundesregierung könnte die erwartete Summe von 347,1 Millionen Euro, die in einem Gutachten 2008 ausgerechnet wurde, bei Weitem nicht ausreichen. Grund: „Mangels eines Endlagers für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle können diesbezügliche Kosten nur grob geschätzt werden.“
Zudem kommt auch eine Einigung über die weitere Finanzierung der Sicherungsmaßnahmen für den Reaktor bis zum geplanten Abriss im Jahr 2030 nicht zustande, weil ein beteiligter Energiekonzern die Verhandlungen blockiert. Staatliche Stellen wollen den Namen des Eigners nicht nennen. Anteilseigner Eon macht aber klar: „Wir werden unseren Verpflichtungen in vollem Umfang nachkommen.“ Auch die letzte Verhandlungsrunde Mitte Juli ist ohne Ergebnis geblieben, bestätigt das NRW-Finanzministerium. Ohne Einigung muss notfalls der Staat zahlen.
Ohne Einigung muss notfalls der Staat zahlen
Dabei ist ausgerechnet der Abbau dieses Hammer Hochtemperaturreaktors (THTR) technisch das Vorbild für die Stilllegung weiterer Atomkraftwerke. Das geht aus der Regierungsantwort auf eine Anfrage der Bundestags-Grünen hervor. Alleine der „sichere Einschluss“ des Forschungsreaktors kostet Jahr für Jahr fünf Millionen Euro. Der Reaktorabriss selbst soll wegen der starken Strahlung erst viel später, eben 2030, begonnen werden und dann noch 21 Jahre dauern.
„Die atomare Investitionsruine THTR zeigt deutlich, was passiert, wenn ein Atomkraftwerk die Gewinnerwartungen nicht oder nicht mehr erfüllt“, sagte die Kernkraftexpertin der grünen Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, dieser Zeitung.
Grüne bemängeln das Fehlen eines Rückbaukonzepts
Betreiber verlören das Interesse, „die notwendige Finanzierung für Rückbau und Entsorgung wird hin und her geschoben und bleibt letztlich mehrheitlich an der öffentlichen Hand hängen“. Das „dicke Ende der Atomkraft“ werde die Steuerzahler „richtig teuer zu stehen kommen“, sagte Kotting-Uhl.
Energieexperten der Grünen bemängeln zudem, dass der Bundesregierung und den Energiekonzernen ein „richtiges Rückbaukonzept“ fehle, wenn die deutschen Meiler stillgelegt werden.
Energy Solutions, der amerikanische Marktführer für die technische Abwicklung von Stilllegung und Abriss von Reaktoren, hat bei der Bundesregierung bereits sein Interesse angemeldet. Insgesamt hat das US-Unternehmen bisher 22 Kernkraftwerke sicher eingeschlossen und vier demontiert.