München. .
VW verzichtet auf Druck der EU-Kommission vorerst auf die Machtübernahme im MAN-Aufsichtsrat. VW-Vorstandschef Martin Winterkorn und die VW-Vorstände Hans Dieter Pötsch und Jochem Heizmann haben ihre Kandidatur für den Aufsichtsrat zurückgezogen.
Mit einem Paukenschlag hat der VW- und MAN-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech die Hauptversammlung des Münchner Lastwagenherstellers eröffnet: Volkswagen verzichtet vorerst auf die Übernahme der Mehrheit im MAN-Aufsichtsrat und folgt damit dem Wunsch der EU-Wettbewerbshüter, denen das Übernahmeangebot von VW für MAN zur Genehmigung vorgelegt werden muss.
Um das fusionsrechtliche Genehmigungsverfahren „zügig und reibungslos zu durchlaufen“, zogen der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn und die VW-Vorstände Hans Dieter Pötsch und Jochem Heizmann ihre Kandidatur für den MAN-Aufsichtsrat am Montag zurück. Alle drei sind auch Aufsichtsräte des schwedischen MAN-Konkurrenten Scania, der zu 72 Prozent VW gehört. VW hat seinen Anteil an MAN kürzlich über die Grenze von 30 Prozent aufgestockt und den MAN-Aktionären ein Pflichtangebot zur Übernahme aller Aktien vorgelegt, um so die Hürden für die angestrebte enge Zusammenarbeit von MAN, Scania und der VW-Transportersparte zu beseitigen.
Piech sagte, neben ihm selbst kandidierten Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, Audi-Einkaufsvorstand Ulf Berkenhagen, ThyssenKrupp-Chefjustiziar Thomas Kremer und Rechtsanwalt Matthias Bruse auf Vorschlag von VW für die acht Sitze der Kapitaleigner im MAN-Aufsichtsrat. Die EU-Kommission habe VW darauf hingewiesen, dass Winterkorn, Pötsch und Heizmann erst nach der Fusionsgenehmigung in den MAN-Aufsichtsrat einziehen sollten.
MAN-Chef wirbt für Lkw-Allianz
MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen warb für die Partnerschaft mit Volkswagen und Scania. Nach dem Übernahmeangebot von VW werde MAN wohl „Teil eines größeren Ganzen“ werden, sagte der Vorstandsvorsitzende und betonte die Chancen einer engen Zusammenarbeit. Allerdings sei das VW-Angebot von 95 Euro je MAN-Stammaktie zu niedrig: Es spiegle das Wertpotenzial von MAN und das große Synergiepotenzial der Partnerschaft nicht wider.
VW strebt mit dem bewusst niedrigen Angebot nur 35 bis 40 Prozent der Anteile an, was in der Regel für eine stabile Hauptversammlungsmehrheit reicht. Auf der MAN-Hauptversamlung am Montag waren 64,7 Prozent der Aktien vertreten. „Der bisherige Verlauf des Pflichtangebots entspricht unseren Erwartungen“, teilte VW zwei Tage vor Ablauf der Annahmefrist am Mittwoch mit.
Neue Phase beginnt
Pachta-Reyhofen sagte, es dürfte jetzt klar sein, „dass die Zusammenarbeit nun in eine neue, offensive Phase gehen soll“. Durch gemeinsamen Einkauf, Forschung, Entwicklung und Produktion könnten MAN, Scania und VW substanzielle Synergien erschließen. MAN könne mit Hilfe von VW auch seine Produktpalette nach unten ausweiten. Allerdings dürfe der neue Verbund die Markenidentität von MAN „nicht antasten“, forderte der MAN-Chef.
Die bestehenden Geschäftsfelder einschließlich der Diesel-Turbo-Sparte, die Standorte, die Arbeitsplätze und die MAN-Zentrale in München müssten erhalten bleiben. VW habe entsprechende Zusicherungen gemacht und auch „keine Pläne für einen Rückzug von MAN von der Börse“, sagte Pachta-Reyhofen auf der Hauptversammlung. (dapd)