Essen. Das monatelange Ringen um den kriselnden Autobauer Opel ist um eine weitere Wende reicher. Einem Medienbericht zufolge bessert der belgische Finanzinvestor RHJ seine Opel-Offerte nach. Und der bisherige Favorit der Bundesregierung, Magna, tritt auf die Bremse.

Der belgische Finanzinvestor RHJ will im Falle einer Übernahme trotz eines angekündigten Stellenabbaus alle deutschen Opel-Werke erhalten, berichtet die "Bild am Sonntag" (BamS). Auch das Bochumer Werk werde gerettet, da es „zur Identität der Marke gehört”.

Magna tritt auf die Bremse

Zugleich tritt der kanadisch-österreichische Autozulieferer Magna, der bisher als Favorit gilt, bei Opel auf die Bremse. Magnas Aufsichtsrat verschob eine für Dienstag geplante Sitzung mit wichtigen Entscheidungen über das Engagement bei Opel auf unbestimmte Zeit, wie die Fachzeitschrift „Automobilwoche” meldet. Bei dem Treffen sollte Magnas endgültiger Geschäftsplan für den Autobauer gebilligt werden.

10.000 Jobs vor dem Aus

Der Investor RHJ, der vom deutschen Ex-Banker Leonhard Fischer geführt wird, will laut BamS fast ein Fünftel der Opel-Arbeitsplätze streichen: Von den rund 52 000 Arbeitsplätzen in Europa würden laut RHJ-Konzept knapp 10 000 abgebaut. Der Investor verlange zudem 3,8 Milliarden Staatsgarantien und damit weniger als Magna, der 4,5 Milliarden Euro Sicherheit fordere.

Staatshilfen sollen bis 2014 zurückgezahlt werden

RHJ wolle die Milliarden bis 2014 zurückzahlen – schneller als der Autozulieferer. Der Brüsseler Finanzinvestor werde noch diese Woche einen ausgearbeiteten Vertrag zur Opel-Übernahme vorlegen, hieß es weiter. RHJ war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Magna plant, ähnlich viele Stellen wie RHJ zu streichen. Der chinesische Autobauer BAIC, der auch an Opel interessiert ist, will 7600 Jobs kappen. BAIC stößt aber auf Ablehnung aus der Politik und der Gewerkschaft IG Metall: BAIC sei mit jährlich 12 000 gefertigten Autos zu klein und verfüge nicht über die nötige Kompetenz, um eine Opel-Übernahme zu stemmen.

"Angebot muss ernst genommen werden"

Das Angebot von RHJ muss aus Sicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer ernst genommen werden. „General Motors hat schon deutlich Interesse an einen Einstieg von RHJ bei Opel geäußert”, sagte er dieser Zeitung. Hintergrund sei eine von der Ex-Opelmutter General Motors (GM) gewünschte Rückkaufoption, die RHJ „mit Sicherheit” einräume. „Ein Finanzinvestor will schließlich Geld verdienen, in dem er ein Unternehmen zwischenfinanziert und nach ein paar Jahren wieder verkauft.”

Rückkaufoption ist nicht gut für deutschen Steuerzahler

Allerdings sei eine Rückkaufoption nicht im Sinne des deutschen Steuerzahlers. „Damit hätte der Bund mit seinen Milliarden an Staatsgeld für Opel die Strategie von General Motors unterstützt”, sagte Dudenhöffer. Wenn es bei Opel gut laufe, kaufe GM seine Ex-Tochter zurück. „Geht es nicht gut, lassen sie die Finger davon. Dann ist gegebenenfalls das Staatsgeld weg”, sagte der Experte. Der Bund müsse nun auch mehr Druck machen, damit eine Opel-Übernahme nicht zerredet werde.

Auch der Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werks, Rainer Einenkel, steht einer Rückkaufoption skeptisch gegenüber: „Das wäre schon merkwürdig, ein Unternehmen zu übernehmen, zu sanieren und dann an den Konzern zurückzuverkaufen, mit dem es die Probleme hatte.” Bislang sei RHJ auch nicht an die Opel-Arbeitnehmervertreter oder an die Gewerkschaften herangetreten. Einenkel: „Das ist bei Magna anders gewesen.”