Essen. . Evonik-Konzernchef Klaus Engel besuchte als erster deutscher Manager Japan. Er wollte seine Mitarbeiter vor Ort beruhigen, Mitgefühl zeigen. Über so viel deutsche Aufgeregtheit war man im Katastrophenland dann doch überrascht.

Evonik-Chef Klaus Engel, der am Wochenende als erster deutscher Wirtschaftsvertreter Japan nach der Erdbeben- und Atom-Katastrophe besucht hat, zeigte sich gestern „tief beeindruckt von der Disziplin und der Akribie, mit denen die Menschen versuchen, die Folgen der Katastrophe in den Griff zu bekommen.“

Er sei am Freitag in den Süden Japans gereist, so Engel, um „unseren Mitarbeitern und Partnern vor Ort Respekt, An­erkennung und Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen“. Bei all der „Aufgeregtheit in Deutschland wollte ich mir selbst einen Eindruck machen. Schließlich können wir keine Unterschiede zwischen der Sicherheit unserer japanischen und der deutschen Mitarbeiter ma­chen“, sagte Engel.

Es bestehe in Japan durchaus die Sorge, dass die Wirtschaftspartner das Land verlassen könnten. „Es war gut, persönlich klarzumachen, dass wir bleiben“, sagte Engel, der auch Präsident des Verbandes der Chemischen In­dustrie (VCI) ist, im WAZ-Gespräch. „Jetzt ist Solidarität gefragt, Ferndiagnosen vom Frühstücksfernsehen aus helfen niemandem.“ Evonik werde prüfen, welche konkreten Hilfsbeiträge zu leisten seien. Angesichts der Debatte in Deutschland „müssen wir schon aufpassen, dass sich die nicht hysterisch hochschaukelt“, so Engel.

Das Leben geht seinen normalen Gang

Und: „In Japan versteht niemand, dass in Deutschland Geigerzähler und Jodtabletten ausverkauft sind.“ Er habe den Eindruck gewonnen, dass im südjapanischen Yokkaichi, wo Evonik eine neue Chemie-Anlage errichtet hat, das Leben weitestgehend seinen normalen Gang gehe.

„Die Japaner sind aber noch unglaublich stark mit der Be­wältigung der Naturkatastrophe beschäftigt.“

In der Debatte um die deutsche Energiepolitik mahnte Engel zur Besonnenheit: „Wir sind ein großes Industrieland. Wenn man schnell aus der Atomenergie aussteigen will, muss man sagen, wie das geht.“ Die Mitarbeiter von Evonik, die von Tokio aus an den südjapanischen Standort evakuiert worden waren, „werden Ende der Woche entsprechend der Sicherheitslage zurückkehren“. Evonik be­schäftigt 350 Mitarbeiter in Japan.