Dresden/Essen. . Der Gagfah droht Ärger: Die Stadt Dresden verklagt den Wohnungskonzern wegen angeblicher Vertragsverletzungen. Die Börsenaufsicht ermittelt gegen Gagfah-Chef William Brennan wegen des Verdachts auf Insiderhandel.
Dresden wird den Essener Wohnungskonzern Gagfah wegen angeblicher Verletzung von Mieterschutzklauseln verklagen. Der Stadtrat sprach sich am Donnerstagabend mit großer Mehrheit für eine Klage aus, wie die Stadtverwaltung am Abend mitteilte. Dem Unternehmen mit Sitz in Essen, das mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Fortress gehört, droht damit eine Vertragsstrafe.
Die Vorwürfe aus Dresden waren Anfang März bekanntgeworden, seither ist der Aktienkurs von Deutschlands größter börsennotierter Wohnungsgesellschaft unter Druck.
Worum geht es: Im Jahr 2006 hatte Dresden seine städtische Wohnungsgesellschaft Woba für rund 1,7 Milliarden Euro an die Gagfah verkauft – und damit seinen Haushalt auf einen Schlag saniert. Im Zuge des Verkaufs von mehr als 45 000 Wohnungen handelten beide Seiten eine Sozialcharta aus. Kern der Vereinbarung: Verkauft die Woba Wohnungen, muss sie diese zuerst den jeweiligen Mietern anbieten. Bei der Veräußerung von kompletten Häusern müssen die Mieter ein Vorkaufsrecht erhalten. Laut der Stadt Dresden soll die Gagfah vielfach gegen die Bestimmungen verstoßen haben.
Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel
Gagfah hat die Vorwürfe zurückgewiesen. In einem offenen Brief an den Dresdner Stadtrat appellierte Gagfah-Chef William Joseph Brennan zuletzt an die Politiker, einen langen und teuren Rechtsstreit zu vermeiden und stattdessen auf eine Verhandlungslösung zu setzen. „Wir sind der festen Ansicht, die Sozialcharta und den Privatisierungsvertrag jederzeit eingehalten und die Interessen unserer Mieter gewahrt zu haben“, hieß es darin. Experten schätzen die möglichen Strafen für Gagfah auf bis zu eine Milliarde Euro. Gagfah hat bisher keine Rückstellungen für die aus Dresden drohende Vertragsstrafe gebildet. Ein Sprecher des Unternehmens verwies darauf, dass vonseiten der Stadt bislang keine konkrete Summe genannt worden sei. „Wir warten jetzt darauf, dass uns die Stadt Dresden mitteilt, was die genauen Klagepunkte sind“, fügte er an.
Doch Brennan selbst droht auch Ungemach: Die deutsche Börsenaufsicht ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts des Insiderhandels. Brennan soll vier Wochen vor Bekanntwerden der Klage Gagfah-Aktien im Wert von etwa 4,7 Millionen Euro abgestoßen haben. (rtr/we)
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