Essen. . Selbst Behörden misstrauen dem umstrittenen Biosprit. In vielen Polizei-Wachen in NRW werden Dienstwagen nicht mit E10 betankt. Das Risiko sei zu hoch, sagen die Beamten. Auch THW und Feuerwehr lassen die Finger vom Biokraftstoff.
Das Chaos um den Biosprit E10 hat auch die Polizei-Dienststellen in NRW alarmiert. Sie scheinen dem Enthusiasmus der Bundesregierung zu misstrauen. „Solange nicht hundertprozentig geklärt ist, welche Fahrzeuge dafür geeignet sind, tanken wir kein E10“, sagt Raymund Sandach, Pressesprecher der Polizei Essen. Zwar besteht der Fuhrpark größtenteils aus Dieselfahrzeugen, aber immerhin rund 150 Dienstwagen laufen auf Superbenzin.
Auch in Düsseldorf sollen die Polizeiautos vorerst kein E10 schlucken. „Wir haben so viele verschiedene Fahrzeugtypen, da ist das Risiko einer Falschbetankung zu hoch“, sagt Sprecher Andreas Czogalla. Hier sind rund 270 Benzin-Fahrzeuge im Einsatz. Auch die Polizei in Gelsenkirchen reiht sich unter die E10-Skeptiker ein: Die rund 40 Benzin-Fahrzeuge und 8 Motorräder werden weiter mit E5 betankt, teilt Pressesprecher Guido Hesse mit. In Dortmund verzichtet die Polizei ebenfalls vorerst auf E10.
Ein landesweites Tankverbot gibt es für die Polizei in NRW jedoch nicht. Bislang bleibt es den 47 Kreispolizeibehörden selbst überlassen, wie sie mit der Biosprit-Frage umgehen. Doch beim zuständigen Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste wird derzeit eine Verfügung erarbeitet. „Fahrzeuge, die nicht mit E10 betankt werden dürfen, sollen künftig mit einem Hinweis auf der Tank-Klappe versehen werden“, sagt Heidi Lichtenstein, Sprecherin des Landesamtes. Die NRW-Polizei hat 10.500 Fahrzeuge im Einsatz. Rund 70 Prozent davon sind Diesel-Fahrzeuge.
Auch das THW und die Feuerwehr verzichten auf E10
Schleswig-Holstein geht sogar noch einen Schritt weiter: Hier dürfen Polizeiautos im ganzen Land aus Angst vor Motorschäden derzeit nicht mit E10 betankt werden. „Bevor wir unseren Fuhrpark komplett lahmlegen oder größere Reparaturen provozieren, gehen wir auf Nummer sicher“, sagte Landespolizeiamts-Sprecherin Jessica Wessel den „Lübecker Nachrichten“.
Auch die Rettungsdienste in NRW hat die Verwirrung um den umstrittenen Biokraftstoff aufgeschreckt. Beim Technischen Hilfswerk (THW) lässt man vorerst die Finger von E10, wenn es um das Betanken von Notstromagregaten, Kettensägen oder andere Geräten geht. „Der Biosprit könnte die Gummidichtungen der Maschinen angreifen“, fürchtet Referatsleiter Klaus-Dieter Büttgen. „Im schlimmsten Fall könnten die Maschinen im Einsatz versagen.“ Das THW hat sich jetzt mit einer Anfrage an die Hersteller gewandt. Eine Antwort steht noch aus.
Die Feuerwehr Essen zeigt dem Biosprit ebenfalls die Rote Karte. „Die Hersteller sagen zwar, E10 sei für die meisten Fahrzeuge verträglich, aber eine Garantie gibt uns niemand“, sagt Sprecher Mike Filzen. Auch bei benzin-betriebenen Geräten wie Stromgeneratoren und Pumpen setzt die Feuerwehr weiter auf den herkömmlichen Kraftstoff. Es gebe hierfür keine Freigabe der Hersteller, sagt Filzen. „Wir müssen unseren Auftrag reibungslos erfüllen können, es geht schließlich oft genug um Menschenleben.“