Essen. . Anfang 2009 hatte er als Personalchef von Ferro­staal noch positive Zahlen verkündet, jetzt sitzt der Ex-Manager des Essener Konzerns als Buhmann vor Gericht. Ferrostaal will von ihm 500 000 Euro, weil er unwirksame Verträge mit dem österreichischen Personaldienstleister „Vace“ geschlossen haben soll.

Die Klage vor dem Arbeitsgericht Essen (Az: 3 Ca 3687/10) ist nach der Korruptionsaffäre das Ergebnis des angekündigten Aufräumens in den Reihen des 4000 Mitarbeiter starken Industriedienstleisters. Die Staatsanwaltschaft München hatte Bestechungsvorwürfe beim Verkauf von U-Booten erhoben und fordert als Strafgeld 200 Millionen Euro vom Unternehmen.

Dem früheren Vorstandschef Matthias Mitscherlich unterstellten Beobachter eine Blockadepolitik gegenüber der Staatsanwaltschaft. Mittlerweile steht Jan Secher an der Spitze der Firma, der versprochen hat, durch rückhaltlose Aufklärung Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.

Opfer dieser Politik dürfte Lorenz Held sein. Von dem früheren Personalchef will das Unternehmen mindestens 463 000 Euro Provision zurück, die er an die österreichische Firma „Vace“ überwies. Um Steuern zu sparen, sollen Ferro­staal-Mitarbeiter bei den Österreichern angestellt worden sein, um weltweit auf unterschiedlichen Baustellen zu arbeiten. Aus Sicht der neuen Firmenleitung und ihrer Anwälte sind die Verträge nichtig und illegal, Außerdem soll Held „Selbstständige“ be­schäftigt haben, die tatsächlich „abhängig beschäftigt“ worden seien.

Was wusste Mitscherlich?

Über seinen Rechtsanwalt Christian Nohr wehrt sich der frühere Personalchef, der Ferrostaal im Januar 2010 gegen eine Abfindung verließ. Er als Personalfachmann habe die arbeits- und steuerrechtlichen Fragen damals nicht beurteilen können und sich auf die früheren Anwälte verlassen. Außerdem habe der komplette Vorstand die Verträge mit den Österreichern abgesegnet.

Die Klage spricht aber davon, dass der Personalchef an Steuer- und Rechtsabteilung vorbei gearbeitet habe. Die Vereinbarungen mit den Österreichern sind laut Gericht von Matthias Mitscherlich gegengezeichnet. Ob gegen ihn auch an eine Klage gedacht werde? Ferrostaal-Anwalt Holger Lüders: „Da wird wohl was kommen.“