Berlin. Kapitalerträge stärker besteuern, um Krankenkassenfinanzen zu stärken? Der Grünen-Kanzlerkandidat findet das gut. Das kann nicht sein Ernst sein.
Erst zerbrachen sich Referenten und andere Fachleute innerhalb der Ampel-Koalition ihre Köpfe, wie sich wohl die private Vorsorge stärken ließe – mittlerweile ist Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck endgültig im Wahlkampf angekommen. Und sein neuester Vorstoß ist nichts anderes als ein Frontalangriff auf Menschen, die private Vorsorge ernst nehmen, um sich abseits von der zu erwarteten – wohl überschaubaren – gesetzlichen Rente für das Leben im Alter abzusichern.
Habeck hat vorgeschlagen, Kapitalerträge auch noch mit Sozialabgaben zu belegen. Das heißt, neben der jetzt schon fälligen Steuer auf Gewinne aus Aktienveräußerungen oder auch auf erhaltene Zinsen wären dann zum Beispiel auch noch Krankenversicherungsabgaben fällig. Aus Sicht der deutschen Aktienkultur lässt sich da nur festhalten: Sollte Habeck in die aus seiner Sicht glückliche Lage kommen, eine Regierung bilden zu können, hat er hoffentlich einen Partner an der Seite, der ihm so ein Vorhaben wieder ausredet.
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Habeck-Vorstoß: Es geht um Zockerei an der Börse, sondern um Vorsorge
Die Aktienkultur in Deutschland ist noch ein zartes Pflänzchen. Andere Länder sind da weiter. Hier aber herrschte stets große Skepsis gegenüber „den Spekulanten an der Börse“. Erst während der Corona-Pandemie und durch die sogenannten Neobroker wurden die Hürden geringer. Vor allem die jungen Leute trauten sich. Und das auch, weil absehbar ist, dass die gesetzliche Rente kaum reichen wird, um im Alter den Lebensstandard halten zu können.
Eigentlich war die Ampel angetreten, mehr zu tun für die private Vorsorge. Doch gute Ansätze, wie das geförderte Lindner-Depot blieben nach dem Platzen der Koalition auf der Strecke. Daran aber muss eine neue Bundesregierung anknüpfen – und nicht so wie Habeck die noch junge deutsche Aktienkultur mit Füßen treten.