Berlin. Es lohnt sich, früh mit privater Vorsorge anzufangen – aber wer jung ist, sollte eine goldene Regel beachten. Eine Expertin gibt Tipps.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Wie man mit 20 und 50 Jahren vorsorgt – und ob 500.000 Euro ausreichen, um entspannt in den Ruhestand gehen zu können.

Frau Klug, sollte man als 20-Jähriger anders vorsorgen als mit 50?

Sandra Klug: In jedem Fall ist es sinnvoll, möglichst früh anzufangen. Man kann auch mit Kleinbeträgen erstaunliche Renditen erreichen und so Vermögen aufbauen. Ein Beispiel: Wer jeden Monat 50 Euro in einen ETF-Sparplan einzahlt, bei einer angenommenen Rendite von sechs Prozent, hätte nach 45 Jahren über 130.000 Euro. Investiert man dieselbe Summe jeden Monat über 15 Jahre hätte man hingegen nur knapp 15.000 Euro. Das heißt, mit Kleinbeträgen über einen langen Zeitraum kann man schon richtig was erreichen.

Rente und Elternzeit: Expertin hat wichtigen Tipp für Männer

Welche Strategie empfehlen Sie jungen Menschen zwischen 20 und 30?

Na ja, wenn man studiert oder gerade erst mit einem Job angefangen hat, ist in der Regel nicht allzu viel Geld übrig. Wem es dann noch gelingt, etwas zu sparen oder anzulegen, klasse! Ich empfehle in dieser Lebensphase allerdings zunächst, alle existenziell bedrohlichen Risiken abzusichern. Das heißt, man sollte sich zunächst Gedanken über den richtigen Versicherungsschutz machen, über eine eigene Haftpflicht- und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. So lassen sich Risiken absichern, die wirklich eine finanzielle Bedrohung darstellen. Grundsätzlich gilt also: Risikoabsicherung vor Kapitalaufbau.

Taugen Immobilien für die Altersvorsorge?

Es kommt darauf an. Bei den Preisen, die heute aufgerufen werden, muss man sich überlegen, ob man sich eine Immobilie leisten will oder kann. Die Riesen-Rendite sollte dabei nicht im Vordergrund stehen. Für viele ist es dann doch eher das Heim für die eigene Familie.

Welche Arten des Altersvorsorge empfehlen Sie Jüngeren?

In jedem Fall gilt: keine langfristigen Verträge abschließen. Lebensläufe sind in aller Regel nicht planbar und so kann es sein, dass die Beiträge nicht immer aufgebracht werden können. Lebens- oder Rentenversicherung sind zudem wahnsinnig teuer, haben schlechte Renditen und die versprochenen Renten sind extrem niedrig. Bloß die Finger davon lassen! Riester ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll und auch bei Betriebsrenten ist es wichtig, genau hinzugucken. Am besten ist, man lässt sich beraten, bevor man in die Falle tappt.

Alle cleveren Tipps von Frau Klug

Was kann man noch tun, wenn man es bis zum 50. Lebensjahr versäumt hat, privat vorzusorgen?

Es nie zu spät, mit dem Sparen anzufangen. Vielleicht werden keine Riesen-Reichtümer mehr angehäuft werden können, aber ein kleines Polster ist schon noch drin. In der Altersgruppe kommt es dann immer auf die eigenen Präferenzen an. Will man erst einmal ein sicheres Polster, so eignet sich ein Tagegeldkonto. Bis zur Rente ist aber auch noch genügend Zeit, um mit einem ETF-Sparplan zu sparen. Wichtig ist auch, alte Verträge auf den Prüfstand zu stellen. Ein Bausparvertrag, den man mal von den Eltern bekommen hat, muss nicht unbedingt gut sein, nur weil er alt ist.

Wie viel Geld sollte man haben, um sorgenfrei in den Ruhestand gehen zu können? Reichen 500.000 Euro?

Das kommt auf den Lebensstil an. In unseren Beratungen sitzen Menschen, die mit 1500 Euro im Monat prima auskommen, andere erhalten über 3000 Euro Rente und wissen nicht, wie das Geld reichen soll. Die Frage, wie viel man haben sollte, ist also höchst individuell und liegt an den eigenen Ansprüchen. Würde man ein Depot mit einem Wert einer halben Million Euro über 30 Jahre bei einer angenommenen Rendite von drei Prozent entsparen, könnte man immerhin jeden Monat knapp 2100 Euro entnehmen, um sein Leben angenehmer zu gestalten. Das würde selbst mit der dann fälligen Abgeltungssteuer für viele Menschen als Bonus zur gesetzlichen Rente wohl reichen.

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