Essen. Klimawandel hat Einfluss auf die Rendite von Vermögensanlagen und Altersvorsorge. Warum, sagt die Start-up-Unternehmerin Stephanie Feigt.

Die zunehmende Erderwärmung führt nicht nur zu Hochwasser, Dürreperioden und zum Teil unerträglich heißen Sommern. Der globale Temperaturanstieg hat auch Auswirkungen auf Geldanlagen und Altersvorsorge. Den überraschenden Effekt hat das Start-up 3rd-Eyes Analytics im Blick und eine Software entwickelt, die Banken in NRW und Berlin bereits nutzen. Sie soll Bankberater unterstützen – damit der Klimawandel nicht zum Rendite-Killer wird.

Stephanie Feigt kennt sich aus mit Geldanlagen. Sie hat unter anderem als Portfolio-Managerin beim Technologiekonzern Siemens gearbeitet. Im Herbst 2015 gehörte sie zum Kreis der Gründer von 3rd-Eyes Analytics. Das Start-up aus der Schweiz hat sich zum Ziel gesetzt, eine Software zu entwickeln, die ausrechnet, wie sich unterschiedliche Szenarien der Erderwärmung auf Kapitalanlagen und Altersvorsorge-Strategien auswirken.

„Die Bank-Kunden fragen immer nach dem Klimawandel“

Ein Zusammenhang, der nach Feigts Beobachtung bei der Anlageberatung eine noch viel zu unbedeutende Rolle spiele. „Banken und Versicherungen sind aus meiner Sicht noch nicht ausreichend darauf vorbereitet, ihre Kunden auf Risiken des Klimawandels hinzuweisen. Die Kunden fragen aber immer häufiger danach“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dabei zeichne sich längst ab: „Nicht nur Kriege, Zinsen und Inflation haben Einfluss auf die Entwicklung der Vermögenswerte, sondern auch der Klimawandel.“ Er führe zu einem Rückgang des Wirtschaftswachstums und damit zu schrumpfenden Renditen und Vermögen.

Stephanie Feigt ist Mitgründerin und Chefin des Start-ups 3rd-Eyes Analytics.
Stephanie Feigt ist Mitgründerin und Chefin des Start-ups 3rd-Eyes Analytics. © Fotogen | fotogen, Haupstrasse 9, 79798 Jestetten

Feigt ist davon überzeugt, dass Vermögensaufbau und Altersvorsorge nur realistisch geplant werden könnten, wenn ebendiese Auswirkungen des Klimawandels in die individuellen Finanzpläne einbezogen würden. „Wir können ausrechnen, ob die gesetzten Vermögensziele einer Anlegerin oder eines Anlegers trotz des Klimawandels erreicht werden können“, sagt die Mitgründerin und spricht vor allem jüngere Menschen an. Für 20- bis 30-Jährige seien die Risiken weitaus größer als etwa für Personen im Rentenalter.

Die Unternehmerin nennt ein Rechenbeispiel für eine 20-jährige Frau: „Wenn die Temperatur um 2,5 Grad und der Meeresspiegel um zwei Meter steigen, wird es nicht reichen, 170 Euro pro Monat zu sparen. Es müssen 250 Euro sein, um bei Renteneintritt eine Zusatzrente von 2000 Euro angespart zu haben“, rechnet Feigt vor.

Fonds und ETFs im Bereich Erneuerbare Energien

Die Software von 3rd-Eyes Analytics schlägt auf Wunsch auch Anlageformen vor, die klaffende Lücken schließen könnten. „Man muss mehr sparen oder sein Geld anders anlegen – etwa in Fonds oder ETFs im Bereich erneuerbare Energien“, rät die Unternehmerin. ETFs fassen unterschiedliche Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen in einem Fonds zusammen, die Indizes wie den Dax 40 nachbilden.

Um wie viel Grad die Temperatur der Erde nun steigen wird und ob ergriffene Klimaschutzmaßnahmen den gewünschten Effekt haben werden, weiß natürlich auch Stephanie Feigt nicht. „Wir wissen natürlich nicht, wohin sich die Welt entwickelt“, räumt sie ein. „Wir zeigen aber Bandbreiten und Risiken auf. Man kann aber fest davon ausgehen, dass schlechte Szenarien stärker ausgeprägt sind als gute.“

Quirin und Evangelische Bank nutzen die Software

Das Start-up 3rd-Eyes Analytics hat nicht nur zahlreiche Preise eingeheimst. Auch der Kundenstamm wächst. Nach Feigts Angaben setzen ihre Software bereits die Quirin Privatbank, die Evangelische Bank oder der größte Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life ein. Die Unternehmerin ist zuversichtlich und sagt: „Das Bewusstsein für Auswirkungen von Nachhaltigkeit auf Vermögen nimmt gerade richtig Fahrt auf. In Skandinavien ist es längst ein Muss, in Deutschland noch nice to have.“

>>> Die 3rd-eyes Analytics AG
Stephanie Feigt und Rodrigo Amandi haben das Start-up 3rd-eyes Analytics im Jahr 2015 gegründet.
Einer der Investoren ist Christoph Ostermann, der Gründer der Sonnen GmbH. Der europäische Markftführer für Heimspeicher wurde im Jahr 2019 an Shell New Energies verkauft.
Zum Investoren-Kreis gehört auch ein Mitgründer der Consors Bank.

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