Essen. Mieter von Vonovia und LEG schließen sich bundesweit zusammen. Grund: hohe Nachzahlungen bei Nebenkosten. Was Mieterschützer raten.
Vor dem Hintergrund hoher Nachzahlungen für Heizung und Betriebskosten schließen sich Mieterinnen und Mieter aus ganz Deutschland zusammen. Im Fokus ihres Protests stehen insbesondere die großen NRW-Konzerne Vonovia und LEG.
Seit Jahren werfen Mieterschützer den Immobiliengesellschaften Intransparenz bei den Nebenkosten-Abrechnungen vor. Doch mit den stark steigenden Energiepreisen insbesondere nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wachsen die geforderten Nachzahlungen, deren Bemessung die Vermieter zum großen Teil gar nicht selbst in der Hand haben. Schlagzeilen machten unter anderem die Mieterinnen und Mieter von Vonovia aus der Siedlung in Bottrop-Welheim, die für das vergangene Jahr bis zu 4000 Euro für die Heizung nachzahlen sollen. Eine der Betroffenen, Marina Scharnowski, spricht am Mittwoch, 11. Dezember, von „Horrorabrechnungen“, die ein Dienstleister, der die Heizungsanlage betreibt, verschickt habe. „Wir werden mit Mahnungen bombardiert. Das kann nicht sein“, klagt die Vonovia-Mieterin aus Bottrop und fügt bitter hinzu: „Wir frieren und werden unter Druck gesetzt.“
Mieter von Vonovia und LEG schließen sich zusammen
Doch nicht nur Mieterbündnisse aus Bottrop und Witten meldeten sich am Mittwoch zu Wort, sondern auch aus Hamburg, Stuttgart, Göttingen, Ulm und anderen Städten. Lukas Siebenkotten, Präsident des Deutschen Mieterbundes, begrüßt die konzertierte Aktion. „Wohnen ist die soziale Frage der Zeit. Betriebskosten sind mittlerweile zum Teil höher als die Mieten. Sie dürfen nicht weiter explodieren“, forderte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Deshalb sei es „ausgesprochen gut, dass Zusammmenschlüsse der Mieter stattfinden und sie mit den örtlichen Mietervereinen zusammenarbeiten“, so Siebenkotten.
„Die verlangten Kosten steigen immer weiter. Und sie werden immer undurchsichtiger“, heißt es in einer Erklärung der Bündnisse. „Im Unterschied zu anderen Wohnungsvermietern profitieren Wohnungskonzerne wie Vonovia und LEG von den steigenden Kosten. Denn viele der undurchsichtigen Rechnungen stammen von ihren Tochterunternehmen“, schreiben sie im Hinblick auf eigene Firmen, die für die Konzerne Dienste rund ums Haus erledigen und damit freilich auch Geld verdienen.
Vonovia: Nebenkosten steigen stärker als die Mieten
Die beiden Konzerne weisen die Vorwürfe regelmäßig zurück. Vonovia verweist am Mittwoch auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. Danach sind die Nettokaltmieten 2023 bundesweit im Schnitt um zwei Prozent gestiegen. Bei den Nebenkosten für Wasser-Versorgung und -Entsorgung sowie Müllabfuhr stiegen um vier Prozent und Haushaltsenergie wie Strom und Gas sogar um 14 Prozent. Auf diese Posten haben Vermieter keinen Einfluss.
Kritik gibt es aber auch an der Nachvollziehbarkeit von Nebenkosten-Abrechnungen, die Vermieter im Auftrag verschicken. „Seit zehn Jahren habe ich keine korrekten Abrechnungen gesehen“, schimpft der Wittener Mieterschützer Knut Unger. Die Massen an Belegen, die Konzerne nach Antrag auf Akteneinsicht vorlegten, überforderten die Mieter. Nicht selten seien das mehr als 1000 Seiten für ein Gebäude.
Mieter können geforderte Nachzahlungen zurückhalten
Trotz der Schwierigkeiten, diese zu durchforsten, zeigt sich Unger kampfeslustig. „Anstatt aufzugeben, haben wir unsere Einwendungen gebündelt und auf die für alle MieterInnen wichtigsten Punkte konzentriert“, sagt er. Nach Angaben des Mieterbunds NRW können Mieter bei Zweifeln die Nachzahlungen zurückhalten, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten Einspruch einlegen.
Vonovia bestätigt, dass der Konzern-Computer in manchen Fällen der Belegprüfung 1000 Seiten und mehr ausspucke. Den Vorwurf, Dokumente zurückzuhalten, weist das Bochumer Dax-Unternehmen aber zurück. Sprecher Matthias Wulff erklärt auf Anfrage unserer Redaktion: „Unser Anspruch ist, Transparenz herzustellen und dass die Mieter verstehen, wofür sie ihr Geld bezahlen.“
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