San Francisco. Wenn Trump Präsident wird, will er die Einfuhrzölle drastisch anheben. Das führt laut Ökonomen zu Inflation. Sie preisen Trump 2.0 ein.
Zölle sind das Patentrezept von Donald Trump. Wenn er gewinnt, wird der Rückstoß auf Europa enorm. Die USA sind nun mal die größte Volkswirtschaft der Welt – und der wichtigste Exportmarkt der EU.
Im Blick hat Trump zwar vornehmlich China, aber auch dann sind die Europäer betroffen. Leiden die chinesischen Exporte, sind Überkapazitäten die Folge. Und die Chinesen werden aller Voraussicht nach versuchen, auf den europäischen Märkten auszuweichen.
Auch Harris für Einfuhrzölle
Sein Vize JD Vance behauptet sogar, dass Zölle das „Herzstück“ von Trumps Wirtschaftsplan seien. Die Strategie bestehe darin, Zölle auf andere Länder und auch auf Unternehmen zu erheben, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagerten.
Auch Harris hat sich für Zölle ausgesprochen, aber sie will sie „zielgerichtet“ einsetzen – so wie der amtierende US-Präsident Joe Biden sie für chinesische Elektrofahrzeuge, Siliziumchips und Solarmodule verhängte.
Trumps Wahlprogramm birgt lauter Zielkonflikte
Die Amerikaner werden den Trump-Effekt vor allem an den Lebensmittelkosten spüren. Die Ironie dabei ist, dass er ihnen genau das Gegenteil davon vorgaukelt. Wer mit dem Auto durch die USA tourt, kann Donald Trumps Versprechen nicht übersehen. Rechts und links der Highways plakatiert der Republikaner, dass er die Preise für Benzin und Lebensmittel senken werde.
Man kann Trump beim Wort nehmen oder auch nicht. Dann wären seine Versprechen für die Wahl 2024 eine Metapher: Für einen Kümmerer, der die Sorgen der Leute kennt.
Zölle sind das „Herzstück“
Tatsächlich sind die Preise für Nahrungsmittel horrend. Beim Sprit, dem Brotpreis unserer Zeit, normalisieren sie sich wieder. Nach der Pandemie und insbesondere bei Ausbruch des Ukraine-Krieges waren sie stark gestiegen.
Der Punkt ist, dass er den Landwirten mehr Einnahmen und den Verbrauchern im Supermarkt weniger Kosten in Aussicht stellt. Aber amerikanische Landwirte können nur mehr verdienen, wenn jemand mehr zahlt. Trumps Patentrezept: Einfuhrzölle. So sollen amerikanische Agrarerzeugnisse konkurrenzfähiger werden.
Ökonomen preisen Donald Trump 2.0 ein
Ökonomen nehmen den Republikaner beim Wort und beginnen, Trump 2.0 einzupreisen. Fast einhellig warnen sie davor, dass bei einem Wahlsieg Trumps Preise und Haushaltsdefizite steigen werden. Im „Wall Street Journal“ kommen sie zum Ergebnis, dass seine Vorschläge im Vergleich zum Programm von Harris das größere Risiko bergen, die Preisspirale anzutreiben.
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Wer im US-Supermarkt einkaufen geht, findet Butter aus Frankreich, Irland, Dänemark, Polen, Finnland oder Deutschland. Butter ist nur ein Beispiel. Ähnliches gilt für Käse, Nudeln oder Reis. Ein Großteil des Gemüses kommt aus Kanada, die Hälfte aller Beerenimporte aus Mexiko. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die Einfuhrzölle auf die Kunden abgewälzt werden, zumal die Margen im Lebensmittelhandel gering seien, im Durchschnitt zwei Prozent.
Inflationstreiber Trump
Wenn Trump sagt, was er denkt, und tut, was er sagt, müssen die Preise steigen. Das „Wall Street Journal“ folgert, dass ein zweieinhalb Jahre andauernder, zuletzt erfolgreicher Kampf zur Senkung der Inflation aufgegeben wird. Sie war gerade auf 2,4 Prozent gefallen, in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie.
Ähnlich verhält es sich beim Benzinpreis. Trump will ihn auf 1,87 Dollar pro Gallone (knapp 3,8 Liter) senken. Momentan liegt er im Durchschnitt bei 3,16 Dollar. Um Trumps Ziel zu erreichen, müsste der Preis drastisch auf 20 Dollar pro Barrel sinken, auf das Niveau während der Pandemie. Laut Ed Hirs, Energieökonom an der Universität Houston, könnten die einheimischen Unternehmen dann nicht mehr gewinnbringend Öl fördern.
„Trump will extrem niedrige Benzinpreise, aber er will auch eine boomende Ölproduktion. Es ist schwer, beides zu erreichen“, sagt Ben Cahill, Energieökonom an der University of Texas in Austin. Noch so ein Zielkonflikt.
Höhere Staatsschulden unter Trump?
Trump will zugleich Steuersenkungen verlängern, die 2025 auslaufen würden. Überdies verspricht er, die Körperschaftssteuersätze zu senken, Trinkgelder sowie Überstunden nicht zu besteuern. Darüber hinaus will er Druck auf die Zentralbank ausüben, die Zinsen niedrig halten.
In den vergangenen Tagen sind die Anleiherenditen schon gestiegen. Offensichtlich wetten Anleger darauf, dass unter einem Präsidenten Trump die Haushaltsdefizite steigen werden.
Gegenreaktionen bleiben nicht aus
„Wenn er die Dinge tut, die er verspricht, wird er die US-Wirtschaft mit einem negativen Angebotsschock treffen. Die Preise werden steigen und die Kapazität der Wirtschaft, Waren und Dienstleistungen anzubieten, wird sinken“, sagte Adam Posen voraus, der Präsident des Peterson Institute for International Economics.
Trumps ehemaliger Handelsminister Wilbur Ross denkt, dass Trump seine frühere Handelspolitik fortsetzen wird, nur viel aggressiver. Dabei können sich viele noch erinnern, was sie damals für Folgen hatte: China konterte mit Zöllen auf amerikanische Sojabohnen, was zu einem Einbruch der Exporte um 75 Prozent führte. Europa bestrafte den amerikanischen Whiskey. Unter den aktuellen Vorzeichen können die Brennereien die Nachfrage nicht richtig einschätzen und fahren ihre Investitionen zurück.
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