Berlin. Der Gläubigerausschuss hat sich auf einen Bieter festgelegt. Von einer „minimalistischen“ Lösung ist die Rede. Das heißt nichts Gutes.

Ein neuer Investor, aber bei der traditionsreichen Modemarke Esprit gehen wohl trotzdem die Lichter aus: Nach Informationen dieser Redaktion bekam der Londoner Investmentspezialist Alteri am Montagabend grünes Licht vom Gläubigerausschuss für einen Einstieg bei Esprit. Alteri hat laut Quellen aus Unternehmenskreise aber nur für Marken, Lizenzen und Schnittmuster von Esprit geboten.

Eine Vereinbarung zur Übernahme von Shops oder Mitarbeitern sei hingegen nicht getroffen worden. Lediglich die Unterschrift des Mutterkonzerns, der Esprit-Holding aus Hongkong, stehe noch aus. Für die gut 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland bedeutet das Ende des Bieterverfahrens somit auch der baldige Verlust der eigenen Jobs.

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Esprit hatte wegen dieser Aussicht bereits in der vergangenen Woche verkündet, mit Betriebsräten Verhandlungen über Sozialpläne und Interessenausgleichs zu führen. Das Unternehmen hatte Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Zuletzt hatte das Unternehmen noch gut 1300 Beschäftige – in deutschlandweit gut 56 eigenen Geschäften und in der Firmenzentrale in Ratingen bei Düsseldorf.

Esprit: Investor bekommt Zuschlag – Arbeitsplätze gehen verloren

Die mit Alteri gefundenen Lösung sei eher „minimalistisch“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person dieser Redaktion. „Ein echter Geschäftsbetrieb wird von Alteri nicht übernommen.“ Denkbar sei der Quelle zufolge, dass Alteri das Esprit-Geschäft im Internet fortführe.

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Alteri ist ein Londoner Investmentspezialist, der sich eigenen Angaben zufolge bei seinen Tätigkeiten vor allem auf den europäischen Einzelhandel konzentriert. Man investiere in der Regel in Firmen mit einem Umsatz zwischen 100 Millionen und 3 Milliarden Euro, heiß es auf der Firmenhomepage. In Deutschland steht Alteri unter anderem hinter den bekannten Marken Street One und Cecil.

Auch der Babyausstatter Baby Walz gehört zum Alteri-Portfolio. Eine Anfrage zu den weiteren Plänen mit Esprit ließ Alteri zunächst unbeantwortet. Auch Esprit wollte sich zunächst nicht äußern: „Wir bleiben bei unserer Linie, erst dann wieder zu kommunizieren, wenn ein Ergebnis vorliegt“, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Bieter Alteri besserte Angebot im entscheidenden Moment nach

Die Gespräche um die Esprit-Rettung hatten sich in den letzten Wochen festgefahren. Zunächst hatte auch das Düsseldorfer Modehaus P&C Interesse an einer Übernahme, zog sich aus den entscheidenden Verhandlungen aber dann doch wieder zurück. Zuletzt waren noch das Modeunternehmen Techno Design und eben Alteri im Rennen.

Die Londoner sollen ihr Angebot Informationen dieser Redaktion zufolge zudem nochmal nachgebessert haben und nun für eine Summe den Zuschlag erhalten, die „über den Zerschlagungswerten“ von Esprit liege. Viele Beschäftigte dürfte das nicht trösten. Anzunehmen ist, dass sie noch vor Monatsende ihre Kündigung erhalten werden. Lediglich in der Zentrale dürfte ein kleines Team verbleiben, das die Abwicklung von Esprit übernimmt.