Berlin. Zwei Bieter wollen den Modehändler übernehmen – zumindest in Teilen. Wer noch im Rennen ist und warum das vielen Beschäftigten nicht hilft.
Die deutschlandweit gut 1300 Mitarbeiter des kriselnden Modehändlers Esprit bangen seit Monaten um die Zukunft ihres Arbeitgebers – jetzt steht eine Entscheidung kurz bevor. Wie Esprit am Donnerstag mitteilte, hat das Amtsgericht Düsseldorf nun das reguläre Insolvenzverfahren für die Esprit Europe GmbH sowie bei sechs weiteren deutschen Gruppengesellschaften eröffnet. Demnach wird derzeit zwar noch mit zwei denkbaren Investoren verhandelt, der Verlust eines Großteils der Jobs bei Esprit ist aber wohl nicht zu verhindern. „Weniger als 100“ könnten erhalten bleiben, sagte ein Esprit-Sprecher dieser Redaktion.
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Das Unternehmen gab aber erstmals Einblick in den seit Monaten laufenden Investorenprozess. Esprit hatte für die betroffenen Gesellschaften Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Gespräche mit Bietern stehen der Mitteilung zufolge kurz vor einem Abschluss. „Mit Zustimmung der Gläubigerausschüsse und des Sachwalters werden jetzt noch zwei vorliegende Angebote diskutiert, mit dem Ziel, in den kommenden Tagen zu einer verbindlichen Vereinbarung zu kommen“, heißt es bei Esprit.
Esprit-Insolvenz: Ein Interessent ist raus, ein neuer ist hinzugekommen
Nach Informationen dieser Redaktion hatte es in der Reihe der Interessenten zuletzt aber noch einmal eine Veränderung gegeben. Nach wie vor dabei ist der Londoner Investmentspezialist Alteri, dem schon Modemarken wie Street One, Cecil und der deutsche Babyausstatter Baby Walz gehören. Das Düsseldorfer Modehaus Peek & Cloppenburg hingegen hat sich laut Quellen aus dem Umfeld der Verhandlungen aus den Gesprächen verabschiedet.
Den Informationen zufolge soll P&C zuletzt zwar ein Angebot abgegeben haben. Den Kreis der Esprit-Gläubiger – darunter Lieferanten, die Arbeitsagentur und das Finanzamt – holte man damit aber offenbar nicht ab. Eine Quelle spricht davon, dass P&C lediglich auf ein Schnäppchen aus war und eine Summe geboten habe, die deutlich unterhalb von Zerschlagungswerten gelegen haben soll.
Esprit: Ein Bieter bringt viel Erfahrung aus der Mode-Welt mit
Neu im Rennen ist nach Informationen dieser Redaktion das bislang eher im Hintergrund agierende Modeunternehmen Techno Design mit Sitz in Düsseldorf. Techno Design arbeitet seit dem vergangenen Jahr bereits mit dem deutschen Modeunternehmen Gerry Weber zusammen und ist eigenen Angaben zufolge spezialisiert auf die Kollektionserstellung für Damen-, Herren-, Kinder- und Babybekleidung.
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Das Unternehmen, mit mehr als 200 Mitarbeitern weltweit, steuere dabei alle Prozesse in der globalen Lieferkette und biete komplette Beschaffungslösungen für Einzelhändler und Marken auf der ganzen Welt an. Techno Design hat aber auch einige eigene Marken im Portfolio. Darunter sind der Fahrradtaschenanbieter Vincita sowie das Streetwear-Label KOQS. Möglicherweise kann Esprit nun eine Ergänzung sein. Quellen zufolge würde man bei der insolventen Modekette aber zunächst einiges umkrempeln müssen.
Esprit nennt Details zu Konzepten möglicher neuer Eigentümer
Esprit selbst machte zu den verbliebenen Bietern zunächst keine näheren Angaben. „Das eine der Erwerber-Konzepte zielt auf den Relaunch der Marke Esprit zu einem späteren Zeitpunkt. Das zweite sieht eine Betriebsfortführung in einem erheblich reduzierten Umfang vor“, hieß es. Beide Angebote würden den Erwerb der europäischen Markenrechte vorsehen. Konkrete Aussagen zu möglicherweise mit übernommenen Teilen der Belegschaft machte man nicht.
Esprit-Angaben zufolge gab es deutschlandweit zuletzt noch 56 Geschäfte. Damit zu rechnen ist aber, dass mit einem möglichen neuen Eigentümer auch viele der Filialen werden schließen müssen. Alteri, so heißt es von Quellen aus dem Umfeld der Investorengespräche, habe finanziell gesehen das attraktivere Übernahmeangebot gemacht. Techno Design biete zwar weniger, soll aber mit einer Gewinnbeteiligung locken – wenn es gelingt, das deutsche Esprit-Geschäft wieder in die Spur zu bringen.
Viele Jobs bei Esprit weg: Das Unternehmen hat sich mehr erhofft
Bei Esprit hatte man sich mehr erhofft. „Es war stets unser Ziel, dass die Esprit-Gesellschaften unter neuer Eigentümerschaft ihre Geschäfte fortführen können und so viele Arbeitsplätze wie möglich erhalten bleiben“, sagte Sanierungsgeschäftsführer Christian Gerloff. „Wir müssen jedoch leider feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld für den Modehandel nicht oder nur sehr begrenzt bereit sind, dieses unternehmerische Risiko einzugehen.“
Mit den Betriebsräten würden derzeit bereits Verhandlungen über Sozialpläne und Interessenausgleiche geführt. Die Zahlung der Gehälter sei bis zum Wirksamwerden von insolvenzrechtlichen Kündigungen gesichert, teilte das Unternehmen weiter mit. Führen die nun weiter laufenden Verhandlungen doch zu keinem Ergebnis, droht weiterhin die komplette Abwicklung. Mit einer Entscheidung wird zu Beginn der kommenden Woche gerechnet.
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