Essen. Beim Essener Chemiekonzern Evonik werden weitere Einzelheiten zum geplanten Abbau von 1500 Arbeitsplätzen in Deutschland bekannt.
Der Essener Chemiekonzern Evonik plant eine Millionensumme für den angekündigten Arbeitsplatzabbau ein. Im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres habe das Unternehmen Rückstellungen von 238 Millionen Euro gebildet, um die Stellenstreichungen umsetzen zu können, teilte der Evonik-Vorstand in seiner Zwischenbilanz mit. Der Vorstand um Konzernchef Christian Kullmann hatte angekündigt, dass rund 1500 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen sollen.
Die Verhandlungen über Rahmenbedingungen zum sozialverträglichen Stellenabbau in Deutschland seien mittlerweile abgeschlossen, berichtete Evonik am Donnerstag (1. August). Das Effizienzprogramm namens „Evonik Tailor Made“ werde ab dem Jahresende erste Einsparergebnisse bringen.
Die Rückstellungen für den Arbeitsplatzabbau, mit dem Evonik künftig die Kosten senken will, belasten allerdings zunächst einmal die Bilanz. Die Aufwendungen seien maßgeblich verantwortlich für ein negatives Konzernergebnis im zweiten Quartal. In diesem Zeitraum sei ein Verlust von fünf Millionen Euro entstanden, teilte Evonik mit. Im Vorjahresquartal hatte es bereits ein Minus von 270 Millionen Euro gegeben.
Das Ziel des Vorstands: weniger Personalkosten bei Evonik
Ohne die aktuellen Aufwendungen für den sozialverträglichen Stellenabbau hätten die allgemeinen Verwaltungskosten von Evonik im ersten Halbjahr bereits fünf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres gelegen, betont der Vorstand.
„Wir senken unsere Kosten und machen unsere Hausaufgaben – und das wirkt“, sagt Evonik-Vorstandschef Christian Kullmann mit Blick auf die Umbauprogramme im Unternehmen. „Wir müssen uns derzeit vor allem auf uns selbst verlassen, da von der Konjunktur kein echter Rückenwind kommt.“
Im Geschäft habe sich der Chemiekonzern trotz eines weiterhin schwierigen Umfelds gesteigert. Die finalen Zahlen für das zweite Quartal bestätigen nach Angaben des Managements das Bild, das bereits am 15. Juli vorab vermeldete vorläufige Daten zeigten: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg demnach um 28 Prozent auf 578 Millionen Euro. Der Konzernumsatz im zweiten Quartal erhöhte sich um ein Prozent auf 3,93 Milliarden Euro.
Evonik-Finanzchefin Schuh: „Wir sind noch lange nicht am Ziel“
„Die Richtung stimmt, und die Verbesserungen unserer wichtigsten Finanzkennzahlen gegenüber dem Vorjahr sind wirklich erfreulich“, so Evonik-Finanzchefin Maike Schuh. Allerdings sei das Vorjahr auch „ausgesprochen schwach“ gewesen. „Wir sind noch lange nicht am Ziel“, betont Schuh. Am 15. Juli hatte Evonik den Ausblick für das bereinigte Ergebnis (Ebitda) für das laufende Geschäftsjahr angehoben. Erwartet wird nun ein Wert zwischen 1,9 und 2,2 Milliarden Euro (zuvor: 1,7 bis 2,0 Milliarden Euro).
Mit Blick auf das Programm „Evonik Tailor Made“ hatte das Unternehmen Anfang Mai auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, beim Stellenabbau stünden Beschäftigte, die im Jahr 1967 oder früher geboren worden seien, im Fokus. Mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dieser Altersgruppe sollten demnach Vereinbarungen zu einem vorgezogenen Übergang in den Ruhestand getroffen werden. Dabei gelte das Prinzip der „doppelten Freiwilligkeit“. Das bedeute: Sowohl das Management als auch die betroffenen Beschäftigten müssten einverstanden sein mit dem frühzeitigen Abschied aus dem Unternehmen.
2000 Arbeitsplätze sind weltweit betroffen, davon 1500 in Deutschland
Zur Einordnung: Mit 1500 Stellen sollen 7,5 Prozent der bundesweit 20.000 Arbeitsplätze wegfallen. Weltweit gehören rund 33.000 Beschäftigte zu Evonik. Große Standorte von Evonik befinden sich unter anderem in Marl im nördlichen Ruhrgebiet, in Wesseling bei Köln und am Konzernsitz in Essen. Weltweit geht es um rund 2000 Arbeitsplätze, die bei Evonik wegfallen sollen.
Der Evonik-Konzern bündelt seine Geschäfte in vier Divisionen rund um Produkte für die Pharma-, Kosmetik- und Ernährungsindustrie („Nutrition & Care“), Werkstoffe („Smart Materials“), Additive für die industrielle Anwendung („Specialty Additives“) sowie rohstoff- und energieintensive Basischemie („Performance Materials“). Als „Wachstums-Divisionen“ betrachtet Vorstandschef Kullmann die drei zuerst genannten Bereiche.
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