Berlin. Elternzeit und eine anschließende Teilzeit-Tätigkeit können zu Einbußen bei der Rente führen. Vorsorgeexpertin Sandra Klug gibt Tipps.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte selbst privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Wie sich die Elternzeit auf die Rente auswirkt – und was man tun kann, damit nicht zu große Löcher im eigenen Rentenkonto entstehen.

Nach der Geburt eines Kindes bleiben häufig noch immer die Frauen zu Hause, viele auch für ein Jahr oder sogar länger. Welche Folgen hat diese längere Phase der Elternzeit für die spätere Rente?

Sandra Klug: Während der Jahre Elternzeit wird so getan, als ob man weitergearbeitet hätte. Das heißt, Kindererziehungszeiten werden angerechnet. Die Gutschrift beträgt bis zu drei Jahre pro Kind. Versicherten in Elternzeit wird dabei unterstellt, sie hätten durchschnittlich verdient. Pro Jahr gibt es demnach einen Entgeltpunkt gutgeschrieben. Wer vorher mehr verdient hat, muss da also Renteneinbußen hinnehmen.

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Wie weise ich die Kindererziehungszeiten nach?

Dafür sollte man sich die Geburtsurkunde schnappen und damit die Kindererziehungszeiten bei der Rentenversicherung eintragen lassen.

Gibt es eine Faustregel bei der Frage, wie viel Elternzeit gerade noch geht, um nicht zu sehr das eigene gesetzliche Altersvorsorgekonto in Mitleidenschaft zu ziehen?

Nein, die gibt es nicht. Das Problem liegt auch nicht in der möglicherweise längeren Phase der Elternzeit, sondern eher in der Frage, wie es danach für Mütter beruflich weitergeht. Denn viele Frauen arbeiten nach der Geburt eines Kindes nur noch in Teilzeit in ihrem ursprünglichen Job. Und genau dadurch wird natürlich viel weniger für die eigene Rente getan als vorher.

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    Wie viel Teilzeit kann man sich denn leisten, will man noch genügend für die eigene gesetzliche Altersvorsorge tun?

    Das scheint mir eine Frage zu sein, die kaum beantwortet werden kann. Jeder muss das selbst entscheiden. Die Entscheidung für oder gegen Teilzeit ist nicht nur alleine von der möglicherweise fehlenden Rente abhängig. Es gibt Menschen, die kein großes Sicherheitsbedürfnis nach einer guten Absicherung im Alter haben. Und natürlich kommt es auch auf die individuellen Lebensumstände und das Gesamtgefüge an. Man ist im Idealfall bei der Kindererziehung zu zweit. Da gibt es ja die unterschiedlichen Konstruktionen, um auch die Verluste bei der Altersvorsorge gemeinsam aufzufangen.

    Welche?

    Wir erleben in der Beratung zum Beispiel immer wieder Männer, die sagen, sie möchten ganz gezielt 150 oder 200 Euro im Monat für ihre Frau sparen und so damit die Verluste bei der Rentenkasse ausgleichen. Oder man sagt als Familie: Wir gehen davon aus, dass wir zusammenbleiben, und zahlen deshalb in eine gemeinsame Kasse ein. Unterm Strich verbrauchen wir ja eh alles gemeinsam. Immer mehr junge Leute teilen sich alles, beide arbeiten 30 Stunden in der Woche – und man teilt sich so die Betreuungsaufgaben.

    Gibt es noch weitere Tipps für Eltern mit Blick auf die Altersvorsorge?

    Sparpläne jeglicher Art ergeben Sinn – insbesondere ETF-Sparpläne. Diese empfehle ich auch dann weiter zu besparen, wenn man gerade nicht arbeitet. Die Rate lässt sich bei ETF-Sparplänen anpassen, bei Banksparplänen sollte man in die Bedingungen gucken. Letztlich bedeutet Zeit immer Rendite. Je länger Anlegerinnen und Anleger in so einen Sparplan einzahlen, desto mehr Ertrag können sie erzielen. Natürlich sollten sie sich vor teuren und unflexiblen Altersvorsorgeprodukten schützen, keine kapitalbildenden Rentenversicherungsprodukte abschließen und vorhandene unabhängig prüfen lassen. Und im Zweifel: Es geht halt das, was geht. Man hat sich in dem Moment für ein Kind entschieden – und nicht unbedingt für die Altersvorsorge.

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