Essen. Aldi Nord sieht wieder mehr Spielraum für Preissenkungen. Investitionen in IT zahlen sich aus. Das ändert sich für Kunden in Filialen.

Nach Jahren der Investitionen in Filialen und IT will der Essener Discounter Aldi Nord wieder stärker die Preise senken. „Wir haben wieder mehr Luft zum Atmen, um unseren Anspruch auf Preisführerschaft zu unterstreichen“, heißt es aus dem Essener Unternehmen. Marktforscher bescheinigen Aldi Nord, stärker als der Gesamtmarkt mit Lidl, Netto, Penny & Co zu wachsen.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 und die damals einsetzende Inflation sah sich auch Aldi gezwungen, die Preise für Lebensmittel auf breiter Front zu erhöhen. Seit Monaten sinkt die Teuerungsrate nun wieder. Allein in diesem Jahr habe man bereits die Preise für fast 700 Artikel gesenkt, heißt es aus der Essener Zentrale von Aldi Nord.

Aldi Nord: „Wir sind die ersten, die die Preise senken“

„Wenn die Preise für Rohstoffe fallen, geben wir das sofort an unsere Kunden weiter“, sagte Deutschlandchef Felix Rottmann unserer Redaktion bereits im April. „Wir sind die ersten, die die Preise senken. Diese Preisführerschaft ist uns wichtig. Unser Anspruch ist es, der günstigste Discounter in Deutschland zu sein. Und das schaffen wir auch“, so Rottmann.

In Zukunft will Aldi Nord nun offenbar noch forscher mit Preisaktionen Wettbewerber wie Lidl, Netto oder Penny herausfordern. Zuletzt hatte das Unternehmen große Summen in IT und Logistik investiert. Allein in die Modernisierung der deutschen Filialen floss nach Angaben des Konzerns rund eine Milliarde Euro. Im Gegenzug will Aldi Nord nun von sinkenden Kosten profitieren.

Felix Rottmann ist Deutschland-Chef von Aldi Nord.
Felix Rottmann ist Deutschland-Chef von Aldi Nord. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Deutschlandchef Rottmann unterstrich bereits im April, dass man das Sortiment auf 1800 Ganzjahresartikel reduziert habe. Auch bei der Verkaufsfläche denkt der Discounter inzwischen wieder eine Nummer kleiner. 1000 Quadratmeter gelten bei den Essenern inzwischen als Idealgröße. Zuletzt hatte man auch gern Filialen mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche gebaut.

Auch betriebswirtschaftlich kann sich Aldi Nord offenbar wieder aggressivere Preisaktionen leisten. Den Nettoumsatz für das vergangene Jahr beziffert die Unternehmensgruppe auf 29 Milliarden Euro. Das entspreche einem Plus von 7,5 Prozent im Vergleich zu 2022. Dabei profitierte Aldi Nord nach eigenen Angaben von Inflationseffekten, aber auch von der Expansion im Ausland, die im laufenden Jahr fortgesetzt werden solle. Allein aus Dänemark hat man sich ganz zurückgezogen. 200 neue Märkte seien für 2024 geplant, davon 60 in Polen. Dennoch seien die Umsätze im Ausland immer noch immer niedriger als im Heimatmarkt mit rund 2200 Märkten.

15 Milliarden Euro Umsatz von Aldi Nord in Deutschland

Als Familienunternehmen muss Aldi Nord seine Gewinne nicht veröffentlichen. Die Führungsspitze um den Vorstandsvorsitzenden Torsten Hufnagel sieht die Ertragslage aber „deutlich verbessert“, heißt es. Alle Länder hätten ein positives Ergebnis vor Abzug von Zinsen und Steuern (Ebit) erreicht. Vor allem in Deutschland schlagen nach Unternehmensangaben hohe Investitionen zu Buche. Dennoch habe der Heimatmarkt mit einem Ebit von rund 200 Millionen Euro das vergangene Jahr abgeschlossen. Dazu beigetragen hätten auch Erträge aus eigenen Immobilien.

Brutto setzte Aldi Nord in Deutschland nach eigenen Angaben 15 Milliarden Euro um – 6,6 Prozent mehr als 2022. Die Essener befinden sich nach Berechnungen des Martforschungsinstituts GfK auch im laufenden Jahr im Aufwärtstrend. Bis Ende April sei Aldi Nord um rund fünf Prozent gewachsen, der Gesamtmarkt nur um 3,5 Prozent. Der Discounter Lidl konnte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2022/23 nach eigenen Angaben um 9,4 Prozent auf 125,5 Milliarden Euro steigern.

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