Essen. In vielen Ruhrgebietsstädten sind 2023 dramatisch wenige Wohnungen gebaut worden. Das wird die Mieten weiter nach oben treiben. Die Städte-Daten.

Immer weniger Menschen in NRW können es sich offenbar leisten, ein Eigenheim zu bauen. Landesweit wurden im vergangenen Jahr nur 9700 Einfamilienhäuser fertiggestellt, wie das Landesstatistikamt IT.NRW am Mittwoch bekanntgab. Das sind noch einmal gut zwölf Prozent weniger als im bereits sehr schwachen Vorjahr. Da bei Mehrfamilienhäusern etwas mehr Gebäude schlüsselfertig wurden, ist die Zahl der neuen Wohnungen insgesamt leicht gestiegen (+1,7 Prozent). Das ist aber immer noch deutlich zu wenig, um die gestiegene Nachfrage der gewachsenen Bevölkerung zu decken.Bezogen auf die Einwohnerzahl ist die Wohnbauquote konstant geblieben - auf extrem niedrigem Niveau.

Das wird die Mieten weiter steigen lassen, erwarten Marktbeobachter. Am wenigsten gebaut wurde im Ruhrgebiet: Gelsenkirchen, Hagen und Oberhausen liegen bei den fertiggestellten Wohnungen im Verhältnis zu ihren Einwohnerzahlen NRW-weit ganz hinten. In Gelsenkirchen wurden nur 2,1 Wohnungen je 10.000 Einwohner fertig. Zum Vergleich: In Münster waren es 54. Um das bundesweite Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr zu erreichen, müssten durchschnittlich rund 46 Wohnungen je 10.000 pro Jahr gebaut werden. Der NRW-Schnitt lag 2023 nur bei gut der Hälfte: 25,6.

Wohnungsmangel verschärft sich vor allem im Ruhrgebiet

Da die unlängst veröffentlichten Zahlen der neu erteilten Baugenehmigungen noch erschreckender sind, sie für Einfamilienhäuser gar um 40 Prozent eingebrochen sind, ist mit einer weiteren Verschärfung der Wohnungsknappheit in NRW zu rechnen, inzwischen auch im Ruhrgebiet. Das lassen auch die Neubauzahlen der einzelnen Städte befürchten:

  • Duisburg 563 neue Wohnungen (-24,1 Prozent); Bauquote je 10.000 Einwohner: 11,2
  • Essen 782 Wohnungen (+5,5 Prozent); Bauquote: 13,3
  • Mülheim an der Ruhr 184 Wohnungen (-37 Prozent); Bauquote: 10,7
  • Oberhausen 107 Wohnungen (-43,7 Prozent); Bauquote: 5,1
  • Kreis Mettmann 1166 Wohnungen (+7,7 Prozent); Bauquote: 23,8
  • Kreis Wesel 726 Wohnungen (-28,5 Prozent); Bauquote: 15,6
  • Bottrop 224 Wohnungen (+6,7 Prozent); Bauquote: 18,9
  • Gelsenkirchen 55 Wohnungen(-66,9 Prozent); Bauquote: 2,1
  • Kreis Recklinghausen 1165 Wohnungen (+19,2 Prozent); Bauquote: 18,4
  • Bochum 949 Wohnungen (+136,7 Prozent); Bauquote: 23,0
  • Dortmund 1379 Wohnungen (-35 Prozent); Bauquote: 22,3
  • Hagen 86 Wohnungen (-36,3 Prozent); Bauquote: 4,5
  • Herne 179 Wohnungen (-13,1 Prozent); Bauquote: 11,4
  • Ennepe-Ruhr-Kreis 514 Wohnungen (-8,2 Prozent); Bauquote: 15,8

Was auffällt: Besonders in den Großstädten wurden im vergangenen Jahr besonders wenige neue Wohnungen fertiggestellt. Also dort, wo sie bereits besonders knapp werden. Dagegen nahm die Bautätigkeit in den Randgebieten der großen Kreise des Ruhrgebiets teilweise sogar ordentlich zu. Positive Ausnahme bei den Revierstädten ist Bochum mit einer deutlichen Zunahme und auch einer ordentlichen Neubauquote von 23 Wohnungen je 10.000 Einwohnern. Hier wurden 2023 vergleichsweise viele Häuser fertig, darunter auch einige mit Sozialwohnungen.

Wieder mehr neue Mehrfamilienhäuser in NRW, aber noch zu wenige

Was derzeit landesweit stark auseinandergeht, ist die Art der gebauten Häuser. So ist der Neubau von Eigenheimen weiter eingebrochen. Zweifamilienhäuser wurden unverändert viele beziehungsweise unverändert wenige gebaut. Dagegen nahm die Fertigstellung von Mehrfamilienhäusern durchaus spürbar zu: 27.710 Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen wurden den Ämtern als schlüsselfertig gemeldet - ein Plus von 4,7 Prozent gegenüber dem freilich schwachen Vorjahr 2022.