Essen/Kiel. .
HSH Nordbank-Chef Dirk Jens Nonnenmacher wird abberufen. Die Landesbank kommt trotzdem nicht aus den Schlagzeilen heraus.
Die Tage von Dirk Jens Nonnenmacher als Chef der HSH Nordbank sind gezählt. Die Regierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein forderten HSH-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper gestern auf, die notwendigen Schritte für eine Trennung von Nonnenmacher einzuleiten. Bilanzfälschung und Bespitzelung von Mitarbeitern werden dem Skandalbanker von der Waterkant vorgeworfen. Ein Abgang ihres Chefs hilft der Landesbank zwar, aus den Schlagzeilen wird das Institut aber nicht so schnell kommen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaften in Kiel und Hamburg dauern an.
Besonders einsichtig hat sich Nonnenmacher, der von seinen Kritikern nur spöttisch „Dr. No“ genannt wird, in der jüngsten Zeit nicht gerade gezeigt. Kritik an seiner Person ließ er, der promovierte Mathematiker, stets abprallen. „Was glauben Sie, was ich den ganzen Tag tue“, entgegnete Nonnenmacher den Mitgliedern des Kieler Untersuchungsausschusses, als diese ihn zur HSH-Spitzelaffäre befragten. Die HSH steht im Verdacht, eine Detektei beauftragt zu haben, Politiker und Kritiker der Bank bespitzelt oder zumindest bei Auftritten beobachtet zu haben. Nonnenmacher wies den Vorwurf der Bespitzelung aber als „blanken Unsinn“ zurück.
30 Milliarden Euro versenkt
2007 wechselte der 47-Jährige von der DZ Bank zur HSH, wurde dort Finanzchef. Gut ein Jahr später, im November 2008, übernahm er den Chefposten. Sein Vorgänger Hans Berger musste gehen, weil sich die HSH ordentlich verspekuliert hatte. Gut 30 Milliarden Euro versenkte das Institut in Schrottpapieren. Die HSH musste mit Staatsgeldern vor dem Aus bewahrt werden.
Das sogenannte Omega-Geschäft warf auch erste Schatten auf Nonnenmacher. Die HSH Nordbank hatte mit der französischen Bank BNP Paribas einen komplexen Handel auf Gegenseitigkeit abgeschlossen und verbuchte die Transaktion als Kreditgeschäft. Ein Fall von Bilanzfälschung, befand die Finanzaufsicht Bafin. Die HSH-Bilanz musste um 500 Millionen Euro berichtigt werden. Nonnenmacher soll das Geschäft als Finanzchef mitverantwortet haben. Das Verfahren wegen Untreue, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hamburg gestern, ist so komplex, das kein Ende in Sicht ist.
Kinderpornos untergeschoben
Darüber hinaus wurde die Behörde in zwei weiteren Fällen tätig, die im Zusammenhang mit der HSH stehen. Dem Ex-Statthalter der Bank in New York sollen Kinderpornos untergeschoben worden sein. Ermittelt wird gegen zwei Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma wegen „Verdachts wegen Anstiftung zum Besitz kinderpornografischer Schriften“, so die Staatsanwaltschaft. Eine direkte Verbindung zur HSH ist bislang nicht nachgewiesen. Es sollen aber Verträge existieren, die die Unterschrift Nonnenmachers tragen.
Und dann ist da noch der Fall Frank Roth. Dem Ex-Vorstand wurde unterstellt, HSH-Interna an Journalisten weitergegeben zu haben. Das Verfahren wegen Geheimnisverrats wurde mittlerweile eingestellt. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt jetzt gegen den HSH-Chefjustiziar wegen falscher Verdächtigung.