Essen. Nach Görtz, Klauser und Salamander rutscht nun auch Reno in die Insolvenz. Und das nur sechs Monate nach dem Einstieg neuer Investoren.

Während Europas größter Schuhhändler Deichmann Rekorde feiert, geht ein Konkurrent nach dem andern in die Knie. Am Mittwoch bestätigte das Amtsgericht Hameln die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen die Kette Reno, in Deutschland die Nummer zwei hinter Deichmann. Betroffen sind 180 Filialen mit rund 1000 Beschäftigten. Reno war erst vor einem halben Jahr von einem Investor übernommen worden.

Wer regelmäßig durch Einkaufszentren schlendert, kann die Krise des deutsche Schuhhandels regelmäßig sehen, wenn mal wieder an einem Geschäft die Schaufenster mit Werbung oder Ankündigungen einer baldigen Neueröffnung eines anderen Ladens zugeklebt sind. Schuhläden haben in den vergangenen Jahren reihenweise dichtgemacht, allein im vergangenen Jahr laut Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren (BTE) bundesweit 1500 der zuvor 11.500 Geschäfte.

Insolvenzverfahren für Salamander und Klauser eröffnet

Erst Ende Februar wurden die Insolvenzverfahren für die großen Schuhfilialisten Salamander (Lurchi) und Klauser eröffnet. Die Traditionshaus Görtz, bisher die Nummer drei der Branche, war bereits im vergangenen Jahr in die Insolvenz gegangen, ein neuer Investor will die Kette retten, dafür aber die Hälfte aller 160 Filialen schließen. Die Konkurrenz der Onlinehändler, aber vor allem auch der Sportshops macht den klassischen Schuhläden schwer zu schaffen. Vor allem junge Kundinnen und Kunden ziehen meist Turnschuhe an und suchen nicht bei Görtz oder Klauser.

Reno befand sich ebenfalls bereits im vergangenen Jahr in Turbulenzen, schien aber vor sechs Monaten gerettet, als mit dem erst 2021 gegründeten Sportgeschäftsbetreiber cm.sports ein neuer Investor die Kette übernahm. Es folgten einige Filialschließungen, von einer nachhaltigen Sanierung ist allerdings keine Spur. Wie es nun weitergehen soll und wie die Chancen stehen, diese Insolvenz zu überstehen, ist völlig unklar. Das Unternehmen befinde sich „in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, um aus der Insolvenz heraus einen Neustart zu ermöglichen“, erklärte Reno-Finanzchef Dieter Metz in einer Mitteilung. Zuversicht klingt anders.

Der eingereichte Insolvenzantrag betrifft nur die deutschen Filialen, nicht die in Österreich und der Schweiz. Bereits vor der Übernahme durch die neuen Gesellschafter im Herbst 2022 sei eine Insolvenz nicht auszuschließen gewesen, lässt das Unternehmen zudem wissen. „Wir hatten eigentlich vor, mit etwas verkleinerter Mannschaft, einem guten Grundbestand an Filialen und neuem Sortiment durchzustarten“, fügte Metz hinzu. Offenkundig sind die neuen Besitzer damit gescheitert.

Onlineverkauf zurzeit eingestellt

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Immo Hamer von Valtier bestellt. Der Hannoveraner Insolvenzrechtler war am Mittwoch zunächst nicht zu erreichen. Ebenso wenig das Unternehmen. „Unser Onlineshop ist derzeit nicht erreichbar“, hieß es lediglich auf der Onlineseite der Schuhkette. Und: „Wir bitten um Dein Verständnis und sind bald wieder mit Neuigkeiten für Dich da!“

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Sanierungsfälle sind auch die Schuhhäuser Klauser und Salamander, bekannt für ihre Kinderschuhmarke Lurchi. Zusammen haben sie bundesweit 93 Filialen und 950 Vollzeitstellen. Beide gehören zur familiengeführten Ara-Gruppe aus Langenfeld im Kreis Mettmann, zu der auch die namhaften Marken Lloyd und Voswinkel gehören.

Filialisten leiden unter hohen Ladenmieten

Ende Februar eröffnete das Amtsgericht Wuppertal ein Insolvenzverfahren in Eigenregie für sie. Sie stünden „in seriösen und diskreten Verhandlungen“ mit den Vermietern ihrer Geschäfte, hieß es seinerzeit. Ob und was dabei herausgekommen ist, sollte bald bekannt werden, denn demnächst sollen die Gläubigerausschüsse zusammenkommen. Die hohen Mieten vor allem in zentralen Einzelhandels-Lagen sind laut Verband BTE aktuell das größte Problem für die Schuheinzelhändler, deren Absätze und Margen seit Beginn der Pandemie deutlich gesunken sind.

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Damit wächst zugleich der Abstand der Konkurrenz zum Essener Marktführer Deichmann. Europas größter Schuhhändler meldete in dieser Woche einen neuen Umsatzrekord: Das Familienunternehmen erzielte im Jahr 2022 erstmals einen Bruttoumsatz von mehr als acht Milliarden Euro und übertraf damit das Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 um fast ein Viertel. Zugleich setzt Unternehmenschef Heinrich Deichmann weiter auf Expansion. Er sehe sich auch die schließenden Standorte der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof an, kündigte er vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf an.