Essen. Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember in NRW weiter gesunken, auch im Ruhrgebiet. Doch die Pandemie könnte die Lage zum Jahresstart drehen.

Die vierte Corona-Welle mit ihren vielen Einschränkungen für die Wirtschaft hat in Nordrhein-Westfalen noch nicht auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Die seit dem Frühjahr andauernde Erholung hat sich stattdessen auch im Dezember fortgesetzt: Die Zahl der offiziell als arbeitslos geltenden Menschen sank im Vergleich zum November landesweit um knapp 6000 auf 651.000 und damit auf den niedrigsten Stand des Jahres, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag mitteilte. In den vergangenen zwölf Monaten ging diese Zahl um 83.000 zurück. Es sind aber immer noch 30.000 mehr als im Dezember 2019, vor Beginn der Pandemie.

Im Ruhrgebiet fiel der Rückgang deutlich schwächer aus, mit 226.000 Arbeitslosen waren es nur 0,6 Prozent weniger als im November, dagegen sank die Zahl etwa im Rheinland um 1,6 Prozent. Bei der Arbeitslosenquote ist das Ruhrgebiet mit 9,2 Prozent ohnehin die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit in NRW, während sich etwa das Münsterland mit 3,6 Prozent einer relativen Vollbeschäftigung nähert.

Im Dezember wieder mehr offene Stellen gemeldet

Dennoch überwiegen für Torsten Withake, den BA-Chef in NRW, die positiven Anzeichen. Den Agenturen seien im Dezember auch wieder mehr offene Stellen gemeldet wurden, die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter liege auf Rekordniveau. „So sehen wir zum Ende dieses für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehr herausfordernden Jahres 2021 einige gute Botschaften“, sagt Withake.

Allerdings birgt die ungewisse Pandemie-Entwicklung auch für den Arbeitsmarkt Risiken, die schwer einzuschätzen sind. Wie sich der Arbeitsmarkt in den ersten Monaten des neuen Jahres entwickeln werde, lasse sich „mit Blick auf die zu erwartenden Auswirkungen etwa der Omikron-Variante des Corona-Virus nur schwer vorhersagen“, betont Withake. Er erwartet wieder mehr Kurzarbeit in den Betrieben, die Arbeitsagenturen bereiteten sich darauf bereits vor. Schon im Dezember habe es mehr Kurzarbeits-Anzeigen gegeben, allerdings nach wie vor auf niedrigem Niveau.

Auswirkungen von 2G noch nicht sichtbar

Möglicherweise hat sich die Lage zum Jahresende auch bereits geändert. Wie sich die vielen Verschärfungen der Corona-Maßnahmen im Dezember auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben, spiegeln die Zahlen nur in Ansätzen wider, denn der Stichtag zur Datenerfassung der amtlichen Statistik liegt stets in der Mitte des Monats. Die 2G-Zugangsbeschränkung für Geimpfte und Genesene gilt im Einzelhandel seit dem 4. Dezember und hat die Umsätze ersten Schätzungen zufolge drastisch um rund 40 Prozent einbrechen lassen. Ob und wie stark Arbeitgeber darauf mit Personalabbau reagiert haben, wird sich frühestens in den Januar-Zahlen zeigen.

Ohnehin ist die Arbeitslosigkeit im Dezember zuletzt tendenziell gesunken statt, wie in früheren Jahren üblich, gestiegen. Die Entlassungen von Saisonarbeitern etwa auf dem Bau kommen allein wegen der immer wärmeren Winter später und abgemildert, gleichzeitig wird in der Adventszeit Beschäftigung nicht nur im Handel, sondern etwa auch in der Logistik aufgebaut, um der wachsenden Paketflut Herr zu werden. Der früher saisontypische Anstieg der Arbeitslosigkeit im Dezember hat sich deshalb in den Januar verschieben. Wie stark er diesmal ausfällt, erfahren wir demnach in einem Monat.