Düsseldorf. RWE-Chef Krebber hofft auf mehr Corona-Impfungen in der Belegschaft. Gleichzeitig will das Unternehmen an kostenlosen Corona-Tests festhalten.

Nach Monaten mit weitgehend virtueller Kommunikation sind viele RWE-Beschäftigte auf den neuen Konzern-Campus in Essen zurückgekehrt. Wenn er am Mittag aus dem Fenster schaue, sei der Platz vor seinem Büro bei schönem Wetter schon ziemlich belebt, erzählt der neue Vorstandschef Markus Krebber. „Ich glaube, wir kommen in großen Schritten Richtung Normalität zurück“, sagt er mit Blick auf die Corona-Lage. In den verschiedenen Teams des Energieversorgers seien mittlerweile wieder 30, 40 oder 50 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Büro.

„Die neue Normalität ist auch hybrides Arbeiten“, sagt der RWE-Chef. In Zukunft müsse nicht jeder Beschäftigte an jedem Werktag in den Räumlichkeiten des Unternehmens sein. Ohnehin sei es „keine schlaue Idee, wenn alle, die in Düsseldorf wohnen, zum gleichen Zeitpunkt im Stau nach Essen stehen – und umgekehrt“.

Nachdenklich zeigt sich Krebber bei einem Auftritt vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV) in Düsseldorf, wenn er über die Impfbereitschaft in der Belegschaft spricht. Er habe zwar die Vermutung, dass RWE leicht über der Impfquote in der Bevölkerung liege. „Aber wir sind noch nicht da, wo wir hinkommen müssen“, sagt Krebber. Wenn die Zielmarke eine Impfquote von 90 Prozent sei, dann habe er die Vermutung: „Da sind wir noch nicht.“ Er registriere „eine leichte Impfmüdigkeit“.

RWE setzt auf Impf-Bus für die Belegschaft

Neben einer Station für Corona-Tests habe das Unternehmen weiterhin auch ein Impfzentrum auf dem Campus im Essener Nordviertel in Betrieb. Der Konzern impfe die Mitarbeitenden und sowie Familien- und Haushaltsangehörige. „Im Moment tröpfelt es eher“, sagt Krebber. Zu den entlegenen Standorten wolle RWE daher auch einen „Impf-Bus“ schicken, damit Beschäftigte spontan die Gelegenheit für eine Immunisierung nutzen.

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Das Unternehmen wolle „alles tun“, um „die Leute zum Impfen zu bekommen“. Mehr als 5000 Beschäftigte und über 650 Angehörige hat RWE eigenen Angaben zufolge von Betriebsärzten impfen lassen. Offizielle Zahlen zur Impfquote im Konzern habe er allerdings nicht, sagt Krebber. „Das ist Datenschutz.“ RWE dürfe zwar Veranstaltungen ausrichten, bei denen lediglich Geimpfte, Genesene und Getestete als Teilnehmer zugelassen seien. Dem Unternehmen sei es aber nicht erlaubt, die Impf-Daten der Belegschaft strukturiert zu erheben.

Kostenlose Corona-Tests für die Beschäftigten werde RWE „auch weiter anbieten“, erklärt Krebber. Das Angebot sei „kein relevanter Kostenfaktor“ für den Konzern. „Was ich mir nicht vorstellen kann: Wenn wir als Unternehmen sagen: Du darfst nur an Deinen Arbeitsplatz, wenn Du genesen, getestet oder geimpft bist – und dann verlangen, dass die Mitarbeiter ihre Tests selbst bezahlen. Das wäre kontraproduktiv“, sagt Krebber.

„Die gesamte Wirtschaft umbauen auf Klimaneutralität“

Deutschlands Gesellschaft und Wirtschaft sieht Krebber „vor einer der größten Modernisierungsoffensiven“ seit Ende des Zweiten Weltkriegs. „Wir müssen die gesamte Wirtschaft umbauen auf Klimaneutralität“, sagt Krebber. Grüner Strom und grüner Wasserstoff seien die Basis dafür. „Der größte Teil des Weges liegt noch vor uns“, mahnt der RWE-Chef. Der Revierkonzern investiert derzeit massiv in neue Windkraft- und Solaranlagen sowie Batteriespeicher-Projekte. Gleichzeitig ist der Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kernenergie und Kohlekraftwerken geplant.

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RWE-Chef Krebber sagt, er hoffe auf einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland nach der Bundestagswahl. Benötigt werden seiner Einschätzung zufolge unter anderem zusätzliche Flächen und höhere verbindliche Ausbauziele insbesondere für neue Windkraft-Anlagen an Land und auf hoher See. Krebber kritisiert in diesem Zusammenhang bestehende Regeln zu sogenannten Abstandsflächen für Windenergie-Projekte auf dem Festland. „Als Erneuerbaren-Betreiber sind wir absolut kein Freund von der 1000-Meter-Abstandsregel“, sagt Krebber. Dies gelte insbesondere mit Blick auf Flächen, die ohnehin schon industriell genutzt werden. Hier wünsche sich RWE „eine Korrektur“ der Position der von CDU-Chef Armin Laschet geführten NRW-Landesregierung. Insgesamt gebe es aber „ein gutes Klima für die Industrie“ in NRW, betont Krebber.