Menden. Seit über einem Jahr begleiten wir Optimal Messebau aus Menden durch die Krise. Warum und wie sich das siebenköpfige Team bis heute behauptet.
„Hallo, stehen bleiben!“ Schreiner Allan Beuster ist nicht der einzige, der bei Optimal Messebau in Menden aktuell ackert. Als im Frühjahr 2020 die Coronakrise über Nacht die gut gefüllten Auftragsbücher des Messebauunternehmens leer fegte, war keineswegs ausgemacht, ob nicht im selben Jahr noch die Lichter in der Halle auf dem ehemaligen Militärgelände in Menden ausgehen würden.
Wir begleiten Optimal Messebau seit April 2020. Lesen Sie alle erschienenen Folgen hier:
- April 2020: So läuft es wirklich in der Krise
- Mai 2020: Es ist wie Achterbahnfahren
- Juni 2020: Erste Lichtblicke
- September 2020: Das Geschäft bleibt mau für Messebau
- Dezember 2020: Auftrag für Impfzentrum bringt Luft
Die gesamte Branche im Messeland Deutschland war betroffen. Auf Verschiebungen hagelte es Absagen – 2020 ging fast nichts mehr. Die siebenköpfige Mannschaft von Optimal Messebau um Chef Stefan Gemünd hat sich dennoch keine Sekunde aufgegeben und bis heute mit Kreativität und Beharrlichkeit durchgebissen.
Die Alternativen zum Messebau: Hochbeete und Designer-Gartenliegen. Mehr Beschäftigungstherapie als lukratives Geschäft, aber immerhin. „Wir überleben nach wie vor mit kleineren und mittleren Aufträgen“, sagt Firmenchef Gemünd. Das Spektrum: Reparaturen von Versicherungsschäden, Bau von Musterräumen für Messekunden, Gastro-Innenausbau und nicht zuletzt „schlüsselfertige“ Errichtung der Impfzentren in Lüdenscheid und in Iserlohn.
Kurs auf Jachtmesse in Monaco
„Die Impfzentren haben vielen Messebauern einen Schub gegeben“, sagt Stefan Gemünd. Und die Luft durchzuhalten, bis das eigentliche Geschäft wieder in Gang kommt. Mittlerweile hellt sich der Himmel für die Messebauer wieder etwas auf. Zwei Termine für langjährige Kunden sind fix: Im Oktober auf der Rehacare in Düsseldorf und im November eine Jachtmesse in Monaco.
Ein Anfang. „Es zeigt sich, ob ein Handschlag noch etwas gilt. Und wie wertvoll es ist, wenn Kunden und Lieferanten zusammenhalten und einen gemeinsamen Weg aus einer Krise suchen“, sagt Stefan Gemünd. Es zahlt sich aus, dass er stets auf seine Auftraggeber Rücksicht nimmt. Das Messegeschäft werde sich ändern, blickt Gemünd nicht blauäugig in die Zukunft, aber auch nicht pessimistisch. Mehr hybride Formate werde es geben, mehr Livekonferenzen. Dennoch: „Die Kunden wollen wieder auf Messen gehen, wenn auch vielleicht nicht mehr so pompös wie früher.“
Optimal Messebau hat in der Corona-Krise von staatlicher Hilfe profitiert. Ohne Kurzarbeitergeld wäre es nicht gegangen. Auch die Soforthilfe in Höhe von 15.000 Euro verschaffte vor einem Jahr Zeit. Innerhalb von drei Tagen nach Beantragung war die Summe auf dem Firmenkonto. Die Überbrückungshilfen I und II lobt Gemünd. Die Überbrückungshilfe III will er in diesen Tagen beantragen. Vielleicht noch wichtiger war die Zusage der Mendener Hausbank für einen Kredit in sechsstelliger Höhe. Antizyklisch denkend, hat der Firmenchef mutig investiert. In neue Maschinen und in Material, um handlungsfähig zu bleiben. Angesichts der jüngst in die Höhe geschossenen Preise für Baumaterial aus Holz oder Metall, intuitiv ein kluger Schachzug.
Gut gerüstet für Sofort-Aufträge
Was noch fehlt ist Auftragssicherheit: „Wir würden gerne jetzt schon langfristig mit mehr Unternehmen aus Südwestfalen und dem Ruhrgebiet die nächsten Messen planen“, sagt Gemünd. Innenausbauten wie für den Tennisclub aus der Nähe könnten sich als zweites Standbein etablieren, meint Vertriebsexperte Miguel Sanchez. Allan Beuster versiegelt derweil weiter Vollholzthekenplatten. „Stehen bleiben“ gilt nur für den Moment. Zu viel Staub aufwirbeln ist halt schlecht für die Oberflächenoptik. Zufriedene Kunden bleiben – zu recht – wichtiger als ein Schnappschuss für die Tageszeitung. Es soll ja weitergehen.