Lüdenscheid. Erster richtig großer Auftrag seit der Corona-Pandemie: Das Mendener Unternehmen Optimal Messebau errichtet das Impfzentrum in Lüdenscheid.

Endlich mal wieder so richtig kaputt aufs Sofa fallen lassen. Das sechsköpfige Team von Optimal Messebau aus Menden hat von vergangenem Freitag bis Montag mit dem Ausbau der historischen Schützenhalle in Lüdenscheid zum funktionalen Impfzentrum den ersten großen Auftrag seit dem Frühjahr erledigt.

Firmeninhaber Stefan Gemünd hat sein Unternehmen und seine Mitarbeiter irgendwie immer wieder mit neuen Ideen durch die Krise geschifft. Kreativität statt Köpfe hängen lassen. Das trifft auf das Team von Optimal Messebau in jedem Fall zu. Mindestens wenn der Reporter zu Besuch war und mal wieder den letzten Kaffee wegtrank, war das ganze Jahr über eines zu spüren: Wegen des Virus’ aufgeben? Ist nicht drin!

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Die Krise kommt Mitte März tatsächlich über Nacht. Die Lkw stehen gepackt vor der Firma im Gewerbegebiet in Menden, als die Nachricht von der Absage der ersten Messe einschlägt. Fünf weitere wären es im selben Monat noch gewesen. Innerhalb von zwei Wochen wird klar: 2020 wird ein schlimmes Jahr.

Kreativität statt Köpfe hängen lassen

Seit fast 35 Jahren ist Stefan Gemünd als Messebauer selbstständig. 2020 sollte laut Buchungen ein erfolgreiches Jahr werden. Alles kommt anders. Und Besserung, das ist schnell klar, wird es in den kommenden Monaten nicht geben. Beide Lkw werden abgemeldet. Kurzarbeit wird umgehend beantragt.

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Als erste weitere Unterstützung gibt es Soforthilfe, um einen Teil der Fixkosten bestreiten zu können. Keine Messen bedeutet nicht, keine Ideen. Für Arztpraxen werden ein paar Abtrennungssysteme gefertigt. Besser als nichts. Aber nichts, was den massiven Umsatzausfall auch nur annähernd kompensieren könnte. Es wird Frühsommer. Zum Unternehmen gehört eine eigene Schreinerei. Holz ist reichlich vorhanden. Es werden zuerst Hochbeete daraus, dann Designerliegen für den Außenbereich. Vertrieb auf dem Wochenmarkt, an Freunde und über eine Internetseite, die vom eigentlichen Unternehmen getrennt läuft, um weiter als professioneller Messebauer wahrgenommen zu werden – auch wenn vom Frühjahr in den Herbst verschobene Termine im Laufe des Jahres einer nach dem anderen platzen wie Seifenblasen im Wind.

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KfW-Kredit und Überbrückungshilfe beantragen, um weiter machen zu können. „Das ist schon hilfreich“, lobt der Unternehmer Gemünd die staatliche Unterstützung. Optimal Messebau übernimmt kleinere Aufträge. Küchenbau, Verkaufsregale, professionelle Abtrennungen für Arztpraxen oder Dienstleister wie Podologen (Fußpfleger), die selbst mit Beschränkungen zu kämpfen haben, werden gefertigt. Einmal einen Mehrzweckraum für einen Unternehmer ausbauen. Und weiter daran glauben, dass die Krise irgendwann endet.

Neun Monate nach den ersten „Corona-Einschlägen“, vor vierzehn Tagen, bimmelt das Telefon. Am anderen Ende des Hörers ist ein Krisenmanager des Märkischen Kreises. Das Thema: „Könnt ihr uns ein Impfzentrum bauen?“ Schnell soll es gehen. Zum Glück haben sie den einen Lkw gerade wieder angemeldet. Intuition vielleicht.

Freitags gibt es den Anforderungskatalog. „Wir hatten genau ein Wochenende für das Angebot“, sagt Gemünd. Eigentlich kein großes Problem, allerdings werden überall in der Republik gerade Impfzentren aus dem Boden gestampft. Das bedeutet: Mal eben über 2000 Quadratmeter Bodenbelag zu beschaffen, ist gar nicht so leicht. Zum Beispiel. Kilometerweise Datenkabel werden herangeschafft.

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Eine Rampe für den barrierefreien Zutritt in die sehr schöne alte Schützenhalle muss her. Ein befreundeter Show-Bühnenbauer wird eingespannt. Nach Jahrzehnten im Geschäft hilft das Netzwerk weiter. „Heutzutage kann man in der Branche sowieso nur überleben, wenn man solidarisch ist“, sagt Gemünd. Und für den Bühnenbauer ist es immerhin auch einmal wieder ein Auftrag im Sog des Mendener Unternehmens.

Lichtblicke für 2021

Nach vier Tagen harter Arbeit, steht das Impfzentrum wie eine Eins. „Der Auftrag zum Jahresende tat schon ziemlich gut“, schmunzelt Gemünd, der sich, dem Virus zum Trotz, in den vergangenen Monaten nicht mit Pessimismus hat anstecken lassen.

Auch Nicole Pingel, die ständig den Blick auf die Bücher bei Optimal Messebau hat und daher in diesem Jahr nicht zu Euphorie neigt, ist anzumerken, wie gut es tut, endlich einmal wieder im eigentlichen Element zu wirken. „Sonst sind wir mit unserem Material um die halbe Welt gefahren. Jetzt freut man sich schon, wenn man mit dem Lkw von Menden nach Lüdenscheid fährt“, sagt die Chefin der Buchhaltung. Ganz ehrlich. Für Januar könnten sich neue Aufträge ergeben. Noch ist das nicht fix. Im Juli steht tatsächlich wieder eine Messe in Nürnberg auf dem Plan, die durchgeführt werden könnte. Thema: Altenpflege.

Bis dahin ist noch Zeit. „Wir könnten mit unserem Material zum Beispiel sofort noch ein Impfzentrum bauen. In jedem Fall sehen wir uns wieder im kommenden Jahr“, verspricht Stefan Gemünd. Mindestens auf einen Kaffee und das nächste Kapitel.