Menden. Trotz erster Publikumsmessen: Für die Messebauer wird es immer enger. Wie Optimal Messebau die Coronakrise trotzdem bewältigen will.
Zehntausende Besucher meldet der Caravan Salon in Düsseldorf, der noch bis Sonntag läuft. Rund 350 Aussteller zeigen die Vielfalt mobilen Reisens, an der das Interesse seit Corona noch einmal gestiegen sein soll. Man könnte meinen, das Messegeschäft in Deutschland kommt wieder in gewohnte Fahrwasser. So ist es aber nicht.
Der Corona-Shutdown im März traf die Branche wie der Schlag. Über 60 Prozent aller Messen wurden bis Ende August abgesagt oder verschoben, meist ins kommende Jahr. Oder es wurden neue Konzepte umgesetzt: Messe virtuell wie die Gamescom in Köln. Davon haben Firmen wie Optimal Messebau aus dem Sauerland nichts.
Kreativität statt Resignation
Beim Mendener Unternehmen, das wir seit dem Frühjahr redaktionell begleiten, herrscht seit Anfang März Stillstand im Kerngeschäft. „Der Herbst ist gelaufen. Der Blick geht in Richtung 2021“, sagt Stefan Gemünd, Inhaber und Geschäftsführer des Mendener Unternehmens mit sechs Beschäftigten, ohne sich auch nur den Hauch von Resignation anmerken lassen zu wollen. Das Team steht zusammen. Aufgeben wollen sie auf keinen Fall. Aber das Ende des Tunnels ist nicht wirklich in Sicht. Für die Messebauer geht es wie für viele andere – vom Caterer, über Bühnenbauer bis hin zu freischaffenden Künstlern – weiter um die Existenzfrage.
Das Team von Optimal Messebau wartet zwar nicht seit Monaten einfach nur auf Besserung, aber alle kreativen Bemühungen Know-how und Werkstatt anderweitig zu nutzen, sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es gibt immer mal wieder Lichtblicke. Die Zeiten schnell zusammengezimmerter Trennwände scheint abgelöst zu werden. Hochwertige, dauerhafte Module werden in Menden gerade nachgefragt. Ein Podologe aus dem Ruhrgebiet will damit seine Praxis ausstatten , um sich so langfristig für die Corona-Auflagen zu rüsten. „Was im Augenblick auch läuft, sind Hausmessen“, sagt Gemünd.
Ein Kunde aus der Lichtbranche, für den normalerweise bei der Messe Light&Building im Frühjahr aufgebaut worden wäre, lässt sich von Optimal Messebau einen großen Ausstellungsraum zur Präsentation der neuen Produkte im eigenen Haus anfertigen. „Wir haben Glück, weil wir fast nur gute Kunden haben“, bleibt Gemünd optimistisch.
Das Unternehmen bietet jetzt auch die Produktion von mobilen Displays oder Showrooms für ein paar Tage an. Außerdem gibt es noch ein paar Optionen für dieses Jahr. Die Messe „Die Tankstelle“ in Essen steht noch auf dem Plan. Die Eurobike in Friedrichshafen auch. Aber: Eine Messe im Oktober, die enorm geholfen hätte die Durststrecke zu bewältigen, wurde just vor ein paar Tagen abgesagt.
Mit der Geduld am Ende
Hängende Köpfe sieht man trotzdem nicht an der Halle des Messebauers im Gewerbegebiet Horlecke in Menden. Klar ist aber auch. Trennwände, ein paar mobile Displays, der Bau von Designer-Gartenliegen ist alles gut und schön. „Letztendlich hilft uns das alles aber nicht viel weiter. Wir brauchen wieder richtige Messen“, sagt Gemünd. An dieser Stelle endet bei ihm und dem Team langsam die Geduld mit den Entscheidungen in der Politik, von denen sie viele zum jeweiligen Zeitpunkt für richtig hielten. Dass aber nun tausende Besucher in Fußballstadien wie in Leipzig erlaubt sein sollen, die Hürden für die Organisation von Besucher-Messen aber nach wie vor so hoch sind, dass die meisten abgeblasen werden, besorgt das Team. Mit jedem Tag ohne Aufträge wird es schwieriger, das kommende Jahr als Messebauer zu erreichen.