Essen. Thyssenkrupp gibt auch das Geschäft Carbon Components ab. Der Käufer kommt aus Österreich. Die Alternative zum Verkauf war eine Schließung.
Thyssenkrupp trennt sich schon wieder von einem Teil des Konzerns. Auch der Geschäftsbereich Carbon Components werde veräußert, teilte der Essener Industriekonzern mit. Die im Jahr 2012 in Zusammenarbeit mit der TU Dresden gegründete Unternehmenstochter produziere unter anderem ultraleichte Hochleistungsfelgen für Sportwagen, Motorräder und Mountainbikes. Der Käufer von Thyssenkrupp Carbon Components sei das österreichische Unternehmen Action Composites GmbH. Der Autozulieferer habe sich auf die Konstruktion und Produktion von Bauteilen aus dem Kunststoff Carbon spezialisiert.
Der leichte, aus Kohlenstoff hergestellte Werkstoff ist neben Stahl ein Bestandteil vieler Autos. Zu den Kunden von Action Composites zählen Unternehmensangaben zufolge die europäischen Premium-Fahrzeugbauer ebenso wie internationale Großvolumenhersteller. Über die finanziellen Details der Transaktion sei Stillschweigen vereinbart worden, erklärte Thyssenkrupp. Der Verkauf solle bereits innerhalb der nächsten Wochen vollzogen werden.
Aus für Carbon Components schien schon besiegelt
Eine Alternative zum Verkauf sei auch eine Schließung des Geschäfts Carbon Components mit 100 Beschäftigten gewesen, betonte das Management in Essen. Im Mai 2021 habe der Vorstand zunächst beschlossen, den Geschäftsbereich nicht fortzuführen. Die bereits „eingeleitete Einstellung der Geschäftstätigkeit“ habe nun abgewendet werden können.
Es ist der dritte Verkauf eines Geschäftsteils von Thyssenkrupp innerhalb weniger Wochen. Ende Juli hatte der Konzern die Veräußerung des Bergbaumaschinen-Geschäft (Mining) mit rund 3400 Beschäftigten an den dänischen Konzern FLSmidth verkündet. Kurz darauf folgte eine Nachricht zur Abgabe des Geschäftsbereichs Infrastructure mit 480 Beschäftigten an die FMC Beteiligungs KG aus Bremen.
Gespräche zum Verkauf von Edelstahlwerk AST
Im Herbst vergangenen Jahres hatte der Thyssenkrupp-Vorstand um Konzernchefin Martina Merz zahlreiche Aktivitäten dem Segment „Multi Tracks“ zugeordnet. Der Vorstand sprach zum Start der Einheit mit rund 20.000 Arbeitsplätzen von Konzernbereichen, in denen es „keine nachhaltigen Zukunftsperspektiven“ innerhalb der Thyssenkrupp-Gruppe gebe. Auch die mittlerweile geschlossene Grobblech-Produktion in Duisburg sowie das Edelstahlwerk AST im italienischen Terni wurden „Multi Tracks“ zugeordnet.
Bei der vor wenigen Tagen vorgelegten Quartalsbilanz berichtete der Thyssenkrupp-Vorstand mit Blick auf AST von „konstruktiven Gesprächen mit mehreren Kaufinteressenten“, ohne Namen der Bieter zu nennen. Zum Edelstahlgeschäft von Thyssenkrupp gehören rund 2000 Arbeitsplätze. Der offizielle Sitz der Thyssenkrupp Stainless GmbH befindet sich in Essen.
Thyssenkrupp sieht „gute Zukunftsperspektiven“ für Beschäftigte
Multi-Tracks-Manager Michael Höllermann betonte mit Blick auf den Geschäftsbereich Carbon Components, unter der Führung des Käufers Action Composites gebe es „gute Zukunftsperspektiven“ für die Mitarbeitenden. „Das war für uns bei den Verkaufsverhandlungen ein entscheidender Punkt.“ Für Action Composites erklärte Unternehmensmanagerin Christine Beuleke, mit dem Kauf entstehe in Sachsen mit der Nähe zur TU Dresden eine „hervorragende Grundlage“ für ein neues Technologie- und Prüfzentrum des österreichischen Unternehmens. Ein Fokus liege auf der Entwicklung von nachhaltigen Materialien und Produktionsprozessen.
Thyssenkrupp-Chefin Merz hatte bei der Quartalsbilanz des angeschlagenen Essener Industriekonzerns erklärt, sie sehe das Unternehmen mit derzeit rund 101.000 Beschäftigten bei der Sanierung auf einem guten Weg. „Die Zahlen zeigen, dass unsere zahlreichen Restrukturierungen und Maßnahmen bei der Performance greifen“, sagte Merz. „Die Richtung stimmt, wir sind gut unterwegs. Aber wir legen auch nach und lassen nicht locker“, betonte die Managerin, die seit Oktober 2019 Vorsitzende des Thyssenkrupp-Vorstands ist.