Bochum/Gelsenkirchen/Düsseldorf. Wohnungskonzerne beginnen Sparmaßnahmen: Vonovia begrenzt vor der Heizperiode Nachttemperatur auf 17 Grad, Vivawest schaltet Kessel im Sommer ab.

Der Appell aus der Politik an alle Privathaushalte und Unternehmen, Gas zu sparen, wird immer lauter und dringender, aber noch bleibt es ein Appell. Mehrere Wohnungsunternehmen handeln bereits, die sächsische Wohnungsgenossenschaft Dippoldiswalde etwa hat ihren Mieterinnen und Mietern bis auf wenige Stunden am Tag sogar das Warmwasser abgedreht. Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia fängt etwas weniger radikal an – und dreht die Nachttemperatur in seinen Häusern auf 17 Grad herunter.

Wo derzeit die Gasheizung gewartet wird, lässt der Bochumer Wohnungsriese die Nachttemperatur zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad begrenzen. Das teilt er in Hausaushängen mit. „Sehr geehrte Mieterinnen und Mieter, wir alle stellen uns gerade auf veränderte Rahmenbedingungen beim Thema Heizen ein: Durch den Krieg in der Ukraine steigen vor allem die Gaspreise“, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt. Es gehe nun darum, möglichst viel Gas zu sparen. „Daher haben wir heute im Zuge einer Routine-Wartung auch Ihre Heizung so eingestellt, dass die Heizleistung nachts zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius begrenzt wird.“

Vonovia: Bis zur Heizsaison alle Anlagen umgestellt

Rund 55 Prozent der etwa 500.000 Vonovia-Wohnungen in Deutschland werden dem Unternehmen zufolge mit Gas beheizt. Bis zum Beginn der Heizsaison würden alle Gasheizungen bei der Routine-Wartung auf die Nachtabsenkung eingestellt, sagte eine Konzernsprecherin unserer Zeitung. Viele Mieterinnen und Mieter stellen ihre Heizung schon lange auf diese allgemein empfohlene Nachttemperatur ein, aber längst nicht alle.

Dabei lässt sich so vergleichsweise einfach und zur Schlafenszeit ohne großen Komfortverlust der Gasverbrauch „um sechs bis acht Prozent“ senken, so Vonovia. Tagsüber empfiehlt der Branchenführer aus Bochum eine Raumtemperatur von 20 Grad, das ist das gesetzliche vorgeschriebene Minimum, das ein Vermieter garantieren muss. Ob die Bundesregierung diese Mindesttemperatur bis zum Winter senken sollte, wird in der Immobilienbranche derzeit heißt diskutiert. Auch Verbraucherschützer wie Udo Sieverding meinen, das dürfe kein Tabu sein, wie er in unserem Podcast „Die Wirtschaftsreporter“ sagte.

Vivawest betont: Warmwasser nicht betroffen

Vonovia betont zugleich, die Warmwasserversorgung sei nicht betroffen. Das versichert auf Anfrage auch das im Ruhrgebiet stark vertretene Wohnungsunternehmen Vivawest aus Gelsenkirchen. Denn bei der kalten Dusche hört das Verständnis bei vielen auf, auch bei der Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie nannte das Vorgehen des sächsischen Vermieters gegenüber unserer Redaktion „rechtswidrig“.

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Vivawest erklärte, aktuell bereits „dort, wo es möglich und ein relevanter Einspareffekt zu erwarten ist, Heizungsanlagen für den Sommer abschalten. Die Mieterinnen und Mieter, die das betreffe, würden kurzfristig informiert. Das Unternehmen wolle „vor dem Hintergrund der durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine unsicher gewordenen Energieversorgung einen Beitrag zur Energieeinsparung“ leisten und folge damit dem Aufruf der Bundesregierung. Vivawest rechne dafür mit einer großen Akzeptanz in den Mieterschaften.

LEG setzt auf Energiespartipps und Wärmepumpen

Die Düsseldorfer LEG, Deutschlands zweitgrößte Vermieterin, setzt bisher vor allem auf einfache Praxistipps zum Energiesparen, zwei Drittel der rund 150.000 LEG-Wohnungen werden mit Gas beheizt. Man habe ein „Wärmepumpenprogramm aufgesetzt“, das ab diesem Jahr umgesetzt werden, erklärte das Unternehmen zum Thema Gassparen. Mit Strom betriebene Wärmepumpen können in einigen Gebäuden Gasheizungen ersetzen.