Essen.. Vor der Insel Helgoland entsteht der Offshore-Windpark „Nordsee Ost“ mit 48 Windrädern. Eigentlich sollte das Ökostrom-Kraftwerk schon im vergangenen Jahr ans Netz gehen, doch nun rechnet der Essener Energiekonzern RWE mit einer Verzögerung bis Mitte oder Ende 2014. Das hat erhebliche Folgen.

Ein großes Windenergie-Projekt in der Nordsee bereitet der RWE-Ökostromtochter Probleme. Rund 30 Kilometer vor der Insel Helgoland entsteht derzeit der Offshore-Windpark „Nordsee Ost“ mit 48 Windrädern und einer Gesamtleistung von 295 Megawatt. Eigentlich sollte das Ökostrom-Kraftwerk schon im vergangenen Jahr ans Netz gehen, doch nun rechnet der Essener Energiekonzern mit einer Verzögerung bis Mitte oder Ende 2014.

„Ich bin davon natürlich gar nicht begeistert“, sagte Hans Bünting, der Chef der zuständigen RWE-Tochterfirma Innogy. Durch die zeitliche Verschiebung verteuere sich das Projekt. Statt der ursprünglich veranschlagten 900 Millionen Euro koste es nun „etwas über eine Milliarde“.

Siemens Lieferprobleme treffen Netzbetreiber Tennet

Bünting verwies auf Probleme des Netzbetreibers Tennet. Ein wichtiger Lieferant des niederländischen Unternehmens sei wiederum der deutsche Siemens-Konzern, bei dem es ebenfalls Verzögerungen gebe.

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Angesichts der Kostensteigerungen bei Hochsee-Windkraftprojekten werden auch die Stromverbraucher in Deutschland zur Kasse gebeten. Die Bundesregierung hatte kürzlich beschlossen, Haftungsrisiken für verspätete Netzanschlüsse an die Verbraucher weiterzugeben. Stromkunden sollen einen Aufschlag von bis zu 0,25 Cent pro Kilowattstunde zahlen. Bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden im Jahr können also zehn Euro zusätzlich beim Strompreis anfallen.

RWE rechnet damit, Anspruch auf eine Entschädigung zu haben. Pro Monat entgehe dem Konzern ein Erlös in Höhe von zwölf Millionen Euro, berichtete Bünting. Im Fall von „Nordsee Ost“ könne RWE mit einem finanziellen Ausgleich rechnen, wenn die Fundamente und eine Umspannstation auf hoher See errichtet seien.

36 000 Liter Diesel pro Monat

Bünting räumte ein, dass es technisch und ökologisch unsinnig sei, schon jetzt die Umspannstation aufzubauen. Denn die Anlage benötige Strom, der momentan nur mit einem Dieselgenerator erzeugt werden könne. Pro Monat würden 36 000 Liter Treibstoff verbraucht. Bünting erwartet, dass RWE trotz der Entschädigung „auf einem Teil der Kosten sitzen bleiben“ werde. Bislang hatte die RWE-Tochter ein Betriebsergebnis von 500 Millionen Euro im Jahr 2014 angestrebt. Dieses Ziel stellte Bünting infrage.