Essen.. Die neue Ökostrom-Tochter des Essener Versorgers soll bereits im April 2016 starten. Der Aufsichtsrat stimmte der Konzernaufspaltung einstimmig zu.
Der Essener Energieriese RWE drückt mächtig aufs Tempo: Nachdem der Aufsichtsrat am Freitag einstimmig grünes Licht für den umfassenden Konzernumbau gegeben hatte, soll die neue Tochtergesellschaft mit den Kompetenzen Erneuerbare Energien, Vertrieb und Netze bereits zum 1. April 2016 starten. Das kündigte der RWE-Vorstand in einem Schreiben an alle Mitarbeiter an. Die Umstrukturierungspläne hatte Unternehmenschef Peter Terium erst am 1. Dezember publik gemacht.
In der neuen Ökostrom-Tochter, die noch keinen Namen hat, sollen rund 40 000 der 60 000 RWE-Beschäftigten arbeiten. Unter das Dach des neuen Unternehmens sollen unter anderem die Deutschland AG und die Innogy GmbH in Essen, sowie die Vertrieb AG und die Effizienz GmbH in Dortmund wechseln. Der Vorstand unterstreicht, dass sich für die Betroffenen zunächst nichts ändern werde. „Mit dem Aufbau der neuen Gesellschaft selbst ist kein Arbeitsplatzabbau verbunden.
Auch Kommunen stimmten zu
Parallel werden aber die Kosten- und Effizienzprogramme in den einzelnen Gesellschaften weiterlaufen“, heißt es in dem Brief. Auch die eingeleitete Reduzierung der zahlreichen deutschen RWE-Gesellschaften werde fortgesetzt. Bis Ende 2016 soll die neue Tochter an die Börse gebracht werden, um bei Anlegern frisches Kapital einzusammeln.
Bei der deutlich kleineren RWE-Mutter verbleiben die unter heftigen wirtschaftlichen Druck geratene konventionelle Stromerzeugung mit ihrem Kohle-, Gas- und Atomkraftwerkpark sowie der Energiehandel. Die Mutter werde „langfristig Mehrheitsaktionärin der neuen Tochtergesellschaft bleiben“, erklärte RWE gestern.
Aufsichtsratschef: „Wichtige Weichenstellung“
Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Schneider sprach nach der einmütigen Entscheidung über die neue Konzernstruktur von einer „wichtigen Weichenstellung“. Der bevorstehende Umbau stärke „unsere Investitionskraft für die Energiewelt von morgen“.
Lob kam auch von der Arbeitnehmerbank. Frank Bsirske, Vizevorsitzender des RWE-Kontrollgremiums und Chef der mächtigen Gewerkschaft Verdi, wertete die Aufspaltung des Essener Energieversorgers als „notwendigen und richtigen Schritt“. Die neue Struktur gebe der RWE-Belegschaft eine „langfristige Perspektive“.
Hoffnung auf höhere Dividende
Die Entscheidung trugen im Aufsichtsrat auch die vier Vertreter der Kommunen mit, die 25 Prozent der Anteile am RWE-Konzern halten. Nach der Ankündigung des Umbaus hatten sie sich Anfang Dezember überrascht und besorgt über ihren Einfluss im Unternehmen gezeigt. Gestern begrüßten Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Günter Schartz vom Verband der kommunalen RWE-Aktionäre die Aufspaltung jedoch als „intelligente Lösung für eine positive Konzernentwicklung“. Die Kommunen erhoffen sich vom Börsengang der neuen Ökostrom-Tochter einen Kapitalzufluss, der auch „zu einem Anstieg von Aktienkurs und Dividende führen“ könne. Die Städte hatten zuletzt unter sinkenden Einnahmen aus der geschrumpften RWE-Dividende zu leiden.
Konzernchef Peter Terium bedankte sich gestern für die einhellige Unterstützung des Aufsichtsrats. Die neue Struktur bezeichnete er als „Befreiungsschlag für alle Konzernbereiche“.