München. Die erste Runde im Duell Gerhard Gribkowsky gegen Bernie Ecclestone ist beendet. Drei Tage lang sagte der Banker vor dem Landgericht München gegen den Formel-1-Boss aus. Fertig sind Richter und Anwälte mit dem wichtigsten Zeugen aber noch nicht.

Zum Abschied wechseln die Herren ein paar Worte. Auf dem Weg aus dem Gerichtssaal bleibt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone kurz bei dem Banker Gerhard Gribkowsky stehen und spricht mit ihm. Der 1,90-Meter-Mann kann locker auf Ecclestone herabblicken, den "kleinen Mann", wie er ihn einmal genannt hat. Dann verschwindet der Banker aus dem tristen Gerichtsgebäude in München. Seine Aussage ist vorerst zu Ende. Drei Tage lang hatte er als wichtigster Zeuge im Bestechungsprozess gegen Ecclestone vor Gericht das Wort. Was er zu sagen hatte, dürfte dem Angeklagten nicht gefallen haben.

Zum Auftakt seiner Vernehmung am vergangenen Freitag fing Gribkowsky harmlos an, teilte an den Tagen danach aber kräftig aus. In blumigen Worten beschrieb er den 83-Jährigen als machthungrigen Alleinherrscher bei der Formel-1, der sich verbissen an seinen Chefsessel klammerte. Motto: "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir in der Formel 1." Um seinen Posten auch nach dem Besitzerwechsel der Rennserie zu behalten, habe Ecclestone ihm 44 Millionen Dollar gezahlt.

Gribkowsky muss Ende Juli noch einmal kommen

Gribkowsky verkaufte die Mehrheit der BayernLB an der Rennserie 2006 wie gewünscht an den Investor CVC, der Ecclestone bis heute im Amt ließ. Sollte er aber wegen Bestechung verurteilt werden, ist die jahrzehntelange Ära Ecclestone bei der Formel 1 zu Ende.

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Ob es so kommt, entscheiden die Richter frühestens im Sommer: Erst muss Gribkowsky Ende Juli nochmal kommen. Denn beendet ist seine Vernehmung noch nicht. Bislang haben nur die Richter und Staatsanwälte ihn ausgefragt. Nächstes Mal sind Ecclestones Anwälte dran: Sie werden Gribkowsky in die Mangel nehmen, weil sie ihm nicht glauben. "Es gab keine Bestechung", sagen sie.

Ecclestone muss zwei Mal die Woche nach München fliegen

Bis zum 31. Juli können sie seine Aussage sacken lassen und ihren Gegenangriff vorbereiten: Denn Ecclestone hatte die Millionenzahlung als eine Art Schweigegeld dargestellt, damit ihn der Banker nicht bei den Steuerbehörden verpfeift. Gribkowsky hat nicht mehr allzu viel zu verlieren: Er wurde bereits zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt. Sein gesamtes Vermögen musste er als Wiedergutmachung an die BayernLB abdrücken und seine Villa gegen eine Haftzelle eintauschen. Seit einem halben Jahr muss er als Freigänger nur noch nachts in den Knast - was Ecclestones Anwälte für bayerische Verhältnisse ungewöhnlich früh fanden.

Auf Ecclestone wartet somit noch ein langer Prozess. Zweimal pro Woche muss er auch in den nächsten Monaten nach München fliegen. Körperlich hält er das Verfahren aber ohne Probleme aus. Während andere im Saal regelmäßig um eine "biologische Pause" bitten, sitzt der 83-Jährige eisern und ohne Klagen auf dem Platz des Angeklagten. Mehrmals bot der Richter ihm an langen Tagen Pausen an, aber Ecclestone winkte ab. "I'm fine" (Mir geht es gut). Auch die Laune hat ihm das Verfahren noch nicht verdorben: In den Pausen scherzt er mit seiner Dolmetscherin, plaudert mit den Staatsanwälten oder seiner Frau: Sie darf nicht neben ihm sitzen, kommt aber immer wieder aus den hinteren Reihen zu seinem Platz - ganz vorne, vor der Richterbank. (dpa)